Arzt klärt auf

Promis setzen auf Eisbaden - gesunder Immun-Booster oder gefährlicher Kick?

Sophia Thiel beim Eisbaden
Fitness-Influencerin Sophia Thiel liebt es auch, das eiskalte Bad im Wasser.
instagram/sophia.thiel
von Patricia Dreesbach und Vera Dünnwald

Brrr, ganz schön eisig! Promis wie Sophia Thiel setzen auf das sogenannte Eisbaden. Angeblich soll dadurch das Immunsystem gestärkt werden und auch psychische Erkrankungen sollen sich durch die eiskalte Methode bessern – aber stimmt das wirklich? Im RTL-Interview erklärt Allgemeinmediziner und Medizinjournalist Dr. Christoph Specht, was es mit dem Trend auf sich hat.
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Booster für Kreislauf und Immunsystem

Allein die Vorstellung, mit dem Körper in eiskaltes Wasser zu gehen, sorgt für Gänsehaut-Alarm. Wer sich aber überwindet und sich auf den Kälteschock einlässt, trainiert sein Immunsystem, weiß Dr. Specht: „Es ist eine Art Kneippen. Durch den Temperaturwechsel, wie man es beim kalten Duschen oder beim Wechselduschen kennt, wird das Kreislaufsystem und unser Immunsystem aktiviert. Das Eisbaden ist somit nur eine dramatische Form des Wechselduschens.“ Dass der Kreislauf durch die Kälte aktiviert wird, liege an den Gefäßen: „Wenn ich meinem Körper akut Kälte zuführe, möchte er seine Kerntemperatur nicht verlieren und macht die Gefäße, die weit weg vom Herzen sind, enger. Das ist eine Reaktion, die durch den Wechsel von Wärme und Kälte unser Kreislaufsystem trainiert.“

Aber nicht nur der Kreislauf werde angespornt, sondern auch unsere Immunabwehr: „Man hat nachweisen können, dass sich durch das Wechselduschen und die plötzliche Kälte die Lymphozyten – das sind bestimmte weiße Blutkörperchen, die zum Immunsystem gehören – vermehrt in das Gewebe einwandern. Das machen sie normalerweise, wenn dort Infektionen wären. Wenn ich also die Lymphozyten aktiviere, dann aktivere ich meine Abwehrkräfte.“

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Somit scheine das Eisbaden eine gute Methode, um den Kreislauf und das Immunsystem zu trainieren. Der Mediziner rät jedoch dazu, vorher zu üben: „Das Eisbaden ist nichts, was man so eben mal machen kann oder sollte. Das muss man trainieren und sich dran gewöhnen. Das kann man durch Wechselduschen machen. Das würde ich empfehlen.“ Zudem solle man nicht alleine Eisbaden gehen. Auch für Herzgeschwächte könne ein Eisbad gefährlich werden.

Für alle, die die Überwindung noch scheuen, hat Dr. Specht noch einen Tipp parat: „Ganz normal warm duschen, dann aber zum Schluss kalt duschen. Man muss sich auch nicht von Kopf bis Fuß kalt duschen. Es reicht mit der Brause erst die Füße zu bearbeiten, die Unterschenkel, die Oberschenkel, Bauch, Po – mehr muss es gar nicht sein. Das ist zunächst ein kaltes Gefühl, aber nach wenigen Sekunden nachdem man sich überwunden hat, kriegt man ein wohliges Wärmegefühl. Die Arme kann man auch anschließend noch kalt machen, aber der Unterkörper reicht zunächst aus.“

Mit der Kälte sollte man seine Dusche dann beenden, da sonst der Effekt verloren gehe.

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Psychologischer Effekt durch das Eisbaden

Sophia Thiel benutzt das Eisbaden, um ihre Essstörung in den Griff zu bekommen. Für Dr. Specht steht ebenfalls der psychologische Effekt des Eisbadens mit im Vordergrund: „Das Eisbaden hat auch einen psychologischen Effekt, es wird die Vorstellung geweckt: ‘Ich hab es geschafft! Ich habe mich überwunden.’ Wenn man so den Tag beginnt, hat man schon etwas Erfrischendes und etwas Mutiges getan. Man ist über sich hinausgewachsen, was wiederum einen psychologischen Effekt mit sich bringt.“

Für den Mediziner ist es somit nicht verwunderlich, dass durch das Eisbaden mentale Stärke gefördert werde: „Ich habe meinen inneren Schweinehund besiegt, das beflügelt einen. Das kann dazu beitragen, Panikattacken, Essstörungen und noch vieles weitere mit zu therapieren.“

Somit scheint Eisbaden sich positiv auf Körper und Geist auszuwirken. Kein Wunder also, dass viele Promis darauf schwören.

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