Schalke lässt den BVB jubeln
Abstiegs-Horror lähmt Werder Bremen

Die Fußball-Bundesliga bekommt einen dramatischen Abstiegs-Showdown am 34. Spieltag. Für drei Teams geht es dann um alles: den 1. FC Köln (17.), für Werder Bremen (16.) und für Arminia Bielefeld (15.). Der Aufsteiger aus Ostwestfalen verpasste an diesem Spieltag die gewaltige Möglichkeit, sich eine herausragende Ausgangslage zu verschaffen. Gegen Hoffenheim ließ die Mannschaft etliche Top-Torchancen liegen. Und was hat der FC Bayern gemacht? Der hat nicht gewonnen, aber dennoch Grund zum Feiern: Robert Lewandowski erzielte sein 40. Saisontor und zog mit dem legendären Gerd Müller gleich. In Abwesenheit darf auch Borussia Dortmund jubeln. Dank eines spektakulären Erfolgs des Erzrivalen FC Schalke 04 gegen Eintracht Frankfurt hat der BVB am Sonntag Matchball im Kampf um die Qualifikation für die Champions League. Der 33. Spieltag in der Zusammenfassung.
SC Freiburg - FC Bayern München 2:2 (1:1)

Tore: 0:1 Lewandowski (26.), 1:1 Gulde (29.), 1:2 Sané (53.), 2:2 Günter (81.)
Sturm-Ass Robert Lewandowski hat den Uralt-Torrekord von Gerd Müller egalisiert, trotz weiterer guter Chancen aber noch nicht übertroffen. Der polnische Nationalstürmer traf beim 2:2 (1:1) des FC Bayern München beim SC Freiburg am Samstag in der 26. Minute per Foulelfmeter und egalisierte durch sein 40. Saisontor die bisherige Bundesliga-Bestmarke von „Bomber“ Müller. Dieser hatte in der Spielzeit 1971/1972 ebenfalls 40 Treffer für die Bayern erzielt. Im zweiten Durchgang ließ Lewandowski beste Gelegenheiten ungenutzt. Kommendes Wochenende gegen den FC Augsburg hat er dann aber noch eine weitere Chance, den Weltmeister von 1974 sogar zu übertrumpfen.
Neben Lewandowski traf Leroy Sané (53.) für Meister Bayern. Die Freiburger Tore erzielten die Verteidiger Manuel Gulde (29.) und Christian Günter (81.). Der Sport-Club, der in der kommenden Saison in seine neue Arena umziehen möchte und gegen die Bayern womöglich sein letztes Heimspiel im altehrwürdigen Schwarzwald-Stadion ausgetragen hat, hat damit auch am letzten Spieltag noch die kleine Chance, sich für die neue Conference League zu qualifizieren.
Hertha BSC - 1. FC Köln 0:0
Die gute Nachricht aus Kölner Sicht zuerst: Der „Effzeh“ ist an diesem Spieltag nicht abgestiegen. Das wäre möglich gewesen. Die schlechte Nachricht: Die Geißböcke haben wichtige Punkte im Kampf um den Klassenerhalt nicht geholt und bleiben somit auf dem vorletzten Tabellenplatz stecken. Großes Zittern ist angesagt. Am letzten Spieltag muss nun ein Sieg her, um die Klasse noch zu halten. Gegner ist der FC Schalke 04. Gleichzeitig dürfen Bremen und Bielefeld nicht gewinnen.
Zum Spiel: Die Kölner standen von Anfang an sicher, hatten in Durchgang eins auch mehr vom Spiel, mussten sich aber dennoch bei Torwart Timo Horn bedanken. Der Keeper hielt nach 30 Minuten erst gegen Nemanja Randonjic, neun Minuten später gegen Herthas Startelf-Debütanten Jessic Ngankam, der frei vor dem Tor aufgetaucht war. Köln ging in der zweiten Hälfte zunächst wenig ins Risiko, wurde dann mutiger, eine Drangphase in der Schlussviertelstunde überstand die Hertha aber. Die Spannung? Extrem. Berlin darf den Klassenerhalt feiern.
FC Augsburg - Werder Bremen 2:0 (0:0)

