Valérie Bacot erschoss ihren Vergewaltiger-Ehemann

Ex-Nachbarin erinnert sich: Sie war extrem zerbrechlich

Frau erschießt Vergewaltiger-Ehemann Der Fall Valérie Bacot
03:29 min
Der Fall Valérie Bacot
Frau erschießt Vergewaltiger-Ehemann

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Prozess in Frankreich: Valérie Bacot droht lebenslange Haft

Jahrelang wird Valérie Bacot von ihrem Ehemann Daniel Polette vergewaltigt und zur Prostitution gezwungen. Die beiden bekommen vier Kinder. 2016 tötet die damals 35-Jährige den 25 Jahre älteren Mann mit einem Schuss in den Nacken. Valérie Bacot betrachtet ihr Handeln als Notwehr, doch im Prozess im französischen Chalon-sur-Saône könnte sie zu lebenslanger Haft verurteilt werden. Die Unterstützung für die 40-Jährige ist groß. Es gibt eine Online-Petition und einen Unterstützerverein, dessen Präsidentin Sandrine Dubrouis früher neben Bacot wohnte. "Valérie war sehr introvertiert und wirkte extrem zerbrechlich", erinnert sie sich. Im Video berichtet RTL-Reporterin Elke Büchter über den Fall Valérie Bacot.

Unterstützerverein-Präsidentin: Valérie Bacot wirkte wie ein kleines Küken

"Unsere Kinder waren ungefähr im selben Alter und gingen vom Kindergarten bis zur letzten Klasse zusammen zur Schule", berichtet Dubrouis. Mehrere Jahre lang traf sie fast jeden Tag auf Valérie Bacot. Diese habe oft "das Bild des kleinen Kükens, das aus dem Nest fallen wird" abgegeben. "Sie war abseits, mischte sich nicht unter die anderen Eltern und war immer, immer und nur bei ihren Kindern. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass sich hinter diesem zerbrechlich wirkenden Profil ein solches Grauen verbarg", sagt Dubrouis.

Daniel Polette vergewaltigt seine Stieftochter

Daniel Polette
Daniel Polette vergewaltigte Valérie Bacot jahrelang.
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Dieses Grauen beginnt für Valérie Bacot, als sie zwölf ist. Ihre Mutter kommt mit Daniel Polette zusammen; Valérie nennt ihn ihren Stiefvater. Doch immer wieder missbraucht er die Zwölfjährige, wenn sie von der Schule nach Hause kommt. Alle schauen weg – auch Valéries Mutter. 1995 schöpft ein Familienmitglied Verdacht und zeigt Daniel Polette an. Er kommt wegen Kindesmissbrauchs in den Knast.

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Hochzeit mit dem Peiniger

Als er aus dem Gefängnis entlassen wird, kehrt Daniel Polette zu Valéries Mutter zurück – und vergewaltigt die inzwischen 17-jährige Tochter seiner Partnerin weiter. Valérie wird schwanger und fühlt sich von ihrem Peiniger abhängig, heiratet ihn sogar. Ihr Leben ist in der Folge die Hölle: Polette missbraucht Valérie, schlägt sie und zwingt sie zur Prostitution. Die beiden bekommen drei weitere Kinder.

Buch von Valérie Bacot wird zum Bestseller

Valérie Bacot
Ihr Peiniger zwang Valérie Bacot zur Prostitution und zeugte vier Kinder mit ihr.
Reynaud Julien/APS-Medias/ABACA

Schließlich erschießt Valérie Bacot ihren Mann, zwei ihrer Kinder helfen beim Vergraben der Leiche im Wald. Die beiden werden 2019 zu Bewährungsstrafen von je sechs Monaten verurteilt. Valérie Bacot schreibt ein Buch, das zum Bestseller wird: In "Tout Le Monde Savait" (Deutsch: Jeder wusste es) beruft sie sich auf Notwehr.

Kontakt kam über Brief ins Gefängnis zustande

Sandrine Dubrouis erzählt, dass sie den Kontakt zu Valérie Bacot suchte, nachdem sie von der Tat erfahren hatte. "Entweder verschließe ich die Augen oder reiche ihr die Hand", habe sie sich gedacht. "Ich hab mich für letztere Option entschieden." Über Bacots Anwältin fragt Dubrouis, ob sie sich bei ihr in der Haftanstalt melden könne. "Ich nahm einfach ein Stück Papier und meinen Stift und begann, ihr zu schreiben und mich vorzustellen. Aber sie wusste sehr wohl, wer ich war, und ich erzählte ihr alles, was ich fühlte."

Die beiden tauschen Briefe aus, Sandrine Dubrouis besucht Bacot im Gefängnis, gründet den Unterstützungsverein. Sie bewundert die 40-Jährige dafür, wie sie mit der Situation umgeht. "Sie ist stark. Ich weiß nicht, woher sie das hat nach allem, was sie durchgemacht hat", erklärt Dubrouis. Bacot wisse, was sie getan hat. "Sie hat nach dem Gesetz etwas Falsches getan und leugnet es nicht. Sie weiß, dass sie für diese Tat vor Gericht gestellt werden muss."

Sandrine Dubrouis hofft auf Freispruch für die Angeklagte

Mit ihrem Verein will sie die Angeklagte vor allem emotional unterstützen. "Damit sie weiß, dass sie nicht ganz allein ist, weil sie lange Zeit ganz allein war", sagt Sandrine Dubrouis. "Wir wünschen uns, dass Valerie nicht zurück ins Gefängnis geht. Sie wurde ein Jahr lang festgehalten. Sie hat ihr ganzes Leben lang einen hohen Preis bezahlt – seit sie ein kleines Mädchen war. Jetzt liegt es an den Gerichten." (bst)

Wo Opfer von häuslicher Gewalt – oder Vertraute, die einen entsprechenden Verdacht haben – in Deutschland Hilfe finden, lesen Sie hier.