Gedanken zur K-Impfung

Geimpft wie die Kanzlerin: Wird sie es so empfinden wie ich?

 Bundeskanzlerin Angela Merkel CDU am 16. April 2021 mit einer FFP2 Maske und gefalteten Haenden im Plenarsaal des Bundestags waehrend der ersten Lesung zum Bevölkerungsschutzgesetz und der Verschaerfung des Infektionsschutzgesetzes. Bundestag zum In
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) soll nun geimpft werden.
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von Carsten Mierke

Angela Merkel wurde geimpft. Mit AstraZeneca. Genau wie unser Reporter Carsten Mierke in dieser Woche. Dazu hat er sich ein paar Gedanken gemacht.

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Muss die Kanzlerin ihre Zettel selbst ausfüllen?

Carsten Mierke
RTL-Reporter Carsten Mierke: Dankbar, dass er endlich geimpft wurde.
RTL

Na gut, die Kanzlerin ist ein paar Jahre älter als ich, aber beide sind wir Ü60 und nun haben wir in der gleichen Woche unsere erste Corona-Impfung mit AstraZeneca bekommen. Wie wird sie sich wohl den Termin besorgt haben, frage ich mich. Macht sie das selber, am Telefon? „Guten Tag, meine Name ist Merkel, ich bin über 60 Jahre alt und hätte gerne eine Corona-Schutzimpfung“.

Also bei mir war das so. Über Ostern gab es ja schon mal so eine Sonder-Aktion bei der sich über 60jährige das unbeliebte und immer wieder anderen Altersgruppen empfohlene Astra spritzen lassen konnten. Da ging ich noch leer aus. Als ich bei der 0800-116-11701 endlich durchkam, waren alle Termine schon weg. Dann aber hörte meine Frau im Radio, die Stadt Köln habe noch mal ein paar Tausend Dosen für uns übrig. Diesmal klappte es. Auf der Internetseite der Stadt Köln stand zwar in dicken Buchstaben – wahrscheinlich noch von Ostern – die Aktion sei beendet, doch der Radiosender hatte Recht. Montag angerufen, Mittwoch gespritzt. So schnell kann es plötzlich gehen – auch in Deutschland.

Apropos Deutschland: Drei Formulare musste ich vorher ausfüllen, mit herumliegenden Kugelschreibern. Andere Länder machen das wahrscheinlich längst elektronisch. Und wieder frage ich mich: Hat die Kanzlerin das auch alles selber aufs Papier gekritzelt? Adresse, Geburtsdatum, Allergien, Krankheiten, wünsche ich noch ein weiteres Arztgespräch, ja, nein - all so was halt. Und dann sehe ich sie vor meinem geistigen Auge, wie sie durchs Impfzentrum läuft: mit diesem energisch schwankenden und konzentrierten Schritt. So wie ich sie als Reporter früher im Reichstag und jetzt im Brüsseler Ratsgebäude laufen sehe. Und immer mindestens ein Mann drei Schritte hinter ihr. Verlaufen kann sie sich sicher nicht im Impfzentrum, jedenfalls nicht, wenn das in Berlin so ist, wie bei mir in Köln: Alle 10 Meter steht jemand und fragt: „Astra? Da entlang!“ Was ein Aufwand, denke ich mir, aber vorbildlich organisiert. Und in der Astra-Schlange ist tatsächlich viel weniger los. Gerade mal 10 Sekunden darf ich vor der Spritzen-Kabine auf dem Hocker sitzen, dann kommt schon jemand und bringt mich in die kleine Kabine wo in einer Pappschachtel die Pflaster für hinterher liegen. Ein netter Kinderarzt aus Köln-Porz impft mich. Ich hatte ihn gefragt, was er so macht, wenn er nicht im Impfzentrum ist. Seine Kollegin macht die Praxis, er hilft hier aus, „weil es ja mal vorangehen muss“. Vielen Dank, sage ich ihm. Jetzt frage ich mich: Wer wohl heute die Kanzlerin geimpft hat? Der Chef, irgendjemand zufälliges? Naja, der oder diejenige wird wohl auf viele Fotos kommen. Ist halt was anderes, als so ein Reporter in Köln.

Große Dankbarkeit: „Spitze mit der Spritze“

Jedenfalls spüre ich eine große Dankbarkeit – irgend so was wird heute bestimmt auch die Kanzlerin sagen – aber ich glaube, sie und ich, wir meinen das ernst. Da passt es ganz gut, was ich heute in der Zeitung las: „Spitze mit der Spritze“. Es müsse mal Schluss sein, mit dem ewigen Genörgel. Klar, haben EU, Berlin und die Länder vieles gründlich versemmelt, aber „Deutschland impft besser, als es sein Ruf vermuten lässt“, steht da in der Zeitung. Und plötzlich – als schon Geimpfter, als Privilegierter also – sehe ich meinen Kopf ein bisschen nicken. Mein Kopf, der auch zwei Tage danach noch etwas schmerzt, mein Arm, der sich anfühlt, als würde ein Elefant darauf sitzen... Und trotzdem bin ich dankbar. Ob es der Kanzlerin genau so geht, ob sie auch diese Grippe-Symptome bekommt und ob sie genau so denkt? Jedenfalls wird es Zeit, dass neben der Kanzlerin und dem Reporter noch viele, viele andere in diesem Land eine Impfung bekommen – ganz, ganz schnell!!

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