Tore: 1:0 Khedira (57.), 2:0 Caligiuri (90., Elfmeter).
Bes. Vorkommnisse: Rote Karte für Vargas (FC Augsburg, 13. Tätlichkeit), Gelb-Rot für Groß (Werder Bremen, 49., wiederholtes Foulspiel).
Im Abstiegskracher war dank Tröten und auf Mülltonnen trommelnden Mitarbeitern eigentlich schon für ausreichend Musik gesorgt. Einen Paukenschlag gab es dennoch. Denn der FCA stellte sich gleich in der Anfangsphase selbst ein Bein. Ruben Vargas trat am Mittelkreis abseits des Ball nach seinem Gegenspieler Theodor Gebre Selassie. Für diese dämliche Aktion sah er zurecht die Rote Karte. Die bayerischen Schwaben fortan also in Unterzahl.
Werder setzte erste Akzente, Josh Sargents Schuss flog schon am FCA-Keeper vorbei, Reece Oxford blockte den Rückstand aber ab (21.). Mit mehr Ballbesitz, mehr Torschüssen und einem Mann mehr dominierte Werder die erste Halbzeit, ohne aber viele Hochkaräter zu kreieren. Kurz vor der Halbzeit reklamierten die Augsburger vehement ein Werder-Handspiel im Strafraum. Dem möglichen Vergehen von Davie Selke war aber eine Abseitsposition vorausgegangen.
Und die zweite Halbzeit begann wie die erste: mit einem Platzverweis. Der Bremer Christian Groß holte sich nach überhartem Einsteigen Gelb-Rot ab. In Sachen Feldspieler war die Partie wieder ausgeglichen, nicht aber in der Tor-Statistik. Denn aus einen Ball-Tohuwabohu infolge einer Ecke reagierte Rani Khedira im Werder-Sechzehner am schnellsten und schoss aus sieben Metern Augsburg in Führung. Bremen kämpfte gegen den Rückstand an. Leonardo Bittencourt scheiterte am Aluminium (72.). Die Entscheidung fiel dann in der Schlusshase. Milot Rashica brachte André Hahn zu Fall. Daniel Caligiuri schnappte sich den Ball und versenkte den fälligen Elfmeter. Augsburg packt den Klassenerhalt, Bremen muss auf dem Relegationsplatz weiter mächtig zittern.
Bayer Leverkusen - Union Berlin 1:1 (1:0)
Tore: 1:0 Wirtz (26.), 1:1 Pohjanpalo (72.)
Puh, was für ein zähes Spiel, aber Bayer Leverkusen erreicht immerhin sein Minimalziel Europa League. Die Mannschaft von Leih-Trainer Hannes Wolf kommt zwar nicht über ein 1:1 (1:0) gegen Union Berlin hinaus, profitierte jedoch vom 1:2 von Borussia Mönchengladbach gegen den VfB Stuttgart. Bereits vor dem Anpfiff wurde Lars Bender eine besondere Ehre zuteil: Der 32-Jährige wurde nach zwölf Jahren bei Bayer, davon fünf Jahre lang als Kapitän, zum Ehrenspielführer des Werksklubs ernannt. Die Fans bedankten sich auf der verwaisten Stehplatztribüne bei ihm: "TREUE, KAMPF, LEIDENSCHAFT - DANKE LARS", stand auf einem ausgebreiteten Spruchband. Vor dem Anstoß in der BayArena wurde Lars ebenso wie sein Zwillingsbruder Sven zudem offiziell verabschiedet. Die Bender-Zwillinge beenden mit Abschluss der laufenden Saison ihre Karrieren.
FC Schalke 04 - Eintracht Frankfurt 4:3 (1:1)

