Aufhebung der Impf-Priorisierung
Virologe Dr. Martin Stürmer: "Mir ist das noch zu früh"
Kritik an Spahns Entscheidung "Impfstoff für alle"
Der Impfstoff ist knapp – zu knapp, um die Priorisierung aufzuheben: Virologe Dr. Martin Stürmer kritisiert die Entscheidung von Bundesgesundheitsminister Spahn, ab dem 7. Juni allen Bürgern eine Registrierung für einen Impftermin zu ermöglichen.
Stürmer: "Wir müssen noch einen Mangel verwalten"
Fast alle Bundesländer – außer Hamburg und Bayern – folgen Spahns Aufruf und nehmen Abschied von der Priorisierung beim Corona-Impfstoff. Da sei viel zu früh, sagt der Frankfurter Virologe Dr. Martin Stürmer im RTL-Interview. „Wir müssen noch einen Mangel verwalten“, erklärt er seine Sicht der Situation. Problem sei nicht die Priorisierung oder die Impfbereitschaft in der Bevölkerung – sondern das (Nicht-)Vorhandensein des Impfstoffs. Alleine in Stürmers Heimat-Bundesland Hessen warten zum Zeitpunkt der Aufhebung der Priorisierung noch knapp 500.000 auf einen Impftermin, Neuregistrierte müssten sich auf lange Wartezeiten einstellen.
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Neue Welle durch Ende der Impf-Prio?
„Wir haben uns nicht ohne Grund auf diese Priorisierung festgelegt, weil es einfach Menschen sind, die ein höheres Risiko haben für einen schwereren Verlauf“, bemängelt Stürmer weiter. Er sieht die Gefahr einer neuen Welle, die auch wieder die Intensivstationen betreffen könnte, wenn die gefährdeteren Personen jetzt nicht zuerst durchgeimpft würden.
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Fehler in Gastronomie und bei Reisen könnten uns zurückwerfen
Dass wir „unerkannt in eine neue Welle reiten“, könnten laut Stürmer auch zu frühe Öffnungen der Innenräume von der Gastronomie oder unkontrolliertes Reisen ohne Tests befeuern. Dort müsse man aufpassen, dass uns entscheidende Fehler nicht zurückwerfen, denn an sich befänden wir uns auf einem guten Weg.
Stürmer sieht keine Probleme bei Impfung von Kindern
Die Diskussion über die Impfung bei 12- bis 15-Jährigen nimmt der Virologe als zu emotional wahr und schlägt – wie er selbst sagt „ganz pragmatisch“ - vor: Kinder mit Risiko, schwerer zu erkranken z.B. durch Vorerkrankungen, sollten geimpft werden. Bei den anderen gäbe es gute Alternativen wie das Umfeld zu impfen und an Schulen vermehrt zu testen. Auch wenn die Auswirkungen des Impfstoffes bei Kindern noch nicht ausreichend getestet ist, sieht Dr. Martin Stürmer bei diesem keine Probleme.(gmö)