Die Ansteckungsgefahr für Passagiere ist groß!Ungetestet in den Flieger nach Malle: Warum lassen die Airlines das plötzlich zu?

Ab nach Malle – das ist inzwischen fast so einfach, wie vor der Pandemie. Passagiere müssen lediglich ein Onlineformular ausfüllen. Ein Coronatest ist nicht mehr erforderlich, um in den Flieger nach Spanien zu steigen. Auch nicht für Leute, die noch ungeimpft sind. Bis vor Kurzem noch durfte niemand ohne Test an Bord. Jetzt aber fordern die Airlines bei der Ausreise aus Deutschland keinen mehr, es sei denn das Zielland besteht darauf. Dabei sind die Antigentests doch kostenlos und halten wohl niemanden von der Flugreise ab. Ganz im Gegenteil: Sie bieten zusätzlichen Schutz – gerade jetzt, wo die Delta-Variante sich rasant verbreitet und viele Menschen noch nicht geimpft sind. Lässt es sich unter diesen Umständen verantworten, ungetestet im Flieger sitzen?
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Sollten die Airlines da nicht also auf eine Testpflicht bestehen?
Nein! Sagt Arzt und Medizinjournalist Dr. Christoph Specht. Denn gerade im Flugzeug, wo Menschen für längere Zeit auf engem Raum beieinander sind, ist die Ansteckungsgefahr groß! Sollten die Airlines nicht also darauf bestehen, dass Passagiere vor Antritt der Reise ein negatives Testergebnis vorweisen?
Der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) schreibt RTL stellvertretend für die deutschen Fluggesellschaften und Flughäfen. „Die Anforderungen für die Einreise in Staaten definieren nicht Wirtschaftsunternehmen, sondern der jeweilige Staat. (...) Relevant für die Minimierung des Eintragsrisikos nach Deutschland sind dabei die Flüge zurück nach Deutschland, wo eine generelle Testpflicht besteht.“
Ja, für die Rückreise ist klar geregelt, dass niemand ein Flugzeug nach Deutschland betreten darf, der nicht vorab einen Negativtest, einen Impfnachweis oder Genesungsnachweis vorgezeigt hat. „Dies gilt unabhängig davon, ob das Land als Nicht-Risikogebiet, einfaches Risikogebiet, Hochinzidenzgebiet oder Virusvariantengebiet klassifiziert ist. Bei der Umsetzung dieser staatlichen Einreisevorschrift wirken unsere Unternehmen gewissenhaft mit, indem sie das Vorhandensein der entsprechenden Nachweise flächendeckend bei allen Passagieren vor Abflug kontrollieren“, schreibt uns der BDL.
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BDL: "Das Fliegen ist – auch unter Pandemiebedingungen – eine der sichersten Formen des Reisens"
Auch viele Urlaubsländer, wie Griechenland oder Frankreich, verlangen einen negativen Test, der VOR dem Flug in das jeweilige Land nachgewiesen werden muss. Aber eben nicht alle. So auch unsere Lieblingsinsel Mallorca nicht. Einzige Ausnahme: Für die Teilnehmer organisierter Gruppenreisen besteht eine Testpflicht für den Hinflug.
Der verpflichtende Test für den Rückflug soll verhindern, dass wir das Virus nach Deutschland einschleppen. Die Gefahr für die Reisenden, sich schon beim Hinflug anzustecken und schwer krank zu werden bleibt. Warum also nicht die Passagiere so gut wie möglich schützen?
„Das Fliegen ist – auch unter Pandemiebedingungen – eine der sichersten Formen des Reisens. Flugzeuge verfügen über ein Belüftungssystem, das für einen permanenten Luftaustausch sorgt. Alle drei Minuten wird die Luft komplett ausgetauscht. Horizontale Luftströmungen werden dabei auf ein absolutes Minimum reduziert, denn die Luftströmung an Bord verläuft hauptsächlich von oben nach unten“, schreibt der BDL. Und weiter: Alle Flugzeuge der deutschen Airlines seien mit speziellen Filtern ausgestattet. Diese reinigen die Luft „zuverlässig von Viren, Bakterien, Pilzen und Staub. Das reduziert das Risiko, dass sich Viren im Flugzeug verteilen, auf ein Minimum. Kein anderes öffentliches Verkehrsmittel verfügt über ein solches System des Luftaustauschs und der Luftreinigung. Zusätzliche Sicherheit im Nahbereich schafft die Pflicht, an Bord der Flugzeuge eine medizinische Maske zu tragen.“
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Dr. Christoph Specht: "Was spricht dagegen, vorher einen Test zu machen?"
Durch die Masken sei allerdings nur ein begrenzter Schutz möglich, sagt Dr. Specht. Würde sie richtig getragen werden, wäre alles sicher. „Dann wäre es sehr seltsam, wenn jemand Infiziertes jemand anderen anstecken könnte oder umgekehrt. Die Maske schützt in beide Richtungen sehr gut.“
Aber die Realität sieht anders aus. „Die meisten Menschen tragen sie einfach nicht richtig. Nehmen sie zwischendurch ab, trinken was, essen was, tragen sie häufig ziemlich lässig. Zwischen Nase und Wangen ist meist eine Lücke.“ Wenn auch nur eine kleine – das aber sei eine große Chance für die Aerosole, vollkommen ungefiltert in den Raum zu strömen, erklärt Dr. Specht. „Die Aerosole nehmen den einfachsten, faulsten Weg – den mit dem wenigsten Widerstand. Da kann die Maske dann überhaupt nichts mehr anrichten.“
Man sollte die Leute also so gut es geht schützen, findet auch der Mediziner. Trotz niedriger Inzidenzen – „die Impfquote reicht einfach noch nicht aus. Sobald das der Fall ist, kann die Testerei irgendwann aufhören.“ Aber warum jetzt? „Was spricht dagegen, vorher einen Test zu machen? Selbst wenn es nicht zwingend notwendig ist. Das kann man schon verlangen, egal wohin man reist. Es ist kein großer Aufwand!“ (sli)


