Er bekam ein Treffen innerhalb von zehn Minuten!
Gerhard Schröder offenbar zu Krisengesprächen in Moskau

Altkanzler Gerhard Schröder ist laut Informationen der Deutschen Presse Agentur (dpa) in Moskau, um mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin Gespräche über den Ukraine-Krieg zu führen. Ein erstes Gespräch soll bereits am gestrigen Donnerstag (10.03.2022) stattgefunden haben. In Berlin scheint jedoch niemand von der Reise gewusst zu haben.
„Ich möchte das nicht kommentieren.“

Aus der Bundesregierung war zuvor verlautet, dass die Reise nicht mit ihr abgesprochen gewesen sei. Kanzler Olaf Scholz (SPD) sagte am Rande des EU-Gipfels in Versailles zu den Berichten über die Reise nur: "Ich möchte das nicht kommentieren."
Auch SPD-Parteichef Lars Klingbeil wusste nichts von der Reise, äußerte sich in der ZDF-Sendung "Maybrit Illner" jedoch vorsichtig positiv zur Moskau-Reise Schröders. "Alles was hilft gerade, um diesen furchtbaren Krieg zu beenden, ist ja willkommen", sagte er. Ob es etwas nütze, werde man sehen. Auf jeden Fall aber sei gerade jede Gesprächssituation "erst mal was Vernünftiges".
Ukraine soll um die Vermittlung gebeten haben
Laut des Magazins "Politico" soll die Ukraine Schröder geben haben, als Vermittler aufzutreten, um mit Putin über ein schnellstmögliches Ende des Kriegs in der Ukraine zu sprechen. Eine Bestätigung dafür gab es nicht. Es scheint, als habe Schröder die Reise auf eigene Faust geplant.
Ukrainischer Botschafter: "Mir ist davon nichts bekannt"

Nach der Meldung, die Ukraine habe selbst um die Vermittlung gebeten, meldete sich der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk. Er sagte der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstagnachmittag: "Mir ist davon nichts bekannt."
Melnyk hatte einen Vermittlungsversuch Schröders allerdings vor einer Woche in einem Interview befürwortet. "Er ist einer der wenigen hier in Deutschland, die womöglich noch einen direkten Draht zu Herrn Putin haben. Es gibt keinen, der so etwas hat in Deutschland und den anderen europäischen Ländern", sagte der Botschafter der "Bild".
Umweg über Istanbul
Nach dem Bericht von "Politico" ist die Reise von einem Kiewer Politiker eingefädelt worden. Am Montag sei das Ehepaar Schröder-Kim zunächst nach Istanbul gereist, wo der Altkanzler eine ukrainische Delegation getroffen habe. Seine anschließende Bitte bei Putin um ein Treffen soll innerhalb von zehn Minuten positiv beantwortet worden sein. Am Mittwoch seien Schröder und Schröder-Kim dann mit einer russischen Maschine nach Moskau gebracht worden.
Die beiden Politiker verbindet eine lange Freundschaft

Schröder ist seit langem mit Putin befreundet. Der Altkanzler ist zudem für die Erdgas-Pipeline-Unternehmen Nord Stream 1 und 2 als Lobbyist tätig sowie Aufsichtsratschef beim russischen Ölkonzern Rosneft. Obwohl Putin am 24. Februar einen Angriffskrieg auf die Ukraine startet, hält Schröder an seinen Posten fest – trotz massiver Kritik. Die SPD-Spitze hat Schröder bereits ultimativ aufgefordert, seine Mandate bei russischen Staatsunternehmen niederzulegen. Bisher gab Schröder dazu keine Antwort.
Ob es weitere Gespräche zwischen Putin und Schröder geben wird, ist zunächst unklar.(dpa/mup)