Danner lobt Schumacher

"Da so rauszukommen - Respekt!"

„Die Saison ist noch lang, das Blatt kann sich noch wenden, das kann schnell gehen.“ Der Satz stammt von Mick Schumacher. Er sprach ihn Ende Mai diesen Jahres. In Monaco. Kurz, nachdem er seinen Haas-Boliden beim Prestige-GP im Fürstentum in die Leitplanke gelenkt und in zwei Teile zerlegt hatte. Mick Schumacher hat – fürs Erste – recht behalten. Das Blatt hat sich gewendet. Sechs Wochen nach dem Crash, dem eine Welle der Kritik folgte, ist der 23-Jährige in der Formel 1 angekommen, hat das oft beschworene Momentum endlich auf seiner Seite.
Beim Österreich-GP fuhr Schumacher zum zweiten Mal in Folge in die Punkte, feierte mit Platz 6 das beste Ergebnis seiner Karriere. RTL-Experte Christian Danner nennt im Interview Gründe für Schumachers Aufschwung, sagt, welche Rolle das familiäre Umfeld für Schumi jr. spielt, und wagt einen Ausblick auf die nächsten Rennen.

Viel Kritik nach Crash in Monaco

„Die Art und Weise wie er das gemacht hat, gegen den Widerstand und auch die eigenen Fehler anzukämpfen, und dann da so rauszukommen -, da gehört was dazu: Respekt“, lobt Danner den 23-Jährigen.

Denn noch vor wenigen Wochen sah die Schumacher-Welt ganz anders aus. Nach seinem heftigen Monaco-Crash (dem zweiten dieser Art nach Saudi-Arabien) rollte eine Welle der Kritik über den Haas-Youngster. Teamchef Günther Steiner las ihm öffentlich die Leviten und machte Druck, nicht wenige Beobachter stellten Schumachers F1-Tauglichkeit infrage.

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Schumacher belehrt Kritiker eines Besseren

Schumacher antwortete auf der Strecke. In Kanada (wo nur ein Defekt die ersten Punkten verhinderte. In England. In Österreich.

Prove them wrong and believe in yourself (Belehre sie eines Besseren und glaube an dich)“, funkte der viel gescholtene nach seiner Punkte-Premiere in Silverstone noch im Cockpit an seine Kritiker. Schon vor dem Rennen hatte er im Interview mit RTL betont: „Ich habe nie an mir selbst gezweifelt.“

„Ich glaube nicht, dass ein junger Mann wie Mick Schumacher besonders auf Kritik reagiert“, sagt auch Danner: „Ich glaube eher, dass der seinen Weg geht, so wie er es in der Vergangenheit auch gemacht hat, dass er den Kopf runter nimmt und sich da durchbeißt. Er kriegt von mir wirklich ein großes Kompliment.“

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Mick-Muster scheint sich zu wiederholen

Öffentlichen Druck ist Schumacher in der Tat gewohnt, seit er sich für eine Karriere im Motorsport entschieden hat. Und dass es nicht sofort hundertprozentig läuft – auch das ist nichts Neues für ihn. In den Nachwuchsklassen Formel 3 und Formel 2 lief es für Schumacher immer erst im zweiten Jahr so richtig rund.

In der Formel 1 scheint sich dieses Mick-Muster zu wiederholen. Nach einem schwierigen Start in seine zweite Saison und einigen bitteren Pleiten im teaminternen Duell mit Haas-Rivale Kevin Magnussen ist Schumacher auf dem Vormarsch. In Österreich glänzte er offensiv – mit konsequenten Überholmanövern – und defensiv, als er etwa Rekordchampion Lewis Hamilton im Sprint rundenlang hinter sich hielt.

Mick auf dem Podest? "Kirche im Dorf lassen"

„Es ist ihm gelungen, mit dem Auto eine Abstimmung zu finden, die ihm schmeckt“, erläutert Danner die Gründe für Schumachers Österreich-Erfolg. „Und Spielberg ist schon eine Strecke, die dem Haas auf den Leib geschneidert war. Da ging es viel geradeaus, viel den Berg hoch, wenig Kurven – das passte schon“, so der RTL-Experte.

Ist ein Mick Schumacher in dieser Form, mit einem starken Haas-Boliden, diese Saison gar ein Kandidat fürs Podest? „Man muss die Kriche im Dorf lassen“, tritt Danner auf die Bremse. „Er hat jetzt auf einer Strecke, die dem Haas liegt, sehr gut performt. Wenn er dieses Jahr noch öfter im Bereich der Top 10, also der Punkte, auftauchen sollte, dann ist das ein großer Erfolg“. Mehr sei nur bei verrückten Rennen möglich, bei denen es „drunter und drüber geht und auf die natürlich jeder Rennfahrer hofft“.

VIDEO: Red Bull "beobachtet" Schumacher

Die Aussichten: Sommer, Hochsommer, Spätsommer?

Immerhin aber sind es „jetzt schon einmal zwei Schwalben“, greift Danner das Mantra von Haas-Chef Steiner auf, eine Schwalbe mache eben noch keinen Sommer. Durch die starken Leistungen in Silverstone und Spielberg sei Schumachers Saison „jetzt dann doch recht sommerlich geworden“, findet der F1-Experte. „Ob das noch ein Hochsommer wird, müssen wir sehen, denn die nächsten Strecken (Frankreich und Ungarn, d.Red.) liegen Haas vielleicht nicht mehr ganz so sehr.“

Allerdings rüstet Haas auf. Beim Ungarn-GP in Budapest Ende des Monats bringt der US-Rennstall ein erstes großes Upgrade ans Auto. Sollten sich die technischen Neuerungen bewähren, „ist in der zweiten Saisonhälfte wieder mehr drin“, so Danner.

Über Mick Schumacher könnte dieses Jahr also auch ein Spätsommer lachen – vor allem, wenn sein Vertrag bei Haas verlängert werden sollte. Argumente dafür hat er in jedem Fall schon einmal gesammelt. (pko/mar)