„Wie soll ich das nur schaffen?“

Unheilbarer Gehirntumor, gekündigt, ungeplant schwanger - junge Familie weiß nicht weiter

Freddy und Milena erwarten aktuell ihr erstes gemeinsames Kind. Ob ihr Sohn seinen Vater jemals kennenlernen wird, ist unklar.
Freddy und Milena erwarten aktuell ihr erstes gemeinsames Kind. Ob ihr Sohn seinen Vater jemals kennenlernen wird, ist unklar.
privat / Instagram Milas Lebenschaos
von Larissa Königs

Wie viel Leid kann man ertragen, bevor man zusammenbricht?
Milena (34) lebt gerade drei Monate mit Sohn Ilyas bei ihrem Partner Freddy, als der an seinem Geburtstag die wohl schlimmste Diagnose bekommt. Er hat einen Gehirntumor, inoperabel. Freddy wird sterben. Es folgt ein Ärztemarathon, Kündigungen, finanzielle Not. Und dann wird Milena auch noch ungeplant schwanger. Jetzt bittet sie öffentlich um Hilfe.

Eine Schockdiagnose ohne Vorwarnung: Hirntumor!

Freddy ist 32 Jahre alt, als es ihm plötzlich schlecht geht. Tagsüber klagt er über starke Kopfschmerzen, nachts muss er sich übergeben, ist kaum ansprechbar. „Er konnte nicht mehr korrekt sprechen, nicht mehr aufstehen und sah nichts mehr“, sagt seine heutige Frau Milena.

Kurz darauf, im Februar 2023, wird ein Gehirntumor diagnostiziert. Es handelt sich um ein Glioblastom, schnell wachsend und aggressiv. Der Tumor gilt als unheilbar. Die durchschnittliche Lebenserwartung beträgt maximal zwei Jahre.

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Direkt nach der Diagnose hängt Freddys Leben bereits am seidenen Faden: Der Tumor blockiert den Ablauf des Hirnwassers. Dadurch stieg der Hirndruck extrem. In einer Not-Operation wird ihm ein Shunt, ein künstlicher Abfluss für die Flüssigkeit, eingebaut. Kurz darauf folgt eine zweite, lebensrettenden Not-OP und ein zweiter Shunt.

Die Ärzte geben Freddy maximal sechs Monate

Nach der Diagnose heiraten Freddy und Milena
Nach der Diagnose heiraten Freddy und Milena
privat/ Instagram milas_lebenschaos

„Die Ärzte gaben uns keine Hoffnung“, erinnert sich Milena. Ihre niederschmetternde Prognose: maximal sechs Monate. Als lebensverlängernde Maßnahme wird Freddy Bestrahlung und Chemotherapie empfohlen, die er direkt startet.

Gesundheitlich geht es ihm zunehmend schlechter. Er muss sich täglich mehrfach übergeben, nimmt stark ab. Zudem hat er Koordinationsstörungen und große Gedächtnisschwierigkeiten. „Er brachte vieles sehr durcheinander“, sagt Milena.

Doch er gibt nicht auf, absolviert, trotz Bestrahlung und Chemo, erfolgreich seine Technikerprüfungen und schafft seinen Abschluss. Einige Monate nach der Diagnose heiratet das Paar. Ein Lichtpunkt für die Familie. Denn es läuft auch abseits der Krankheit einiges schief.

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„Wirtschaftlich nicht mehr tragbar“: Milena wird gekündigt

Milena, Sozialarbeiterin, die sich zum Zeitpunkt der Diagnose noch in der Probezeit befindet, wird von ihrem Chef gekündigt. Der Grund: Sie spielt mit offenen Karten, erzählt von Freddys Diagnose und gibt zu, dass sie nicht weiß, wie die nächsten Monate werden. „Und am nächsten Tag hatte ich dann die Kündigung in der Hand“, sagt sie im RTL-Gespräch.

