Vettel-Ersatzmann springt bei Aston Martin ein
So lief die Hülkenberg-Rückkehr: "Es zwackt ein bisschen"

Da is‘ er wieder. Nico Hülkenberg springt mal wieder für einen Formel-1-Piloten ein. Diesmal setzte er sich in den Renner des Corona-erkrankten Sebastian Vettel. Der Formel-1-Routinier bewies am Freitag in den ersten Trainingssessions, warum er ein Edeljoker ist.
Hülkenberg wieder spontan im Renner
Mit spontanen Kurz-Einsätzen kennt sich Nico Hülkenberg aus – sehr gut sogar. 2020 sprang der deutsche Pilot gleich drei Mal ein, damals noch für Racing Point – das Vorgängerteam von Aston Martin. Beim ersten Rennen verhinderten technische Probleme den Start, die Rennen darauf servierte Hülkenberg eine Fahrt in die Top 10, obwohl er sehr spät angereist war.
Nun also der erste Einsatz für Aston Martin. Der Weg dorthin war ein wilder Ritt: Über Amsterdam reiste Hülkenberg kurzerhand nach Bahrain, landete dort am Donnerstagabend. Anschließend folgten der notwendige „Seat Jump“-Test und die Sitzprobe bei seinem Team, das den Sitz ohnehin im Gepäck hatte. Bis zu diesem Moment hatte Hülkenberg noch keinen Meter in dem runderneuerten AMR-22 absolviert.
Lese-Tipp: Sieben steile Thesen zur Saison 2022
Hülkenberg saugt sich an Stroll heran

Das hielt den 34-Jährigen nicht davon ab, einen grundsoliden Freitag abzuliefern. Auch wenn ihm der neue Aston Martin Grenzen setzte. Was auch Sebastian Vettel in der Heimat Sorgenfalten bereiten dürfte.
Im 1. Training am Mittag knatterte Hülkenberg mit 1,6 Sekunden Rückstand auf die Spitze auf Platz 14. Zu Teamkollege Lance Stroll fehlte eine Sekunde. Diese 60-minütige Session, die aber wegen Esteban Ocons umherfliegender Seitenverkleidung eine Viertelstunde kürzer war, reichte dem Routinier, um in der zweiten fast mit dem Stallkollegen gleichzuziehen. Nur ein mickriger Zehntel lag am Wüsten-Abend zwischen Hülkenberg und Stroll (Platz 17 und 18). „Das sollte Lance vielleicht zu denken geben“, sagte Sky-Experte Ralf Schumacher.
Vor allem aber zeigt es, wie schnell Hülkenberg auf Touren ist. Der erste Trainingstag sei „gut und schön“ verlaufen, sagte Hülkenberg bei Sky. Allerdings auch „fremd, anders und neu“. Vor allem die Reifen und das Gefühl für das Auto seien „deutlich anders“, gestand der Ersatzmann. Seit dieser Saison fahren die Wagen der neuen Generation mit größeren Pirelli-Reifen (18 statt 13 Zoll).
Trotzdem zog er ein positives Fazit. „Ich habe ein recht gutes Gefühl entwickelt und habe gut reingefunden. Es ist ein Riesen-Lernprozess, eine Flut an Daten und Infos.“
Lese-Tipp: So tickt die Formel 1 2022
Der Nacken wird leiden
Für den Deutschen ist das kurzfristige Comeback eine harte Nuss und vor allem eine Herausforderung in Sachen Fitness, insbesondere die Nackenmuskulatur der Formel-1-Fahrer wird durch die massiven G-Kräfte in Kurven extrem beansprucht. Hülkenberg hat sich über den Winter zwar fit gehalten, dennoch „zwackt es nun ein bisschen“, gab er zu. „Den Nacken werde ich merken, der Muskel wird leiden müssen. Aber das wird mich nicht davon abhalten, alles zu geben.“
Seine erste Ersatz-Fahrt in Silverstone im Jahr 2020 sei allerdings ein „härteres Brett“ gewesen. „Hier war es relativ entspannt“, was offenbar an den vielen Geraden und den milden Temperaturen in Sakhir lag.
Am Abend zuvor hatte sich Hülkenberg noch Ratschläge von Sebastian Vettel geholt. „Er hat mir seine Sicht der Dinge erzählt, wie das Auto ist, wie die Reifen sind, worauf ich aufpassen soll. Er hat mir einfach unter Fahrern Tipps gegeben“, erzählte Hülkenberg.
Ein kleineres Problem gebe es noch: Der Rennanzug zwacke ein bisschen, was Hülkenberg scherzhaft auf seine Grillkünste schob. Wenn Hülkenberg am Samstag so weitermacht wei zum Auftakt, „grillt“ er als nächstes seinen Teamkollegen Stroll.