Polizei warnt vor dreister Masche
Falsche Jugendamt-Mitarbeiterin will fremdes Kind mitnehmen - Tagesmutter reagiert genau richtig

Beunruhigender Vorfall im nordrhein-westfälischen Geldern: Am Donnerstag klingelt eine ältere Frau in der 30.000-Einwohner-Stadt bei einer Tagesmutter und behauptet, im Auftrag des Jugendamtes nach einem Jungen zu suchen. Eine dreiste Lüge, wie sich herausstellt. Eltern in der Gegend sind besorgt, weil die Frau auch persönliche Daten des Kindes kannte. Dahinter könnte sogar eine Masche stecken.
Kleines Kind in Obhut einer Tagesmutter, dann klingelt angeblich das Jugendamt
Am Donnerstag habe die bislang unbekannte Frau plötzlich vor ihrer Tür gestanden und sich als Mitarbeiterin des Jugendamtes ausgegeben, berichtete eine Tagesmutter aus Geldern der Polizei im Anschluss an den verdächtigen Vorfall. Zuerst hatte die Rheinische Post berichtet. Die Mutter des Kindes, das die Tagesmutter zu der Zeit betreut hat, ist schockiert: „Diese Dame sagte unserer Tagesmutter, sie wäre aus Kleve und wollte reinkommen. Sie wusste, wie alt mein Sohn ist beziehungsweise, wann er Geburtstag hat“, schrieb sie am Donnerstag auf Facebook. Woher die Frau diese Daten hat, ist unklar.
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Tagesmutter handelt geistesgegenwärtig – dreiste Betrügerin wird sauer und haut ab
Die Tagesmutter hat der älteren Dame ihre Geschichte glücklicherweise nicht abgekauft und sie an der Tür abblitzen lassen. Da sei die Frau sogar „richtig unhöflich“ geworden, schreibt die Mutter des Kindes auf Facebook weiter. Als die Tagesmutter das Jugendamt kurz darauf über den Vorfall informiert, wird klar: An diesem Tag waren keine Mitarbeiter des Jugendamtes bei Tagesmüttern unterwegs. Außerdem würden sich diese immer vor einem Besuch anmelden, wie die Stadt Geldern auf Anfrage der Rheinischen Post bestätigt.
Noch am selben Tag wurden alle Tagesmütter der Region in einer Info-Rundmail vor entsprechenden Fake-Besuchen gewarnt. Alle Mitarbeiter der Stadt könnten sich grundsätzlich ausweisen und würden sie auch stets tun, wenn sie Hausbesuche machen, hieß es darin.
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Mutter des Kindes: „Ich habe ein super schlechtes Bauchgefühl“
Die Identität der Frau ist noch nicht geklärt. Lediglich ist bekannt, dass es sich um eine ältere Person handeln soll. Die Mutter des betroffenen Jungen versteht die Welt nicht mehr: Was die unbekannte Frau genau wollte und ob sie es wieder versuchen wird, kann ihr niemand beantworten. Möglicherweise wollte sie das Kind sogar mitnehmen. „Ich habe ein super schlechtes Bauchgefühl“, schreibt die Mutter, mit Vornamen Chantal, im Netz.
In einer Facebook-Gruppe aus rund 13.000 Geldernern hatte sie ihre Sorgen mit anderen Einwohnern der Stadt geteilt. Dort fragte sie auch, ob es in der Gegend ähnliche Vorfälle gegeben hatte. Berichtet wird, dass die unbekannte Frau auch noch bei einer anderen Tagesmutter gewesen sein soll. Klar ist: Der Vorfall sorgt für viel Unruhe bei den Eltern und den Tagesmüttern.
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Polizei betont: Es braucht zeitnahe Hinweise, um Täter zu erwischen
Die Polizei erfuhr von dem Vorfall erst durch die Rheinische Post. „Es wäre hilfreich, wenn wir in solchen Fällen zeitnah eine Personenbeschreibung oder andere Hinweise bekommen könnten, um der Sache nachzugehen“, sagt Corinna Saccaro von der Pressestelle der Polizei im Kreis Kleve der Rheinischen Post. Das Verhalten der Tagesmutter vor Ort sei darüber hinaus völlig richtig gewesen.
Der Fall in Geldern erinnert an Vorfälle aus dem Ruhrgebiet vor einiger Zeit. Erst im August 2022 wollten in Neumühl und Hamborn zwei Frauen als angebliche Mitarbeiter des Jugendamtes in Wohnungen eindringen. Das Jugendamt Duisburg warnt seitdem ausdrücklich davor, unbekannte Leute in die Wohnung zu lassen. Man solle sich auf jeden Fall den Dienstausweis zeigen lassen. 2019 hatte es in Duisburg weitere Fälle gegeben: Ein Mann und eine Frau hatten sich als Mitarbeiter des Jugendamtes ausgegeben und nach dem jüngsten Kind verlangt. Laut Polizei war es seinerzeit unklar, ob es sich um versuchte Kindesentführung handele oder eine Form des Trickbetrugs, um in fremde Wohnungen zu gelangen. (lmc)