Marko nennt Ursache für Max-K.o. - Capito freut sich diebisch
"Katastrophe": Aus Verstappen fließt erst Benzin, dann Bitterkeit

Das nächste Überhol-Spektakel zwischen Charles Leclerc und Max Verstappen blieb beim Formel-1-Comeback in Australien aus. Der Ferrari-Pilot fuhr dem Weltmeister im Red Bull erst um die Ohren, später ging auch noch Verstappens sicher geglaubter 2. Platz in Rauch auf. Während Leclerc sein Strahlen in den Interviews gefühlt fast schon unterdrücken muss und von der WM natürlich noch nichts wissen will – Räusper, Räusper! –, ist Verstappen nach dem zweiten Nuller der Saison im dritten Rennen so richtig bedient. Red-Bull-Eminenz Helmut Marko erklärt derweil, was seinen Starpiloten außer Kraft setzte – und Williams-Chef Jost Capito freut sich diebisch über einen 10. Platz. Die Stimmen zum Grand Prix Down Under.
Charles Leclerc (Ferrari/Sieger)
Das war der erste Sieg, bei dem wir den Abstand kontrollieren konnten. Wir haben das ganze Wochenende einen super Job gemacht. Die Reifen haben sich gut angefühlt von der ersten bis zur letzten Runde, da hat das Team einen super Job gemacht. Beim zweiten Re-Start hatte ich Untersteuern, aber dann kam der Grip zurück und wir konnten es kontrollieren. Wir sind erst im dritten Rennen, es ist schwer, über die WM nachzudenken. Aber wir haben ein starkes Auto, ein zuverlässiges Auto. Das zaubert mit natürlich ein Lachen aufs Gesicht nach zwei schwierigen Jahren.
34 Punkte Vorsprung ist unglaublich. Aber ich versuche, da gar nicht dran zu denken. Unsere Einstellung ist momentan genau so, wie sie sein sollte. Wir müssen weiter pushen und uns auf uns konzentrieren. Ich hatte hier bisher immer Probleme. Heute dieses Rennen mit diesem Auto. Danke ans Team. Ich achte auf jedes Detail, nicht nur an der Strecke, auch zuhause, beim Zeitmanagement. Es ist eine lange Saison. All diese Details machen etwas aus.
TV-Tipp: Diese 4 Formel-1-Rennen zeigt RTL 2022 LIVE im Free-TV
Max Verstappen (Red Bull/ausgeschieden)
Wir müssen noch schauen, was da passiert ist. Zwei Ausfälle schon, das ist natürlich unglaublich, wieder viele Punkte verloren, wieder ein schlechter Sonntag. Das ist nicht wie es sein muss. Wenn man um die Meisterschaft kämpfen will, darf man keine Ausfälle haben. Die letzten zwei Jahre waren wir zuverlässig, aber jetzt ist es eine Katastrophe. Wir hatten keine Chance im Rennen. Vor allem die Medium-Reifen waren sehr schlecht. Das hat nichts mit Downforce zu tun. Wir müssen schauen, was wir mit dem Auto falsch machen.
Helmut Marko (Motorsportberater Red Bull)
Es ist Benzin ausgetreten, wo und wir wissen wir nicht. Es ist ein Defekt, der mit den Bahrain-Ursachen nichts zu tun hat. Es ist massiv Benzin ausgetreten, das müssen wir untersuchen. Deshalb haben wir gesagt, sofort stoppen. Wir waren negativ überrascht, wie schnell Ferrari war. Die hatten überhaupt kein Graining, wir hatten massives Graining, teilweise war Mercedes schneller als wir. Das war nach den Longruns nicht zu erwarten. Es lag wohl an der höheren Temperatur. Wir tun uns schwer, in das Temperaturfenster zu kommen. Wir können Ferrari nur gratulieren, sie waren drei bis fünf Zehntel schneller als wir. Wann immer Max attackiert hat, hat Leclerc sofort locker nachgelegt. Ferrari war eine Klasse für sich, wir waren deutlich abgeschlagen, obwohl Perez ein super Rennen gefahren ist. Dieses Paket war für uns heute unerreichbar.
Solche Zuverlässigkeitsprobleme kennen wir aus den letzten Jahren nicht, außerdem haben wir ein Gewichtsproblem, wir sind deutlich schwerer als Ferrari. Gewicht runter kostet Geld und berührt auch wieder die Zuverlässigkeit. Ein schwieriger Spagat für uns.
Wir kriegen für Imola ein Update. Sollte das so funktionieren, wie wir erwarten und wenn das Gewicht runtergeht, sollte uns das auf Ferrari-Niveau bringen. Aber erst müssen wir zuverlässig werden, sonst bringt der ganze Speed nichts.
