Familienberaterin gibt Tipps
Pocher-Trennung - was jetzt für ihre Kinder wichtig wird

Es ist offiziell: Amira (30) und Oliver Pocher (45) haben sich getrennt. Ein Team wollen die beiden trotzdem bleiben, doch kann das wirklich klappen? Was sollten die Frisch-Getrennten nun dringend regeln? Was ist wichtig im Umgang mit den beiden Kindern? Und welche Fehler sollten sie unbedingt vermeiden? Paar- und Familienberaterin Ruth Marquardt erklärt, was jetzt auf die beiden zukommt.
Was macht eine öffentliche Trennung so schwierig?
Lange brodelte die Gerüchteküche um eine mögliche Pocher-Trennung, jetzt haben sie es selbst im Podcast „Die Pochers“ bestätigt: „Wir dachten uns, dass wir das hier auf diesem Wege wahrscheinlich am besten sagen können: Wir sind getrennt. Das war’s“, erklärt Amira in der neuesten Folge des Podimo-Podcasts.
Was schon schwierig genug ist als nicht prominentes Paar, wird in der Öffentlichkeit nicht einfacher: „Bei einer privaten Trennung gibt es üblicherweise nur recht wenige, die die Trennungsphase mitbekommen – meist die eigenen Kinder und der engere Familien- und Freundeskreis“, erklärt Paar- und Familienberaterin Ruth Marquardt im RTL-Interview. Stehe man in der Öffentlichkeit, schauen aber alle schauen zu, nehmen Anteil, spekulieren, wollen mitreden, verhalten sich wie Schaulustige.
Warum das für so viele Menschen spannend ist? „Gerade, wenn ein Paar in der Öffentlichkeit so perfekt scheint, wollen wir sehen, dass sie doch genau wie wir selbst alltägliche Probleme haben“, so die Expertin. „Wir wünschen uns damit ein Stück Bestätigung, dass eine Ehetrennung jedem passieren kann.“
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Was anschließend auf das getrennte Paar zukomme, unterscheidet sich dann gar nicht mehr so sehr von einer „normalen“ Trennung.
Wie erkläre ich meinen Kindern die Trennung?
Hier sei es wichtig, Kindern die Trennung kindgerecht beizubringen, erklärt Marquardt. Eine mögliche Erklärung wäre – je nach Alter des Kindes:
„Mama und Papa streiten sich oft, wenn sie sich sehen. Das wollen wir nicht mehr. Deswegen wohnt lieber jeder in einem eigenen Zuhause. Du bekommst dann ein Papa-(Kind)-Zuhause und ein Mama-(Kind)-Zuhause.“
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„Je kinngerechter und liebevoller – ohne große Tränen, desto einfacher ist es für die Kinder“, so die Familienberaterin. „Kinder können Krisen meistern, wenn sie das Gefühl haben, dass alle irgendwie verbunden bleiben.“ Wichtig sei hier auch, dass es keinen Groll gebe und die gefühlte innere Sicherheit der Kinder erhalten bleibe.
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Wie sollte man vor den Kindern miteinander umgehen?
Auch wenn ein Paar getrennt sei, bedeute das, dass es als Eltern weiterhin die gemeinsame Verantwortung für die Kinder habe. „Wichtig zu regeln, ist jetzt vor allem, wie beide vor ihren Kindern miteinander umgehen wollen“, weiß Marquardt.
Sinnvoll sei es hier, gemeinsame Vereinbarungen festzulegen, an die sich beide Elternteile halten sollten. Zum Beispiel:
Wir werden als Eltern ein Leben lang für unsere Kinder eine Einheit sein und uns gegenseitig für das Wohl unserer Kinder respektvoll begegnen.
Wir werden nicht vor den Kindern streiten.
Wir werden nicht schlecht übereinander sprechen in Abwesenheit des anderen – weder öffentlich noch privat.
Wir werden uns im Sinne des Wohls unserer Kinder bei wichtigen Erziehungsfragen abstimmen.
Verlässlichkeit ist das höchste Gut, wenn wir unseren Kindern etwas zusagen, werden wir dies einhalten (Wer holt die Kinder wann ab? Wann sind sie bei welchem Elternteil?).
Wir erklären unseren Kindern kindgerecht, warum Mama und Papa nicht mehr zusammenleben. Wir erklären ihnen, dass es nicht ihre Schuld ist (Kinder geben sich hier oft die Schuld).
Wir versprechen ihnen, dass sie uns beide weiterhin als liebende Eltern an ihrer Seite haben werden. Daran halten wir uns.
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Was sollte nach einer Trennung geklärt werden?
Sind sich beide Eltern über den Umgang miteinander vor den Kindern einig, gilt es noch einiges Organisatorisches zu regeln. Unter anderem:
Bei wem leben die Kinder?
„Hier ist es gut, das als Eltern kleinerer Kinder abzustimmen und dabei sowohl die Lebensumstände im Blick zu haben als auch die Bedürfnisse der Kinder“, sagt Marquardt. Lösungen können hier anfangs auch zeitlich begrenzt sein. Auf veränderte Bedürfnisse könne dann schnell und flexibel reagiert werden.
