Die Tops und Flops der Formel-1-SaisonHamilton unantastbar, Vettel verlässt Ferrari als Verlierer

Die 71. Formel-1-Saison ist Geschichte – und was war das für ein verrücktes Jahr. Nach dem in letzter Minute abgesagten Saisonstart in Melbourne zimmerten die F1-Bosse einen Corona-Not-Kalender zusammen, der es in sich hatte. Viele Triple Header, kaum Pausen für Mensch und Maschine. Zeit für ein Zeugnis – die Gewinner und Verlierer des F1-Jahres 2020. (Im Video oben gibt’s noch einmal die Highlights vom Saisonfinale in Abu Dhabi)

TOP: Lewis Hamilton

 2020 Turkish GP ISTANBUL PARK, TURKEY - NOVEMBER 15: Lewis Hamilton, Mercedes-AMG Petronas F1, celebrates with histeam after winning the race and securing his 7th championship during the Turkish GP at Istanbul Park on Sunday November 15, 2020, Turkey. Photo by Steve Etherington / LAT Images Images PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxHUNxONLY SNE11902
Lewis Hamilton war auch 2020 in der Formel 1 nicht zu schlagen
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Elf Saisonsiege, siebter WM-Titel, dazu den Siegrekord von Michael Schumacher (und viele weitere Schumi-Bestmarken) geknackt – mehr muss man nicht sagen. Hamilton war auch 2020 das Maß der Dinge.

FLOP: Sebastian Vettel

ARCHIV - 18.07.2020, Großbritannien, Silverstone: Motorsport: Formel-1-Weltmeisterschaft, Grand Prix von Großbritannien: Sebastian Vettel aus Deutschland vom Team Scuderia Ferrari geht nach dem Rennen von der Rennstrecke. (zu "Vettel startet ab 2021 in der Formel 1 für Aston Martin") Foto: Will Oliver/Pool EPA/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Verloren: Sebastian Vettel erlebte 2020 sein schlechtestes F1-Jahr.
DMV LB esz, dpa, Will Oliver

Der Corriere dello Sport hielt treffend fest: „Vettel verlässt Ferrari als Verlierer.“ In seiner letzten Saison für die Scuderia war der viermalige Weltmeister nur noch ein Schatten früherer Tage. Rang 13 im WM-Klassement, lediglich ein Podestbesuch (beim Türkei-GP) – so schlecht lief es für Vettel noch nie.

Gewiss: Die „Rote Gurke“ alias SF1000 war oftmals „unfahrbar“, besonders verheerend fällt für Vettel aber die Bilanz gegen Ferrari-Rivale Charles Leclerc aus. Der 23-Jährige holte im gleichen (Schrott-)Auto mit 98 Punkten fast dreimal so viele wie Vettel (33). „Maranello hat de facto mit einem einzigen Piloten - Charles Leclerc - die Saison bestritten“, resümierte der Corriere della Sera schonungslos.

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TOP: Charles Leclerc

 2020 Bahrain GP BAHRAIN INTERNATIONAL CIRCUIT, BAHRAIN - NOVEMBER 26: Charles Leclerc, Ferrari during the Bahrain GP at Bahrain International Circuit on Thursday November 26, 2020 in Sakhir, Bahrain. Photo by Steven Tee / LAT Images Images PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxHUNxONLY GP2015_140448_1ST6330
Anders als Vettel konnte Charles Leclerc im unterlegenen Ferrari überzeugen
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Der junge Scuderia-Prinz verblüffte im unterlegenen Ferrari immer wieder – vor allem im Qualifying vollbrachte der Monegasse am Lenkrad seines störrischen Gefährts mehrfach kleine Wundertaten. Zwei Podestplätze und drei vierte Plätze, dazu den Garagen-Nachbarn gnadenlos versägt – Chapeau, Charles!

FLOP: Red Bull

 Motorsports: FIA Formula One World Championship, WM, Weltmeisterschaft 2020, Grand Prix of Bahrain, 33 Max Verstappen NLD, Aston Martin Red Bull Racing, Sakhir Bahrain *** Motorsports FIA Formula One World Championship 2020, Grand Prix of Bahrain, 33 Max Verstappen NLD, Aston Martin Red Bull Racing , Sakhir Bahrain
Red Bull vor Mercedes - davon träumen die Bullen Jahr für Jahr
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Alle Jahre wieder sieht sich Red Bull vor der Saison als ernsthafter Mercedes-Herausforderer – und fährt den Silberpfeilen doch Saison für Saison hoffnungslos hinterher. Auch 2020 kämpfte Max Verstappen meist mit stumpfen Waffen gegen das Mercedes-Imperium. Der Triumph beim letzten GP in Abu Dhabi sollte die Teambosse Christian Horner und Helmut Marko nicht blenden, der Rückstand in den WM-Wertungen spricht Bände.

