Laut Bushido sind die Aufnahmen nicht vollständig und zusammengeschnitten

Geheime Audiodateien im Abou-Chaker-Prozess abgespielt: Fliegender Stuhl ist nicht zu hören

Anis "Bushido" Ferchichi" (43) und Arafat Abou-Chaker (46) waren jahrelang beste Freunde
Anis "Bushido" Ferchichi" (43) und Arafat Abou-Chaker (46): Einst Freunde, dann Rivalen vor Gericht
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von Samina Faizi und Cathleen Bergholz

Eigentlich sitzt Bushido im Prozess gegen Arafat Abou-Chaker und seine Brüder immer mit seinem Anwalt Steffen Tzschoppe oder einem Vertreter im Gerichtssaal. Doch am 77. Verhandlungstag kommt es zu einer ungewöhnlichen Premiere: Der Rapper ist plötzlich ganz auf sich allein gestellt, denn sein Anwalt hängt im Urlaub fest. Schlechter könnte das Timing nicht sein. Denn nach langem Warten werden ausgerechnet an diesem Tag die geheimen Audiodateien des „Stern“ ausgewertet – und diese können die bisherigen Anschuldigungen von Bushido erst einmal nicht bestätigen.

Audiodatei soll endlich Aufschlüsse geben im Abou-Chaker-Prozess

Freiheitsberaubung, versuchte schwere räuberische Erpressung, Nötigung, gefährliche Körperverletzung, Beleidigung und Untreue – die Liste der Vorwürfe gegen Arafat Abou-Chaker und seine Brüder ist lang. Aber was ist wirklich zwischen Bushido und seinen einstigen Freunden und Geschäftspartnern geschehen? Antworten auf diese Frage soll vor allem sie geben: Eine geheime Audiodatei des „Stern“, die erst während des Prozesses aufgetaucht ist. Woher die Datei stammt, berichtet der „Stern“ nicht. Sie soll dem Magazin zugespielt worden sein, heißt es nur. Entstanden sei sie am 18. Januar 2018. An jenem Tag, so Bushido, soll der Rapper von Arafat Abou-Chaker und seinen Brüdern eingeschlossen, bedroht und mit einer Wasserflasche und einem Stuhl verletzt worden sein. Laut „Stern“ gab es an dem besagten Januartag allerdings keinen Streit, keine Drohungen und keine Gewaltausbrüche- genau das könne die Datei beweisen.

RTL-Reporterin hört keine Gewaltausbrüche auf Tonaufnahme

Bereits im Juni sollte die Datei vor Gericht abgespielt und analysiert werden. Aufgrund diverser Verschiebungen innerhalb des Prozesses kommt es zu der Auswertung nun erst am 77. Verhandlungstag. Auch Bushido selbst ist dabei, als die knapp zweistündige Tonaufnahme, die auch auf 108 Seiten verschriftlicht wurde, abgespielt wird.

Abou-Chaker-Prozess: Geheime Tonaufnahme des Stern wird vor Gericht ausgewertet
Geheime Tonaufnahme des "Stern" wird vor Gericht ausgewertet: RTL-Reporterin Samina Faizi hält die 108-seitige Audioabschrift in den Händen
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Es ist schwierig, dem Gesprächen zu folgen, denn der Ton hat eine schlechte Qualität. Trotzdem sind Bushido und vor allem Arafat Abou-Chaker gut zu erkennen. Während Bushido ruhig spricht, fast schon kleinlaut ist, nimmt RTL-Reporterin Samina Faizi einen lauten, impulsiven Arafat Abou-Chaker wahr. „Nett gesagt würde ich Arafat als einen leidenschaftlichen Redner beschreiben“, so Faizi. Abou-Chaker haut zwischendurch auch auf den Tisch. Auf der Tonaufnahme ist auch immer wieder ein Glas zu hören, das leicht klirrt, aber nicht zerbricht. Auch vor Beleidigungen macht Arafat Abou-Chaker kein Halt und beschimpft Bushido: „Du bist der größte, falscheste Hund, den ich gesehen habe“, brüllt er.

Gewalt und Drohungen sind auf der Audiodatei allerdings nicht zu vernehmen. „Ich habe keinen Stuhl gehört, der durch die Luft fliegt oder eine Wasserflasche“, schildert RTL-Reporterin Samina Faizi.

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Bushido: "Da fehlen Passagen."

Bevor der Prozesstag beendet wird, hat Bushido selbst noch die Möglichkeit, die Inhalte des Mitschnitts zu kommentieren. Ohne den Beistand seines Anwalts, der wegen Flugprobleme nicht rechtzeitig aus Mexiko zurück nach Berlin kommen konnte, macht er für die letzten dreißig Minuten seine Aussage. Die Datei spiegele nicht alles wieder. „Da fehlen Passagen“, so Bushido. Außerdem habe er an einer Stelle einen harten Übergang gehört. Technisch, so glaubt Bushido, wurde hier geschnitten. „Bushido ist überzeugt, dass die Audiodatei aus mehreren Dateien zusammengeschnitten wurde und nicht die echten Geschehnisse am 18. Januar 2018 widerspiegeln.“, fasst Samina Faizi zusammen.

Bushidos Aussage ist damit aber noch nicht abgeschlossen. Am Mittwoch, 17. August 2022, wird er erneut befragt und die Auswertung der Audiodatei fortgeführt.