Plan in Großbritannien
Handyverbot an deutschen Schulen? Das sagt der Lehrerverband

Ein klingelndes Handy im Unterricht, heimliche Fotos von Mitschülern, Mobbingnachrichten – das soll es in England bald nicht mehr geben.
Denn die britische Regierung fordert ein komplettes Handyverbot an Schulen. Wäre das auch bei uns denkbar? Nein, sagt zumindest der deutsche Lehrerverband – und lehnt ein Handyverbot an Schulen ab.
Ablenkungen, Störungen und Mobbing verhindern
„Ein absolutes Handyverbot für alle Altersgruppen und den gesamten Schulbereich kann man nicht durchsetzen“, sagte Verbandspräsident Stefan Düll der Deutschen Presse-Agentur. Viele Eltern wollten, dass ihre Kinder sich für kurzfristige Absprachen etwa im Fall von Unterrichtsausfällen melden können.
Der Verband reagiert auf die Ankündigung der britischen Regierung von Montag (2.10.), dass es dort künftig ein Handyverbot an Schulen geben soll – auch in den Pausen. Bildungsministerin Gillian Keegan verwies auf Warnungen der UN-Bildungsorganisation Unesco, dass mobile Endgeräte zu Ablenkung und Cybermobbing führen könnten sowie die Privatsphäre der Schülerinnen und Schüler bedrohten. 29 Prozent der Oberschüler hätten über den unerlaubten Einsatz von Telefonen im Unterricht berichtet.
Eine gesetzliche Regelung dürfte aber noch einige Zeit dauern, daher sollen zunächst die Leitlinien angepasst werden.
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Lehrerverband: Großes Störungspotenzial durch Smartphones
Der Präsident des hiesigen Lehrerverbandes Stefan Düll sagte für Deutschland: „Wir müssen gut überlegen, für welche Altersstufe wir was zulassen.“ Das gelte umso mehr, wenn auch Tablets eingesetzt würden. „Wir müssen daran arbeiten, wie wir sicherstellen, dass nur das genutzt wird, was wichtig für den Unterricht ist.“
Zwar sei das Störungspotenzial durch Smartphones natürlich groß, so Düll. Doch habe es auch in der analogen Zeit viel Ablenkung gegeben. Schülerinnen und Schüler hätten Arbeitsaufgaben für andere Fächer gelöst, Briefchen geschrieben oder andere private Dinge erledigt.
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Schüler sollen lernen, verantwortungsvoll mit Handy umzugehen
Der Verbandspräsident forderte „einen Ansatz des emanzipierten Schülers“. Man müsse sich gemeinsam Gedanken machen, wie man mit digitalen Geräten in der Schule umgeht. „Ein flächendeckendes Komplettverbot führt nur zu Umgehung und in der Folge zur Drangsalierung junger Menschen“, sagte Düll.
Auch gegen digitales Mobbing helfe ein Handyverbot kaum. „Wer mobben will, macht dann nachmittags weiter. Das können Lehrkräfte nicht kontrollieren.“ Online-Mobbing müsse für sich behandelt und besprochen werden, um dann gezielt dagegen vorzugehen.
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Handyverbote sind auch in anderen Ländern geplant
Großbritannien ist nicht das erste Land, in dem Handys aus der Schule verbannt werden sollen. Schon im Juli hatten die Niederlande ein Verbot angekündigt, das von kommendem Jahr an greifen soll. Gerade wenn Schüler während des Unterrichts in sozialen Medien unterwegs seien oder andere Apps bedienten, lenke sie dies vom Unterrichtsstoff ab und störe die soziale Interaktion in der Klasse, hieß es als Begründung. Die britische Regierung nannte zudem Frankreich, Italien und Portugal als Beispiele. (dpa, sli)