El Salvador hebt endlich Haftstrafe auf

Elsy saß 10 Jahre im Gefängnis - wegen einer Fehlgeburt

Für Elsy ist es ein Tag der Erleichterung: Die Behörden in El Salvador in Mittelamerika entlassen sie aus dem Gefängnis. Seit 2011 saß die 38-Jährige in Haft, weil sie eine Fehlgeburt erlitten hatte. El Salvador hat ein extrem strenges Abtreibungsgesetz, durch das immer wieder unschuldige Frauen verurteilt werden.

Verurteilt für Fehlgeburt

Vor über 10 Jahren, im Juni 2011, benötigt Elsy dringend Hilfe: Während der Arbeit erleidet sie eine Fehlgeburt. Doch statt medizinische Hilfe zu erhalten, wird die junge Frau verhaftet. Die Behörden werfen ihr vor, abgetrieben zu haben. Und das steht in El Salvador unter Strafe - Elsy wird zu 30 Jahren Gefängnis verurteilt.

Nur durch den Druck von Menschenrechtsaktivisten kommt Elsy jetzt wieder frei. Mit ruhiger, aber bestimmter Stimme wendet sie sich nach ihrer Haftentlassung an ihre Unterstützer. Die emotionalen Worte sehen Sie im Video.

Strenges Gesetz in Salvador

Elsy ist kein Einzelfall. El Salvador hat ein Extrem strenges Gesetz, das jede Abtreibung verbietet. Seit 1998 gelten keinerlei Ausnahmen mehr, auch wenn eine Frau vergewaltigt wurde oder ihr eigenes Leben in Gefahr ist. Und es drohen drakonische Strafen, bis zu 40 Jahre Haft sind möglich. In den vergangenen 20 Jahren wurden 181 Frauen wegen angeblich illegaler Abtreibungen strafrechtlich verfolgt. Immer wieder wird Frauen, die eine Fehlgeburt erleiden, vorgeworfen, abgetrieben zu haben.

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Heftige Kritik an Abtreibungsgesetz

Bereits nach Bekanntwerden eines früheren Falls fordert die Menschenrechtsorganisation Amnesty International eine sofortige Freilassung aller Frauen, die wegen angeblicher Abtreibung verhaftet wurden. Außerdem müsse das Gesetz abgeschafft werden.

"Das Anti-Abtreibungsgesetz El Salvadors verursacht nichts als Schmerz und Leid bei zahllosen Frauen, Mädchen und ihren Familien. Es widerspricht den Menschenrechten und gehört weder in dieses noch in irgendein anderes Land“, sagt Erika Guevara-Rosas, Direktorin der Amerika-Abteilung von Amnesty International.

Und auch die Europäische Union befasst sich mit der Situation von Frauen in El Salvador. In einem Amtsblatt von 2017 heißt es, das Europäische Parlament „lehnt die Verurteilung und Inhaftierung von Frauen und Mädchen, die Totgeburten oder Fehlgeburten erleiden, entschieden ab und fordert, dass sie unverzüglich freigelassen werden“. Man sei der Auffassung, dass niemand aufgrund derartiger Urteile inhaftiert werden sollte, heißt es weiter.

Öffentlicher Druck zeigt Wirkung

Zwar sitzen immer noch viele Frauen in El Salvador offenbar unrechtmäßig in Haft, die Behörden lassen aber immer wieder auch Frauen frei. Seit 2009 sollen insgesamt 61 Frauen frei gekommen sein, berichtet eine Gruppe von Aktivisten, die für die Rechte der Inhaftierten kämpft. Jede Frau, die aus dem Gefängnis kommt, ist für die Aktivisten ein Erfolg. Aber solange das Gesetz, das die Verurteilung von Frauen für eine Fehlgeburt rechtfertigt, noch in Kraft ist, wollen die Aktivisten weiter kämpfen.