Nächste Runde in der AWO-Affäre

Doktor-Lüge?: Ex-AWO-Chef Jürgen Richter wegen Titelmissbrauchs verurteilt

Die Vorwürfe gegen den früheren Geschäftsführer der Frankfurter Arbeiterwohlfahrt (AWO), Jürgen Richter, reißen einfach nicht ab. Er gilt als eine der Schlüsselfiguren in der Frankfurter AWO-Affäre, soll gemeinsam mit anderen Funktionären bei der AWO einen Schaden von 6,3 Millionen Euro verursacht haben. Nun steht er wieder vor Gericht und wurde Dienstag, den 10.05, wegen Titelmissbrauchs vor dem Frankfurter Amtsgericht verurteilt. Er hatte sich einen falschen Doktortitel zugelegt.

Falscher Doktor in Amerika erworben

Mit Überzeugung stellte sich der frühere AWO-Chef vor Gericht als Doktor Jürgen Richter vor. Er behauptete bereits 1992 in Amerika promoviert zu haben. Deutsche Meldebehörden sollen den Titel anerkannt haben, doch von offiziellen Dokumenten, die den Titel belegen, fehlt bei den Behörden jede Spur. Darüber hinaus war auf Richters Computer eine gefälschte Doktorurkunde der Frankfurter Universität gefunden worden, was ebenfalls gegen ihn spreche.

„Originelle Idee von Journalisten“

Richters Anwalt, der einen Freispruch gefordert hatte, kündigte die Berufung vor dem Landgericht an. Er bemängelt, dass die Staatsanwaltschaft den Meldebehörden widerspricht. "Ein Bürger muss sich darauf verlassen können, dass die Entscheidung einer Behörde - Du darfst diesen Titel führen - gilt. Und nicht, dass die Staatsanwaltschaft sich übergriffig über diese Behördenentscheidung dann so einlässt, dass sie eine Anklage erhebt, das darf nicht sein", so Bernhard Lorenz, Verteidiger von Jürgen Richter. Er hatte unter anderem die Anklage als „originelle Idee von Journalisten“ bezeichnet.

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Wegen Verdachts auf Betrug und Untreue verurteilt

Weil der frühere Geschäftsführer der Frankfurter Arbeiterwohlfahrt (AWO) über Jahre hinweg unberechtigt einen Doktortitel mit sich führte, wurde er am Dienstag, 10.05, vom Amtsgericht Frankfurt zu 8.000 Euro Geldstrafe (100 Tagessätze) verurteilt. Wann sich der Ex-Geschäftsführer wegen des Verdachts auf Betrug und Untreue im AWO-Skandal verantworten muss, steht noch nicht fest.

Der 65-Jährige hatte sich den akademischen Titel unter anderem in seinen Personalausweis und in den Reisepass eintragen lassen, hieß es am Dienstag im Urteil. (dpa/hdi/tki)

Arne Dedert
Jahrelang soll es überhöhte Gehaltszahlung und viel zu teure Dienstwagen bei der AWO Frankfurt gegeben haben.
deutsche presse agentur