"Unser absolutes Ziel ist, dass es nächstes Jahr eng wird. Aber wir müssen an unsere Grenzen gehen", sagte Marko nach dem Saisonfinale. Alle Jahre wieder.

TOP: Max Verstappen und seine Mechaniker

 2020 Abu Dhabi GP YAS MARINA CIRCUIT, UNITED ARAB EMIRATES - DECEMBER 13: Max Verstappen, Red Bull Racing, 1st position, celebrates upon arrival in Parc Ferme during the Abu Dhabi GP at Yas Marina Circuit on Sunday December 13, 2020 in Abu Dhabi, United Arab Emirates. Photo by Andy Hone / LAT Images Images PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxHUNxONLY GP2017_155210_ONZ5239
Max Verstappen feierte in Abu Dhabi seinen zehnten GP-Sieg
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Der Holländer fuhr einmal mehr eine ganz starke Saison, jagte Mercedes immerhin zweimal (in Silverstone und Abu Dhabi) davon. Wie stark Verstappens Leistung einzuschätzen ist, zeigt sein Rückstand auf Vize-Weltmeister Valtteri Bottas. Gerade einmal neun Punkte fehlten dem Oberbullen zu Platz 2 – und das, obwohl Bottas im alles dominierenden Mercedes saß.

Verstappen schaffte es regelmäßig, das Maximum aus seinem Paket rauszuholen, was nicht einfach war. Der RB16 litt besonders zu Saisonbeginn unter einer anfälligen Aerodynamik, ein teils unberechenbares Ungleichgewicht war die Folge. Verstappen aber ließ sich von seinem bockigen Bullen nicht aus der Balance bringen.

Eine 1 mit Sternchen verdienten sich auch die Red-Bull-Mechaniker. Keine Crew war bei den Boxenstopps schneller, in Imola brauchte die Bullen-Herde nur 1,8 Sekunden für den Service – Wahnsinn!

FLOP: Valtteri Bottas

 2020 Sakhir GP BAHRAIN INTERNATIONAL CIRCUIT, BAHRAIN - DECEMBER 06: Valtteri Bottas, Mercedes-AMG Petronas F1 during the Sakhir GP at Bahrain International Circuit on Sunday December 06, 2020 in Sakhir, Bahrain. Photo by Charles Coates / LAT Images Images PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxHUNxONLY GP2016_175535_09I5192
Valtteri Bottas hatte 2020 selten was zu lachen
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Ähnlich wie Red Bull, kündigt der Finne Jahr für Jahr an, dieses Mal näher dran zu sein. Pustekuchen. Auch 2020 bekam Bottas von Hamilton wieder ordentlich auf die Mütze. Mehr noch: Als der Weltmeister wegen Covid-19 in Sakhir ausfiel, fuhr ihm auch der junge George Russell um die Ohren. Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff zählte Bottas daraufhin öffentlich an, verkündete, dass der Brite „über kurz oder lang in unserem Auto sitzt“.

Berichte, Russell werde Bottas schon 2021 ersetzen, wischte Wolff in Abu Dhabi zwar vom Tisch. Die kommende Saison dürfte trotzdem Bottas’ letzte bei Mercedes sein.

TOP: McLaren

ARCHIV - 25.07.2019, Baden-Württemberg, Hockenheim: Motorsport, Formel-1-Weltmeisterschaft, Grand Prix von Deutschland: Andreas Seidl, Teamchef des Teams McLaren F1, kommt ins Fahrerlager. Seidl erwartet nach dem Neustart der Formel 1 außergewöhnliche Belastungen. Die Formel 1 beginnt ihre Saison wegen der Coronavirus-Pandemie mit vier Monaten Verspätung, will aber bis Mitte Dezember noch mindestens 15 Grand Prix absolvieren. Foto: Sebastian Gollnow/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Andreas Seidl ist seit 2019 McLaren-Teamchef - seither geht es mit dem Rennstall steil bergauf
scg cul tba fdt, dpa, Sebastian Gollnow

Jahrelang fuhr der stolze Traditionsrennstall hinterher, 2019 gelang ein erstes, dieses Jahr dann das endgültige Comeback. Unter Teamchef Andreas Seidl ist die Truppe aus Woking wieder voll dabei. Der bescheidene Bayer formte ein Team, bei dem die Rädchen fast immer ineinander greifen. Das orange Auto wurde seit 2019 kontinuierlich weiterentwickelt, war auf fast allen Strecken konkurrenzfähig. So konnte McLaren konstant punkten und am Ende Racing Point noch von Platz 3 in der Konstrukteurs-WM verdrängen. Derart gut war der von Bruce McLaren gegründete Rennstall zuletzt 2012 mit Lewis Hamilton und Jenson Button.

