Sollte es extra Geld für so einen heftigen Job geben?
Emotional belastend: Zweifache Mama ist Kinderporno-Ermittlerin beim LKA
Die Kriminalhauptkommissarin Ricarda Weller ermittelt seit zwölf Jahren im Fachbereich Kinderpornografie und ist selbst Mutter. In welchen Momenten sie den Job auch mit nach Hause nimmt, erzählt sie im Video.
Die Zahl der Taten steigt explosionsartig
Nach bisherigen Hochrechnungen hat das Landeskriminalamt Niedersachsen im Jahr 2021 auf unzähligen Festplatten 3 Millionen Gigabyte Datenmaterial von Kindern sichergestellt. Je nach Größe der Fotos sind das zwischen einer und zwei Milliarden Bilder der Kinderpornografie. „Sie müssen sich vorstellen, dass wir in 28 Polizeiinspektionen beinahe täglich Durchsuchungen durchführen und dieses Datenmaterial dann sicherstellen“, sagt Francesco Hartmann, Dezernatsleiter Cybercrime und Kinderpornografie. Und das hat Folgen sagt Hartmann: „Das hat eben auch Auswirkungen für die Belastung dieser Kolleginnen und Kollegen, die heute eben den ganzen Tag mit der Thematik befasst sind, die sich viele Stunden lang mit den Abbildungen befassen müssen, die das Leid darauf nachvollziehen müssen."
Innenminister fordert Zuschläge

Für die Arbeit im Bereich Kinderpornographie fordert Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius eine monatliche Erschwerniszulage für die Beamten - wie in anderen Bundesländern auch: „Es sind keine riesigen Beträge, es geht um wenige hunderttausend Euro im Jahr, die das das Land kosten würde im Jahr. Deswegen werde ich dran bleiben in dieser oder in der nächsten Wahlperiode." Seiner Meinung sind aber nicht alle. Ein guter Schritt für Dezernatsleiter Francesco Hartmann: „Es wäre meines Erachtens die Anerkennung, die wichtig und angemessen wäre, um deutlich zu machen, wie wichtig die Aufgabe innerhalb der Polizei ist und wie unbedingt sie auch erfüllt werden muss."
Debatte um Extrageld entfacht

Die Zuschläge für Polizisten die in diesem Bereich freiwillig arbeiten, so lange sie es können und wollen, lehnt Finanzminister Reinhold Hilbers in einem internen Schriftverkehr ab. Mit der Begründung: „Dass die regelmäßige stundenlange Sichtung von Bild- und Videomaterial, das teils schwersten sexuellen Missbrauch von Kindern zeigt, vergleichbar mit anderen Tätigkeiten der Polizei sei, die „zumindest subjektiv als ekelerregend empfundenen werden (z.B. auch der Umgang mit stark alkoholisierten, sich erbrechenden Menschen).“
Empörung bei der Gewerkschaft der Polizei
Der Vergleich des Finanzministers macht Dietmar Schilff und seine Kollegen von der Gewerkschaft der Polizei fassungslos: „Wir finden diesen Vergleich, der sich auseinandersetzt mit der Sichtung von Kinderpornografischen- und Kindesmissbrauchsdatenmaterial und den Transport von sich erbrechenden Personen völlig deplatziert. Das ist eine ganz andere Tätigkeit, als das, was Kolleginnen und Kollegen in der Ermittlung von Kindesmissbrauch über sich ergehen lassen müssen.“
Stellungnahme des Finanzministers
Finanzminister Reinhold Hilbers bemüht sich im Nachhinein um erklärende Worte. Eine Zulage lehnt er aber weiterhin ab: „Der Satz ist leider geeignet, dass man ihn aus dem Zusammenhang gezogen falsch darstellen kann und das tut mir leid, dass diese Irritationen entstanden sind. Das habe ich in keiner Weise zum Ausdruck bringen wollen. (...) Der Belastung bin ich mir ausdrücklich bewusst und das will ich ausdrücklich anerkennen und würdigen. Ich glaube aber nicht, dass das die Frage einer Zulage ist. Das ist eine Frage, wie wir die Bedingungen ausgestalten, damit das erträglich ist." (cgo/ljo)