Ein Jahr Ukraine-Krieg
Deutschlehrer in Kiew: "Es ist immer ein mulmiges Gefühl, wenn Raketen auf dem Weg sind"
Von Franziska Starck und Jule Jänsch
In der kommenden Nacht vor einem Jahr begann der russische Angriffskrieg auf die Ukraine. Das Leben vieler Menschen in ganz Europa hat sich seitdem stark verändert. Rund 75.0000 Ukrainer sind nach Hamburg und Schleswig-Holstein geflüchtet. Darunter auch der Kieler Deutschlehrer Markus Peuser, der mittlerweile wieder in Kiew lebt. Stromausfälle, Explosionen und Raketenangriffe gehören jetzt zu seinem Alltag.
Immer noch fällt jeden Tag für mehrere Stunden der Strom aus
Februar 2023. Es ist ein typischer Tag für Markus Peuser in Kiew. Zwischen Schulunterricht auf Deutsch und russischen Luftangriffen. "Vor ungefähr 30 Minuten haben die Stadtwerke hier im Zentrum Kiews den Strom abgestellt. Das ist schon ganz normaler Alltag. Für zwei oder drei Stunden wird es jetzt im Zentrum Kiosk keinen Strom geben. Und das passiert ungefähr drei bis vier Mal am Tag," erzählt er RTL im Gespräch.
Seit April vergangenen Jahres ist Markus Peuser wieder zurück in Kiew. Zu Beginn des russischen Angriffskriegs flüchtet der Kieler zu seiner Schwester nach Fehmarn. Auch hier treffen wir den heute 41-Jährigen: „Morgens um halb sechs ungefähr wurde ich durch ein lautes Zischen und durch eine Explosion wach. Zehn Minuten später habe ich Anrufe bekommen von Kolleginnen, die sagten wir heute nicht arbeiten und guck mal im Internet: Wir sind im Krieg.“
Die Flucht in den Norden
Nachdem die ersten Raketen am 25. Februar 2022 in seiner Wahlheimat einschlagen, wird dem Deutschlehrer klar: Er muss raus aus Kiew. Gemeinsam mit Kolleginnen flieht er in ein Bauernhaus auf dem Land. Mit dem Auto schlägt er sich bis zur polnischen Grenze durch - und schließlich bis nach Fehmarn zu seiner Schwester. Knapp ein Jahr später ist der Kieler zurück in der ukrainischen Hauptstadt. "Ich bin relativ schnell zurück nach Kiew gekommen, weil ich Bekannte hatte oder auch Journalisten, die mir gesagt haben, dass es jetzt wieder relativ sicher in Kiew sei“, so der Deutschlehrer. Peuser erzählt uns, dass sein Alltag trotzdem auch von Angst geprägt ist: „Es ist immer ein mulmiges Gefühl, wenn der Alarm ertönt, weil gerade in Russland oder in Belarus ein Kampfjet aufsteigt. Das passiert nämlich sehr häufig. Noch mulmiger wird einem dann, wenn wirklich Raketen auf dem Weg sind."
Die Menschen hoffen weiter, dass der Krieg noch in diesem Jahr endet, die Ukraine wieder aufgebaut werden kann und Menschen wie Markus Peuser wieder einen normalen Alltag, ohne Krieg und Luftalarm, leben können.