Und die Aussichten für McLaren sind rosig: 2021 hat man wieder Mercedes-Motoren im Heck und mit Daniel Ricciardo einen ausgewiesenen Top-Piloten im Cockpit.

FLOP: Ferrari

2020 Italian GP AUTODROMO NAZIONALE MONZA, ITALY - SEPTEMBER 06: Sebastian Vettel, Ferrari SF1000, collides with barriers during the Italian GP at Autodromo Nazionale Monza on Sunday September 06, 2020 in Monza, Italy. Photo by Andy Hone / LAT Images Images PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxHUNxONLY GP2008_132026_ONZ0727
Ferrari gab 2020 ein desaströses Bild ab - der SF1000 war kaum auf der Strecke zu halten
www.imago-images.de, imago images/Motorsport Images, Andy Hone via www.imago-images.de

Die Antithese zu Mercedes. Nachdem die Motor-Schummelei aufgeflogen war, hatten die Roten 2020 auf einmal nichts mehr zu melden. Ein lahmer SF1000-Gaul, verkorkste Strategien, jede Menge Pannen beim Boxenstopp. Platz 6 (!) in der Team-WM. Eine Demütigung für die Scuderia aus Maranello. Was Ferrari dieses Jahr ablieferte – senza parole (ohne Worte)!

TOP: Sergio Perez

 PEREZ Sergio mex, Racing Point F1 RP20 celebrates his first win in F1 during the Formula 1 Rolex Sakhir Grand Prix 2020, from December 4 to 6, 2020 on the Bahrain International Circuit, in Sakhir, Bahrain FORMULE 1 : Grand Prix de Sakhir - 06/12/20202 DPPI/PANORAMIC PUBLICATIONxNOTxINxFRAxITAxBEL 00120035__GDN1388
Sergio Perez feierte im 190. F1-Rennen seinen ersten Sieg
www.imago-images.de, imago images/PanoramiC, FLORENT GOODEN via www.imago-images.de

Reifenflüstern par excellence, kontrolliert-offensive Aufholjagden, konstanter Speed – einfach weltklasse, was Sergio Perez in der abgelaufenen Saison abriss. Der Mexikaner hatte mit der Mercedes-Kopie von Racing Point endlich mal ein Top-Auto unterm Hintern, feierte beim Sakhir-GP im 190. Rennen seine erste F1-Fiesta. Obwohl er wegen einer Corona-Infektion zwei Rennen verpasste, wurde Perez in der Fahrer-WM mit 125 Punkten Vierter. Zum Vergleich: Stallkollege Lance Stroll verbuchte als WM-Zehnter nur 75 Zähler.

Eigentlich beknackt, dass „Checo“ beim künftigen Aston-Martin-Team Platz für Sebastian Vettel machen muss und nicht der farblose und fehleranfällige Stroll. Aber der ist ja bekanntlich der Sohn von Team-Eigner Lawrence Stroll.

Bleibt zu hoffen, dass Perez der F1 erhalten bleibt – vielleicht ja bei Red Bull.

FLOP: Alex Albon

 2020 Abu Dhabi GP YAS MARINA CIRCUIT, UNITED ARAB EMIRATES - DECEMBER 13: Alexander Albon, Red Bull Racing, on the grid during the Abu Dhabi GP at Yas Marina Circuit on Sunday December 13, 2020 in Abu Dhabi, United Arab Emirates. Photo by Steven Tee / LAT Images Images PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxHUNxONLY GP2017_123843_1ST7618
Alex Albon sah bei Red Bull gegen Max Verstappen kein Land
www.imago-images.de, imago images/Motorsport Images, Steven Tee via www.imago-images.de

2019 holte Red Bull Alexander Albon von Toro Rosso ins Mutterschiff, Pierre Gasly musste weichen. Und: Albon rechtfertigte das in ihn gesetzte Vertrauen mit starken Leistungen, so dass sich nicht nur die Red-Bull-Bosse 2020 einiges von ihm erhofften. Der 24-Jährige überzeugte aber nur selten, ging im teaminternen Vergleich mit Verstappen völlig unter.

Rund eine halbe Sekunde war Albon im Schnitt langsamer als sein Garagen-Nachbar – Lichtjahre in der F1. Gut möglich, dass der Thailänder kommendes Jahr auf die Bank muss und zum Testfahrer degradiert wird. Sergio Perez scharrt bekanntlich mit den Hufen.