Prozess startet bald

Eltern von Brokstedt-Opfer: "Als würde sich ein großes Loch auftun"

ARCHIV - 26.01.2023, Schleswig-Holstein, Brokstedt: Blumen und Kerzen liegen auf dem Bahnsteig im Bahnhof von Brokstedt. Bei einer Messerattacke in einem Regionalzug von Kiel nach Hamburg sind am 25.01.2023 zwei Menschen getötet und sieben verletzt worden. Fünf Monate nach dem tödlichen Messerangriff in einem Regionalzug bei Brokstedt haben sich die Eltern zum Tod ihrer 17 Jahren alten Tochter geäußert.(zu dpa "Eltern von Brokstedt-Opfer: «Als würde sich ein großes Loch auftun»") Foto: Marcus Brandt/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Blumen und Kerzen liegen auf dem Bahnsteig im Bahnhof von Brokstedt.
bra htf exa, dpa, Marcus Brandt

„Fast wäre ich nicht mehr aufgestanden“
Das eigene Kind zu verlieren, ist wohl das Schlimmste, was sich Eltern nur vorstellen können. Fünf Monate nach dem tödlichen Messerangriff in einem Regionalzug bei Brokstedt äußern sich jetzt die Eltern zum Tod ihrer 17 Jahren alten Tochter.

Sie müssen die Erinnerungen an die Zeit verdrängen

„Auch wenn es unfassbar schwerfällt, einen Weg zu finden, auf dem wir weitergehen können ohne Ann-Marie - wir werden ihn finden“, sagten die Eltern dem Magazin Stern.

Der Palästinenser Ibrahim A. soll am 25. Januar in einem Zug von Kiel nach Hamburg Fahrgäste mit einem Messer angegriffen und zwei junge Menschen getötet haben. Eine davon war die 17 Jahre alte Ann-Marie. Ihre Eltern seien in den Tagen nach der Tat von ihren Freunden unterstützt worden. Stille hätten sie nicht ausgehalten. „Ich war dankbar für jeden, der da war, sonst wäre ich nicht mehr aufgestanden“, sagte die Mutter.

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Sie habe bis heute kaum Erinnerungen an den Abend und die Tage danach. „Sie sind wie im Nebel, ganz weit weg.“

Eltern wollen nicht beim Prozess dabei sein

Auch der Vater von Ann-Marie kann sich demnach nur bruchstückhaft an die Momente erinnern, nachdem ihm die Todesnachricht überbracht wurde. „Das war so, als würde sich ein großes Loch auftun, und man fällt und fällt.“ Über sein Leben danach sagt er: „Es ist alles sehr ziellos, sehr perspektivlos geworden.“

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Vor dem Landgericht Itzehoe beginnt am 7. Juli der Prozess gegen Ibrahim A. Die Eltern des getöteten Mädchens wollen nicht bei dem Prozess dabei sein. Auch aus Selbstschutz wollen sie nicht in einem Raum sein mit dem Mann, der ihre Tochter getötet haben soll, hieß es. „Was ich weiß, ist eigentlich schon zu viel», sagte der Vater. „Ich habe zu viele Bilder im Kopf.“ (dpa/jjä)