Erste Ehrenbürgerin Frankfurts mit 100 Jahren verstorben
Holocaust-Überlebende Trude Simonsohn ist tot
Sie war eine herausragende Frau
Die Frankfurter Ehrenbürgerin und Holocaust-Überlebende Trude Simonsohn ist am Donnerstag im Alter von 100 Jahren verstorben. Das teilte die Jüdische Gemeinde Frankfurt mit. Salomon Korn, der Vorstandsvorsitzende der Gemeinde, bezeichnete sie als "bemerkenswerte, herausragende Frau".
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Aktiv im Widerstand gegen die Nazis, aktiv für Versöhnung nach dem Krieg
"Als Shoa-Überlebende hat sie sich für Versöhnung und ein respektvolles Miteinander in unserem Land eingesetzt", betonte Korn. "Durch ihr unermüdliches Engagement, insbesondere jungen Menschen in Schulen vom Erlebten zu berichten, wirkte sie für eine friedlichere Gesellschaft.“
Trude Simonsohn wurde 1921 in Olmütz/ Tschechien geboren. Als junge Frau war sie im Widerstand gegen die Nationalsozialisten aktiv. Sie hat die Konzentrationslager Theresienstadt und Auschwitz überlebt. Seit 1955 lebte sie in Frankfurt, wo sie sich beim Wiederaufbau der Jüdischen Gemeinde engagierte und als erste Frau den Vorsitz der Gemeinde übernahm.
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Als Zeitzeugin berichtete Trude Simonsohn an Schulen über ihr Leben. Erst mit weit über 90 Jahren musste sie ihr Engagement aus gesundheitlichen Gründen einstellen. Im Jahr 2016 war sie als erste Frau zur Ehrenbürgerin Frankfurts ernannt worden.
Bouffier: "Sie arbeitete an einem Deutschland von morgen mit"
Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier reagierte betroffen auf den Tod von Simonsohn. Sie habe die dunkelsten Stunden deutscher Geschichte erlebt. „Angesichts dieser Erlebnisse hätte man es ihr nicht verdenken können, dass sie Deutschland den Rücken kehrt. Doch Trude Simonsohn tat das Gegenteil. Sie arbeitete an einem Deutschland von morgen mit und engagierte sich aktiv am Wiederaufbau der Jüdischen Gemeinde in Frankfurt“, so Bouffier.
Der Antisemitismus-Beauftragte der Landesregierung Uwe Becker sagt, sie hinterlasse eine große Lücke: „Wer aus dem persönlich erlittenen Schrecken und dem Schmerz eine solche Kraft zur Versöhnung und zum Miteinander findet, wird über Generationen hinweg ein Vorbild für Menschlichkeit, Aufrichtigkeit und Mut bleiben.“
„Dass sie unserem Land, unserer Stadt nach allem, was wir ihr und ihrer Familie angetan haben, eine zweite Chance gab, ist für mich bis heute ein unbegreifliches Geschenk“, würdigte der Frankfurer Oberbürgermeister Peter Feldmann die Verstorbene. „Verdient hatten wir es nicht. Aber wir haben es gebraucht.“
(dpa/mva/bho)