Tore: 1:0 Huntelaar (15.), 1:1 Silva (29.), 1:2 Sané (51., ET), 2:2 Idrizi (53.), 3:2 Flick (60.), 4:2 Hoppe (64.), 4:3 Silva (72.).
Bes. Vorkommnisse: Trapp hält Elfmeter von Huntelaar (15.)
Eintracht ging aggressiv auf die Schlappen der Tabellenletzten, setzte Schalke mit hohem Pressing früh unter Druck. Die erste Chance der Partie aber hatten die Gastgeber. Nach feiner Chip-Flanke knallte S04-Kapitän Klaas-Jan Huntelaar den Ball ans Außennetz (6.). Kurz darauf legte der Kölner Keller mit Videobeweis die Lupe an. Amine Harit fiel nach einer hauchzarten Berührung von Tuta zu Boden. Elfmeter! Huntelaar scheiterte erst mit einer schwachen Ausführung an Torwart Kevin Trapp, hatte beim Nachschuss aber leichtes Spiel (15.). Wie schon in den vergangenen beiden Spielen ging Königsblau also in Führung – und Huntelaar hatte sogar den Doppelpack auf dem Fuß (24.). Ein Patzer von Ralf Fährmann leitete dann den Ausgleich ein. Der Keeper unterschätzte und unterlief eine Younes-Flanke und so köpfte Silva ein. Wenig später entschärfte er einen Kopfball von N’Dicka (36.) Den spielerisch überlegenen Frankfurtern unterliefen zu viele Schnitzer, um sich abzusetzen.
Das gelang dann vermeintlich nach dem Seitenwechsel, als Sané mit einem Eigentor Frankfurt in Führung brachte. Allerdings hielt die nur für wenige Sekunden. Schalke konterte sofort. Nach toller Kombination enteilte Blendi Idrizi der Frankfurter Hintermannschaft und versenkte den Ball im linken Eck. Und Schalke machte einfach weiter. Nach Zuspiel von Matthew Hoppe ballerte Florian Flick aus der Drehung die Kugel ins Tor. 3:2! Spiel wieder gedreht. Schalke von ungewohnten Glückshormonen angetrieben, konterte gegen völlig offenstehenden Frankfurter weiter. Hoppe krönte seinen langen Lauf von der Mittellinie mit dem 4:2. Nun waren plötzlich wieder die Gäste an der Reihe: Durch eine Flipper-Szene gelang Frankfurt der Anschluss. Nach einem Schuss von Luka Jovic stocherte André Silva zwei Mal nach, im zweiten Versuch dann auch erfolgreich. Die SGE drückte weiter, Silva und Steven Zuber vergaben vor Fährmann. So blieb es bei der knappen Niederlage, die Frankfurt wehtut. Der Traum von den Champions-League-Rängen ist damit in weite Ferne gerückt. Schon am Sonntag haben es Wolfsburg und Dortmund in der eigenen Hand.
Borussia Mönchengladbach - VfB Stuttgart 1:2 (1:0)
Tore: 1:0 Stindl (45.), 1:1 Endo (72.), 1:2 Kalajdžić (77.)
Ein ganz bitteres Ding aus Gladbacher Sicht: erst geführt, dann alles verspielt. Was für ein toller Nachmittag für den VfB Stuttgart! Aber der Reihe nach: Es war eine erste Hälfe ohne die ganz großen Höhepunkte – bis zum Auftritt von Gladbachs Kapitän Lars Stindl. Der 32-Jährige erzielte nach einer hohen Hereingabe das 1:0 und damit seinen 13. Saisontreffer für die Gastgeber. Nach der Pause allerdings gaben zu passive Gladbacher in einem wilden Spiel ohne allzu klare Aktionen die Führung aus der Hand. Wataru Endo zog für Stuttgart aus der zweiten Reihe ab – drin das Ding! Sechs Minuten später ging ein abgefälschter Schuss (Kalajdzic) von Pascal Stenzel an Fohlen-Keeper Yann Sommer vorbei. Böse Zungen sagen: Die Fohlen hatten um diesen Treffer gebettelt.
Durch den Dreier dürfen sich die Stuttgarter plötzlich wieder Hoffnungen aufs Erreichen des internationalen Geschäfts machen, in das auch Gladbach so gerne will. Auf Platz sieben, der in dieser Saison zur Teilnahme an der UEFA Conference League berechtigt, steht Union Berlin mit einem Zähler vor Gladbach, das wiederum einen Zähler vorm in dieser Saison bockstarken Aufsteiger Stuttgart steht. Bittere Erkenntnis für die Gladbacher: Seit feststeht, dass Trainer Marco Rose den Klub Richtung Borussia Dortmund verlässt, ist der Flow völlig weg.
Arminia Bielefeld - TSG Hoffenheim 1:1 (1:1)

Tore: 0:1 Kramaric (5.), 1:1 Voglsammer (23.)
Was für ein Abschluss-Drama für Arminia Bielefeld. Zwar hat der Aufsteiger vor dem finalen Kampf um den Klassenerhalt die Abstiegsplätze verlassen, doch kam die Mannschaft gegen die TSG Hoffenheim trotz bester Chancen, ach was, trotz allerbester Chancen nicht über ein 1:1 (1:1) hinaus, schob sich dank der Ergebnisse der strauchelnden Konkurrenz aber vom Relegationsrang auf Platz 15 vor. Andreas Voglsammer (23.) traf mit einem phänomenalen Freistoß für die Ostwestfalen, die nun beim bereits geretteten VfB Stuttgart den direkten Klassenerhalt aus eigener Kraft perfekt machen können. Hoffenheims nun alleiniger Saisontor-Rekordhalter Andrej Kramaric (5.) hatte die Kraichgauer mit seinem 19. Treffer in Führung gebracht.
Voglsammer (48.) hätte freistehend aus kürzester Distanz die Führung erzielen müssen, scheiterte aber am sensationell reagierenden Philipp Pentke im TSG-Tor. Joakim Nilsson (49.), Masaya Okugawa (55.) und Fabian Klos (57.) kamen zu weiteren vielversprechenden Abschlüssen. Die Arminia holte sich vor dem Spiel eine gehörige Extra-Motivation ab. Mehrere hundert Fans empfingen die beiden Bielefelder Busse mit lautstarken Gesängen vor dem Stadion - und das inmitten eines starken Regenschauers. (tno/sfu/msc)