Sinnvoll oder gefährlich?
Drogen gegen Depressionen - Magic Mushrooms für die Seele

Mit Drogenpilzen „Magic Mushrooms“ gegen das seelische Tief: Bestseller-Autor Bas Kast hat es ausprobiert. Und für sich herausgefunden: Der Pilz-Trip in die Abgründe der eigenen Psyche wirkt stimmungsaufhellend und heilend. Besser als jede andere Therapie, findet er. Allerdings ist das kein Freifahrtschein zum Drogen-Konsum. Im Gegenteil! Für einige Menschen ist der Einsatz solcher Psychedelika sogar richtig gefährlich.
Drogen gegen Depressionen - Bas Kasts "Kompass für die Seele"
Für Bas Kast lief überhaupt nichts mehr rund: Trotz des Mega-Erfolges seines „Ernährungs-Kompass“ konnte er sich über gar nichts mehr freuen. Ein seelisches Tief, aus dem er nicht heraus kam. Jetzt meldet er sich mit einem neuen Buch zurück, für den „Kompass für die Seele“ hat er sich mit Stimmungstiefs und Depressionen beschäftigt. Wieder hat er alles zusammengetragen – und ausprobiert! – was es aktuell in Forschung und Wissenschaft zu sagen gibt. Von Eisbaden über Waldspaziergänge bis…..Drogen.
Und die sollen tatsächlich der Game-Changer sein. „Ich selbst habe kein wirksameres Antidepressivum kennengelernt als Psilocybin“, so Bas Kast. Da müssen wir zwei Mal hin-lesen. Also getrocknete Pilze (Magic Mushrooms), in der Wirkung vergleichbar mit LSD. Das soll der Heilsbringer sein? Tatsächlich erleben Psychedelika aktuell einen echten Boom in der Psychiatrie. Aber was passiert da genau und wie gefährlich kann es werden?
Wie wirken Psychedelika?
Psychedelika ähneln in ihrer Wirkung unserem Gehirn-Botenstoff Serotonin. Glücks-Hormon wird das oft genannt. Es beeinflusst unter anderem unsere Stimmung, unseren Appetit, unseren Schlaf. Ziemlich naheliegend also, es bei Depressionen gezielt einzusetzen. Bestimmte Pilze mit dem Wirkstoff Psilocybin sowie MDMA - besser bekannt als Party-Droge „Ecstacy - wirken direkt auf die Psyche und zwar erstmal positiv: Sie hellen die Stimmung auf und vermindern Ängste.
Laut Bas Kast und seinen Recherchen kommen depressive Menschen mit Psilocybin (also dem Wirkstoff aus getrockneten Pilzen) besser an ihre Emotionen. Sie freuen sich wieder stärker, können aber auch oftmals nach langer Zeit wieder weinen.
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Magic Mushrooms - Was Bas Kast erlebt

Mit einer sogenannten „Tripsitterin“ testet Bas Kast die Wirkung von psychedelischen Pilzen an sich selbst. Erstmal aber soll er MDMA ausprobieren, sagt sie. Er erlebt diesen Trip als euphorisierend und augenöffnend, aber durchaus noch kontrollierbar: „Ja, man taucht tief ins Unbewusste hinab, und ja, das kann emotional anstrengend sein, aber sobald man in der Sitzung die Augen öffnet, ist man in der Regel voll da, klar und präsent.“
Schon etwas heikler ist der nächste Schritt seines Selbstversuchs: Magic Mushrooms. Und jetzt geht es richtig weit rein in die Seele. Auf dem Trip mit getrockneten Pilzen empfindet er spirituelle, bizarre Dinge, er hat das Gefühl, nichts mehr kontrollieren zu können. „Am Steuer sitzen deine unbewussten Ängste, deine Neurosen, aber auch Positives, zum Beispiel die Liebe selbst.“ Es gibt Momente von Panik und Paranoia. Einmal glaubt Bas, seine Frau sei nicht real, er habe sie sich nur eingebildet.
Was spooky klingt, ist insgesamt aber für Bas Kast der „Game Changer“. Noch Wochen nach seinen Trips erlebt er sich in positiver, deutlich weniger gedrückter Stimmung.
Psychedelika gegen Depressionen - Warnhinweis!
Bei aller Euphorie warnt Bas Kast aber auch: Jüngere, noch nicht so gefestigte Menschen sollten seiner Meinung nach die Finger von Psychedelika lassen. Zwar machen diese Substanzen körperlich nicht abhängig, die Wirkung auf die Psyche sei aber zu stark. Ohnehin rät er davon ab, auf eigene Faust herumzuprobieren.
Am besten mit psychotherapeutischer Begleitung, das sagt auch Wissenschaftlerin Lea Mertens vom Zentralinstitut für seelische Gesundheit in Mannheim. Sie forscht intensiv zu Psychedelika bei schweren und bisher „behandlungsresistenten“ Depressionen. Sie führt eine entsprechende klinische Studie in Mannheim zusammen mit der Charité Berlin durch.
Und kommt zu positiven Einschätzungen: „Einige Patienten nehmen sich als sensibler wahr, emotional geöffneter, weniger abgestumpft. Das kann auch in die andere Richtung gehen, dass man näher am Wasser gebaut wird“, so Mertens. Möglich, dass Psilocybin zur Behandlung von Depressionen in den nächsten Jahren zugelassen wird. Darauf hoffen Betroffene, bei denen bislang nichts geholfen hat.
Ganz wichtig aber ist Lea Mertens: Bei Psychischen Vorerkrankungen oder Dispositionen wie Psychosen oder Schizophrenie - auch innerhalb der Familie – behandelt sie zur Zeit nicht mit Psilocybin. Drogen können in solchen Fällen Psychosen auslösen, die schlimmstenfalls für immer problematisch bleiben.
Hier finden Sie Hilfe in schwierigen Situationen
Sollten Sie von Suizidgedanken betroffen sein, suchen Sie sich bitte umgehend Hilfe. Versuchen Sie, mit anderen Menschen darüber zu sprechen! Das können Freunde oder Verwandte sein. Es gibt aber auch die Möglichkeit, anonym mit anderen Menschen über Ihre Gedanken zu sprechen. Das geht telefonisch, im Chat, per Mail oder persönlich.
Wenn Sie schnell Hilfe brauchen, dann finden Sie unter der kostenlosen Telefon-Hotline 0800-1110111 oder 0800-1110222 Menschen, die Ihnen Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen können.
Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel kann einen Besuch beim Arzt nicht ersetzen. Er enthält nur allgemeine Hinweise und darf daher keinesfalls zu einer Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung herangezogen werden.
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