Seien die Kinder älter (ab etwa elf Jahren, je nach Entwicklungsstand), können diese der Expertin zufolge auch in die Entscheidungsfindung miteinbezogen werden. „Hier sollten sich dann alle an den Tisch setzen und besprechen, was gerade gut für wen passt.“
Welches Wohnmodell passt zu uns und unseren Kindern?
Wechselmodell (die Kinder sind zu etwa gleichen Zeiten bei Vater oder Mutter, tageweiser oder wöchentlicher Wechsel)
Nestmodell (die Kinder bleiben im Haus, die Eltern wechseln hin und her)
Wer sieht die Kinder wann mit wem?
Früher oder später werden einer oder beide Elternteile neue Partner haben. Daher ist es gut, diese Frage frühzeitig zu besprechen, bevor auch hier Verletzungen entstehen, die vermieden werden können, rät die Familienberaterin.
Man könne hier eine Zeit festlegen, ab wann man neue Partner den Kindern vorstellt. Beispiel: Man gibt sich sechs Monate zum Kennenlernen eines neuen Partners, bis man weiß, ob es ernst ist. Erst dann stellt man den Kindern den neuen oder die neue Partnerin vor.
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Wie feiern wir Familienfeiern?
Eine Trennung betrifft immer auch die gesamte Familie. Darum gelte es auch hier zu klären:
Wollen wir Geburtstage, Einschulungen oder Weihnachten getrennt feiern?
Oder mit allen zusammen – zum Wohl der Kinder?
Im Video: Jetzt also doch! Amira und Oliver Pocher haben sich getrennt
Was sollten Ex-Partner im Umgang mit den Kindern vermeiden?
„Öffentlicher Streit oder Streit vor den Kindern ist ein No-Go“, erklärt Marquardt. Zumindest in den Phasen, in denen die Streits aus Verletzung destruktiv laufen.
Hier könne eine Vereinbarung helfen:
Wem zuerst auffalle, dass beide ohne Ziel streiten, zu laut werden, ungerecht oder beleidigend – der setze ein Stop-Signal. „Mit dem Stop wird der Streit sofort unterbrochen und das Gespräch nach Abklingen der Emotionen unter vier Augen in Ruhe zwischen beiden Ex-Partnern weitergeführt.“
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Massiv schädlich sei zudem immer, wenn Kinder das Gefühl haben, sie seien Schuld an der Trennung der Eltern oder wenn sie den Eindruck bekommen, es sei ein Elternteil schwächer und brauche Schutz, weiß die Familienberaterin. „Kinder versuchen immer, den vermeintlich schwächeren oder traurigeren Elternteil zu schützen und geraten damit in einen für Kinder nahezu unerträglichen Loyalitätskonflikt.“
Unbedingt zu vermeiden sei es darum beispielsweise, sich bei Trauer, Einsamkeit oder Verlust weinend zu den Kindern ins Bett zu legen, warnt die Expertin. Gerade kleinere Kinder seien nicht die Anlaufstelle, die eigenen Gefühle so regulieren oder zu sortieren.
„Es ist okay, einmal traurig zu sein, zu weinen, den Kindern zu sagen, ich bin traurig, aber das ist okay.“ Nicht in Ordnung sei hingegen, die eigene Last bei den Kindern abzuwälzen und sich dort Trost zu holen. „Das ist nicht die Aufgabe der Kinder. Mit den eigenen Emotionen umzugehen, ist Aufgabe der Erwachsenen“, so Marquardt weiter.
Die beiden wollen weiterhin ein Team bleiben - was ist dafür nötig?
„Hoffentlich kriegen wir das hin und werden weiterhin ein Team sein“, wünscht sich Amira Pocher für die Zukunft. Möglich sei das auf jeden Fall, sagt Marquardt. Nötig seien hier vor allem Respekt, Abstimmung, Wertschätzung.
Dafür müsse man wohl oder übel die eine oder andere Bemerkung, die einem auf der Zunge liege, lieber einmal runterschlucken und mit abgekühlten Emotionen Klärungsgespräche führen.
Vor allem sei es aber wichtig, den Team-Gedanken – wir gehören weiter zusammen, nur nicht mehr mit dem Teil, dass Mama und Papa zusammen wohnen – zu leben. Dass die Familie an sich ein Team sei und bleibe, müsse den Kindern aber vor allem durch Taten und nicht durch Worte gezeigt werden.
Dann könne auch das Modell Patchworkfamilie zum Wohl aller gelingen. Das brauche aber Zeit, Respekt und Übung, erklärt die Familienberaterin und gibt noch einen Tipp:
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„Suchen Sie sich Vorbilder, von denen Sie lernen können. Und stellen Sie sich selbst die Frage: Wie können wir selbst ein gutes Beispiel für andere sein, die beste getrennte Familie?“