Bewohner (30) nach Corona-Infektion gestorben
Dresden: Band spielt Balkonkonzert für Studenten in Quarantäne-Hochhaus

Live-Musik gegen den Quarantäne-Koller: Auf der Wiese vor einem Studentenwohnheim in Dresden spielt eine Brass-Band. Das Publikum steht aber nicht um die Musiker herum, sondern hört von den Fenstern und Balkonen aus zu. Rund 170 Studenten dürfen ihr Wohnheim in Dresden vorerst nicht verlassen – aus Sicherheitsgründen: Ein 30 Jahre alter Bewohner des Hochhauses starb nach seiner Rückkehr aus Indien an einer Corona-Infektion. Jetzt will das Gesundheitsamt verhindern, dass sich möglicherweise eine hochansteckende Mutation des Virus ausbreiten kann. Um die Studenten in Quarantäne ein bisschen aufzumuntern, organisierte die Stadt ein spontanes Konzert auf der Wiese vor dem Haus.
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Band spielt vor und hinter dem Hochhaus in Dresden
"Es ist natürlich ein trauriger Anlass", sagt Michal Tomaszewski von der Band „Banda Comunale“. Der Leiter des Gesundheitsamtes hatte die Band am Freitagabend angerufen und gebeten, für die Bewohner zu spielen. Die Band sei überrascht, aber sofort bereit gewesen, so Tomaszewski. Die Musik solle den Bewohnern helfen, ihre Sorgen für einen Moment zu vergessen. "Den Leuten fehlt ein bisschen Aufmunterung", glaubt er. Darum geben die Musiker nicht nur vor dem Haus, sondern auch auf der Rückseite ihre Kunst zum Besten, damit auch die Bewohner im hinteren Teil des Hauses in den Genuss der Live-Musik kommen.
Während die Gruppe spielt, stehen überall auf den Balkonen und an den Fenster junge Leute. Aus dem Quarantäne-Hohhaus ist Jubel und Applaus zu hören. „Es ist sehr langweilig für uns, weil wir nicht raus können“, erzählt eine Studentin im RTL-Interview übers Telefon. Für Essen sei gesorgt, sie habe alles, was sie brauche, sagt die junge Frau. Aber es sei schwer, das ganze Wochenende im Wohnheim zu verbringen. Dass Balkonkonzert ist darum eine willkommene Abwechslung.

Alle Studenten im Gebäude müssen Corona-Test machen
Der verstorbene Student ist gebürtiger Inder und war erst vor kurzem aus Bangalore zurückgekehrt. Laut dem örtlichen Gesundheitsamt besteht der Verdacht, der Mann könne sich mit einer Variante des Coronavirus infiziert haben - der sogenannten Delta-Variante, die zuerst in Indien festgestellt wurde. Eine Bestätigung steht aber noch aus. In dem Hochhaus hatte der junge Mann in einer Wohngemeinschaft gelebt und vermutlich auch Kontakt zu anderen Studenten des Hochhauses gehabt.
Das gesamte Gebäude steht darum noch mindestens bis zum 8. Juni unter Quarantäne, die Polizei überwacht die Eingänge. Alle Bewohner müssen sich jetzt auf Corona testen lassen. Die Tests sollen auch auf die Virusvariante untersucht werden.

Rosi Scharf von der Heilsarmee Dresden kümmert sich zusammen mit weiteren Helfern darum, dass keiner der Studenten hungern muss. „Wir versuchen, Grundnahrungsmittel hier ins Haus zu holen: Also Eier, Toastbrot, bisschen was Frisches, Cornflakes, Milch, Jogurt, sowas, was nicht gekühlt werden muss“, zählt die gelernte Krankenschwester auf. Die Lebensmittel würde sie am Aufzug abstellen, wo die Hausbewohner sie dann abholen könnten.
Was die Bewohner sonst noch benötigen könnten sie über den Studentenrat bestellen, erklärt die Scharf. „Wir haben die Information bekommen, dass es rund 170 Leute sind“, sagt die Helferin. So viele Leute von heut auf morgen zu versorgen sei schon eine Herausforderung. „Wir können wirklich nur eine Notversorgung gewährleisten“, so die Heilsarmee-Helferin. Aber die Studenten scheinen zufrieden zu sein. „Ein Zettelchen habe ich gestern gefunden“, erzählt Scharf, darauf habe gestanden: „Danke, dass ihr kommt“. (dpa/jgr)