Mutter will wissen, warum ihre Tochter starb - und wer sie töteteSarah Scazzi (†15) ermordet und missbraucht - kommt die ganze Wahrheit je ans Licht?

Sarah
Mordopfer Sarah (r.) mit ihrer Cousine Sabrina, die wegen Mordes an ihr zu lebenslanger Haft verurteilt wurde

Wer hat Sarah Scazzi wirklich umgebracht?
Diese Frage beschäftigte im Jahr 2010 ganz Italien und sie beschäftigt ihre Mutter Concetta Serrano bis heute. Ihr soeben aus dem Gefängnis entlassener Schwager und Sarahs Onkel Michele Miseri behauptete, dass er die 15-Jährige umgebracht hat. Später widerrief er sein Geständnis. Für den Mord an Sarah sitzen Micheles Frau Cosima und seine Tochter Sabrina hinter Gittern.

Sarahs Mutter sitzt live im TV, als sie vom Mord erfährt

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Sarahs Mutter Concetta Serrano (Archivfoto, 2012)
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Für Sarahs Mutter Concetta Serrano ist es unerträglich, dass sie nicht weiß, was genau an jenem verhängnisvollen Augusttag 2010 in dem Dorf Avetrana im äußersten Süden Italiens geschah. Sie erwartet „ein Wort der Wahrheit“, sagte sie laut dem TV-Sender Rai, nachdem Michele Miseri im Februar auf freien Fuß gesetzt wurde. Sie stehe für ein Gespräch mit ihrem Schwager zur Verfügung, sowohl öffentlich oder im privaten Rahmen.

Der Fall zählt zu den aufsehenerregendsten Verbrechen in der italienischen Nachkriegsgeschichte. Das liegt auch an den dramatischen Umständen, unter denen der Tod des Mädchens bekannt wurde. Ihre Mutter sitzt Wochen nach Sarahs Verschwinden im Fernsehstudio bei der Ausstrahlung der Sendung „Chi l'ha visto“ (deutsch: Wer hat was gesehen?), vergleichbar mit „Aktenzeichen XY“.

Millionen Italiener verfolgen live, wie sie um Hilfe bei der Suche nach ihrer vermissten Tochter bittet. Sie weint bittere Tränen der Verzweiflung, als sie während der Sendung erfahren muss, dass Michele Miseri den Mord an seiner Nichte gestanden hat.

Scazzi ist fassungslos, „mein Schwager ist unschuldig“ und „Ich kann das nicht glauben“ sagt sie ungläubig.

Onkel soll Sarah schon früher nachgestellt haben

Bildnummer: 54524960  Datum: 10.10.2010  Copyright: imago/Granata Images
Avetrana (Taranto) - Beerdigung des ermordeten Mädchens Sarah Scazzi PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxONLY Gesellschaft Beerdigung Italien Beisetzung Trauer kbdig xdp 2010 quer o0 Sarg

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Sarahs Beerdigung im Oktober 2010
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Besonders perfide: Während die Details im Fernsehen veröffentlicht werden, sitzt Miseri bereits in Untersuchungshaft. Die Moderatorin der Sendung wird sich später nicht besonders glaubwürdig für ihr unsensibles Verhalten entschuldigen. Das Vorgehen der TV-Verantwortlichen führt zu einer Debatte zum Thema Medien und Moral. Auch Sarahs Beerdigung wird später medial ausgeschlachtet, stundenlang wird live über die Beisetzung der 15-Jährigen berichtet, zu der Tausende Menschen gekommen sind.

Der Fall bewegt die Menschen in Italien bis heute, es gibt sogar einen eigenen Wikipedia-Eintrag. Demnach und laut diverser Medienberichte ist Sarah Scazzi zu Besuch bei ihrer Cousine und Freundin Sabrina. Deren Vater Michele Miseri gesteht, dass er Sarah in eine Garage gelockt habe. Schon früher soll er seine Nichte belästigt habe.

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Lebenslang für Sarahs Cousine und Tante

In this Sept. 29, 2010 photo Michele Misseri answers reporters' questions in Avetrana, Southern Italy. An Italian mother whose anguish over her missing daughter gripped the nation for weeks was told on live TV that the teenager had been slain, allegedly by the girl's uncle, Misseri, whose house was hosting the show. Concetta Serrano, looking like she was in shock, murmured "my brother-in-law is innocent," and "I can't believe it" as she sat in the dining room of the uncle's house. The TV anchor of a popular show about missing person cases on RAI state TV told her late Wednesday night the breaking news that "one of the persons" being interrogated by police in Taranto, southern Italy, had allegedly confessed to killing Sarah Scazzi, 15, and that the body had been found. While much of the nation watched, calls were made to the cell phone of the uncle, Michele Misseri, who, along with his wife, Serrano's sister, had been interrogated for hours and was still being questioned. Taranto Prosecutor Franco Sebastio told a news conference that police had pulled out the waterlogged body of a blond girl resembling Sarah out of a cistern Thursday after Misseri had led them to a spot covered by stones, dirt and leaves. (AP Photo/Donato Fasano)
Michele Misseri (Arcghivfoto; September 2010)
picture alliance / ASSOCIATED PRESS, Donato Fasano

Dieses Mal will er ihre Brüste anfassen, sie wehrt sich. Daraufhin habe er „seinen Kopf verloren“, sagt er aus. Michele nimmt ein Seil, würgt das Mädchen. Dann zieht er sie aus und vergeht sich an ihrer Leiche. Später versteckt er die Leiche in einem Brunnen und lässt Beweise verschwinden.

Bei der Aufklärung des Verbrechens geraten auch Sarahs Cousine Sabrina und deren Mutter Cosima ins Visier der Ermittler. Mordmotiv: Sabrinas angebliche Eifersucht auf Sarah. Sabrina und Cosima werden wegen Mordes an Sarah Scazzi zu lebenslanger Haft verurteilt. Miseri bestreitet den anfangs gestandenen Mord. Letztlich wird er wegen Beihilfe zu acht Jahren Haft verurteilt.

Zu diesen Urteilen kam es nach einer Reihe von Prozessen, widerrufenen Geständnissen und anderen Entwicklungen, deren Ausmaß den Rahmen unserer Berichterstattung sprengen würden. Sicher scheint nur, dass außer Cosima, Sabrina und Michele Miseri niemand weiß, was genau passiert ist. Ob sie es jemals verraten werden? (red)

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