Sergio Perez (Red Bull/Platz 2)
Der Start war knifflig, da habe ich meine Position versucht. Mein erster Stint war nicht gut, auch mit dem Reifenverschleiß. Mit dem Safety Car hatten wir etwa Pech, da haben wir Positionen verloren. Ein gutes Ergebnis, aber leider haben wir Max verloren, sonst wäre es ein Doppel-Podium gegeben fürs Team. Die Duelle mit Lewis sind immer schön, er ist ein harter Racer, aber immer fair.
George Russell (Mercedes/Platz 3)
Wir haben auch vom Pech der anderen profitiert. Trotzdem haben wir so viel gearbeitet in Brixworth und Brackley. Dieses Podium bedeutet sehr viel. Wir geben nie auf, wir kämpfen immer weiter. Wir sind zwar im Hintertreffen. Aber wir geben nie auf und stehen jetzt auf dem Podium.
Lewis Hamilton (Mercedes/Platz 4)
Es ist ein großartiges Ergebnis für uns als Team. Wir sind mit so vielen Schwierigkeiten in das Wochenende gestartet. Wir sind zuverlässig, dieses Ergebnis haben wir nicht gewartet. Schön, George auf dem Podest zu sehen. Ich habe seine Zweikämpfe mit Perez gesehen, ich wäre gerne selbst in dieser Position gewesen.
Mick Schumacher (Haas/Platz 13)
Es war ein recht eventvolles Rennn. Wir sind oft knapp davon gekommen. Mit Sainz am Anfang und Yuki (Tsunoda, d. Red.) während des Saftey Cars, wir hatten Glück, das Rennen zu beenden. Von der Pace her hat es wohl nicht gereicht, um in die Punkte zu fahren. Aber man hat gesehen, dass es mit einer guten Strategie möglich war. Was Albon gemacht hat, war interessant, lange auf hart zu fahren, und am Ende den weichen Reifen. Interessant, gut zu wissen. Ich erwarte keine Strafe für die Szene mit Yuki. Es gibt diesen Ziehharmonika-Effekt, wenn das Safety Car vorne ist. Gefährliche Situationen wie diese passieren.
Carlos Sainz (Ferrari/ausgeschieden)
Ich habe einen Fehler gemacht, habe den Grip falsch eingeschätzt. Wir hatten ein Problem mit dem Lenkrad, mussten es eine Minute vor der Formationsrunde wechseln, es war dann nicht richtig eingestellt. Nach dem Start wollte sich schnell vorkommen, habe dann aber den harten Reifen falsch eingeschätzt. Wir müssen sicherstellen, dass wir nicht solche Fehler machen, die ganzen Probleme, die ich dieses Wochenende hatte, wir müssen geduldiger sein. Die neuen Reifen sind beim Start schwieriger zu managen, die Autos schwieriger zu verstehen. Aber das soll keine Entschuldigung sein. Ich habe den Fehler gemacht.
Mattia Binotto (Teamchef Ferrari)
Man muss auf den Punkt da sein. Das war in Bahrain so, in Dschidda nicht, heute war es wieder so. Man muss den Speed von Freitag an aufbauen. Ein fantastisches Wochenende für Charles. Ich glaube, das Auto war sehr gut abgestimmt, die Strecke ist nicht einfach mit dem Asphalt und den Temperaturen. Wir freuen uns auf Imola. Das wird toll sein, mit den ganzen Tifosi.
Es war für Carlos ein schwieriges Wochenende. Er ist gut gestartet ins Wochenende, war schnell am Freitag und am Samstag. Dann hatte er Pech im Qualifying mit der Roten Flagge, dann einige Probleme, das Lenkrad musste kurzfristig gewechselt werde. Aber Carlos ist ein starker Fahrer, er wird seine Lektionen lernen und stark zurückkommen.
Jost Capito (Williams-CEO)
Ich war mir am Ende sicher, dass es für den Punkt gereicht hat, am Kommandostand waren sich da nicht alle sicher. Wir wollten immer wechseln, da habe ich gesagt: ‘Nein, nein, wir warten auf eine Rote Flagge (lacht), habe gesagt: Lass ihn draußen, lass ihn draußen!’ Am Ende hat es dann sogar mit einem normalen Boxenstopp noch gereicht. Wir waren das einzige Team, das letztes Jahr die neuen Reifen nicht testen konnte. Wir haben daher heute Strategien entwickelt, um die Reifen zu lernen. Da haben wir gesagt: Mit Alex machen wir einen langen ersten Stint auf den harten Reifen. Das hat sich ausgezahlt. Wir hatten ein Upgrade hier, das hat uns weitergebracht. Prinzipiell sollte das auch auf anderen Strecken funktionieren.
Alex fühlt sich sehr wohl im Team und das Team liebt ihn. Er ist ein sensationeller Mensch, aber wenn er den Helm auf hat, ist er auch ein Fighter. Er ist ein Ausnahme-Rennfahrer, hat heute genau die Runden gefahren, die er musste und nur einen kleinen Fehler gemacht. (mar/msc)