Experte gibt Rat für Betroffene

Heizkosten-Horror in Berliner Mietshaus - Miriam und Felix sollen 3.700 Euro nachzahlen

von Anna Pauly, Evelyn Rosar und Anna-Maria Pejsek

„Das hat uns den Boden unter den Füßen weggezogen!“
3.700 Euro – ein Betrag, den Miriam und Felix mit Sicherheit gern in ihre Zukunft investiert hätten. Stattdessen mussten sie diese Summe an ihren Vermieter Vonovia zahlen, denn: Das ist ihre Heizkosten-Nachzahlung für 2022. Das Berliner Paar ist nicht alleine, das gesamte Mietshaus ist von diesen hohen Rechnungen betroffen.

Vonovia lässt seine Wohnungen durch einen externen Dienstleister versorgen

Miriam (33) ist Ärztin und erwartet mit ihrem Partner Felix (38) Nachwuchs. Doch anstatt das Kinderzimmer einzurichten, muss sich das Paar mit einer enorm hohen Heizkostenabrechnung herumschlagen. Vonovia – eines der größten Wohnungsunternehmen in Deutschland – hat den Berlinern eine Rechnung von 5.767 Euro gestellt – davon sind 3.743 Euro Nachzahlung. Wie kann das sein?

RTL hat bei Vonovia nachgefragt. Das Unternehmen schreibt: „Es handelt sich um Wohnungen, die Wärme in Form von Contracting bekommen.“ Das bedeutet, Vonovia kauft bei einem externen Dienstleister die Wärme ein. Dieser installiert beispielsweise auch die Heizanlage. „Vonovia ist sozusagen nur Vermittler“, schreibt das Unternehmen selbst. Doch darf das so ablaufen? RTL hat einen Mietexperten gefragt.

Mietexperte über die hohen Preise: „Ich bin vom Stuhl gefallen"

Rolf Bosse
Vorsitzender des Mietvereins Hamburg, Rolf Bosse, gibt den Betroffenen eine Einschätzung zur Rechtslage.
RTL

Rolf Bosse ist Vorsitzender des Mietvereins Hamburg – er hat sich die Heizkostenabrechnung von Miriam und Felix näher angeschaut. Der Experte sagt: „Als ich gesehen habe, dass hier knapp 50 Cent für eine Kilowattstunde Wärme gefordert werden, da bin ich tatsächlich vom Stuhl gefallen.“ Zu beachten sind selbstverständlich die gestiegenen Heizkosten in den vergangenen Jahren, doch so eine hohe Summe hat selbst der Experte noch nicht gesehen.

Auch für Miriam und Felix war der Blick auf die Rechnung schockierend: „Es hat uns den Boden unter den Füßen weggezogen“, sagt Felix im RTL-Interview. Das Paart hat die Nachzahlung zunächst von ihren Ersparnissen bezahlt. Doch Rolf Bosse rät dem Paar und auch den anderen Betroffenen des Mietshauses, sich Einsicht in die Verträge zwischen Vonovia und Vattenfall – dem externen Dienstleister – geben zu lassen. Denn: „Es gibt Preisänderungsklauseln, die sich an bestimmten Börsenpreisen und Entwicklungen orientieren. Die sind unzulässig“, erklärt Bosse.

Das würde für Miriam und Felix bedeuten, dass sie die Rechnung nicht bezahlen müssen. Das Paar hat den Ratschlag mittlerweile befolgt und sich mit den anderen Mietern im Haus zusammengeschlossen. Sie wollen nun gemeinsam gegen Vonovia, Vattenfall und deren freche Preise angehen. Denn bei der Einmalzahlung bleibt es nicht. Miriam und Felix sollen nun monatlich einen Abschlag von 800 Euro zahlen. Das ist in etwa so viel wie ihre Kaltmiete.

Lese-Tipp: Vonovia kann viele Wärmepumpen nicht in Betrieb nehmen: zu wenig Strom

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Es ist nicht das erste Mal, dass Vonovia in die Schlagzeilen gerät. Immer wieder gibt es Beschwerden von Mietern, die über zu hohe Abrechnungen klagen. 2018 hat das Unternehmen einen „Abrechnungsfehler“ eingeräumt – nachdem Team Wallraff einem Mietkostenpfusch auf die Spur gegangen ist. Es lohnt sich also vermutlich immer wieder die (Ab)-Rechnungen gegenzuprüfen – besonders wenn man in einem Mietverhältnis lebt. (amp)

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