Sie sei „wirtschaftlich nicht mehr tragbar“, habe es geheißen. Wenn „alles vorbei sei“, könne sie gerne wiederkommen. Eine Aussage, die angesichts von Freddys Lebenserwartung, die nach wie vor eher Monate als Jahre umfasst, nur zynisch wirkt.

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Auch mit dem Ärzteteam, das ihn betreut, läuft es nicht rund. Es habe zahlreiche Versäumnisse gegeben, erzählt Milena. Deshalb wechseln beide zu einem renommierten Onkologen nach Münster. Von ihrer Heimat, einem Dorf in der Nähe von Karlsruhe aus, fahren sie jetzt alle sechs bis acht Wochen mehr als 500 Kilometer. Problematisch ist nicht nur die große Entfernung – sondern auch die dadurch entstehende finanzielle Belastung. „Aber auch das stemmten wir“, so Milena.

Doch im Dezember der Schock: Auch Milena muss plötzlich ins Krankenhaus.

„Wie soll ich das schaffen?“ Milena ist ungeplant schwanger

Die Ärzte vermuten bei ihr innere Blutungen und eine Eileiterschwangerschaft – obwohl das Paar immer verhütet hat. Milena wird notoperiert. Allein das ist schon schwer für sie zu verarbeiten, schließlich ist sie zu diesem Zeitpunkt der Anker im Familienleben. Jetzt fällt sie plötzlich aus.

Doch nach der OP kommt der wahre Schock: Sie hat keine Eileiter-, sondern eine richtige Schwangerschaft, wie ihr die Krankenpflegerinnen strahlend mitteilen. Und Milena? Bricht zusammen.

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„Es war hart. Alle um mich herum sagten: Oh, was für ein Wunder! Aber für mich war es kein Wunder. Ich wollte einfach nur flüchten. Ich will dieses Leben nicht haben“, gibt sie zu. Sie fällt in ein tiefes Loch. „Mein Körper hat keine Gefühle zugelassen, außer Angst.“ Zum einen ist da die Sorge, ob das Kind überhaupt gesund ist. „Freddy hat ja Chemotherapie bekommen, da hatte ich schon Angst, was das mit unserem Baby macht.“ Eine Sorge, die ihr recht zeitnah genommen wird. Ihr Kind ist völlig gesund.

Doch natürlich fragt sich Milena auch: „Lebt mein Mann überhaupt noch, wenn unser Sohn geboren wird? Bin ich dann vielleicht schon Witwe? Und wie soll ich das finanziell alles schaffen?“ Sie bekommt schwere Depressionen. Die Existenzängste werden so groß, dass sie komplett eingenommen wird. Doch Milena kämpft sich wieder heraus.

Spenden für eine Elternzeit ohne finanzielle Sorgen

Mitte Januar wendet sich das Blatt. Milena realisiert, dass sie nicht abtreiben möchte. Sie entscheidet sich für ihr Kind. Auch, wenn es seinen Papa vielleicht nie kennenlernen wird. Und sie beschließt: Ich finde jetzt Lösungen für meine Sorgen!

Mittlerweile ist sie in der 20. Schwangerschaftswoche. Das junge Ehepaar freut sich auf das erste gemeinsame Kind – trotz allem! Und es gibt einen Plan, der zumindest die finanziellen Sorgen etwas nehmen soll. Auf der Spendenplattform GoFundMe bitten sie die Bevölkerung um Mithilfe.

Dabei wünschen sie sich kein großes Vermögen. Nur etwas Geld, damit Milena in jedem Fall ein Jahr mit ihrem zweiten Kind zu Hause bleiben kann und sich nicht um Kosten für Lebensmittel oder Miete sorgen muss.

Denn sie wünscht sich diese Zeit mit ihrem neuen Sohn. Zeit, in der sie gegebenenfalls trauern kann. Zeit, um Kraft zu sammeln. Und Zeit, um nach vorn zu schauen. Für ihre Kinder – und für Freddy.