Bei Omikron unbrauchbar
Dr. Specht: "Schnelltests können Sie in der Pfeife rauchen"

Vor dem Treffen mit den Freunden oder vor der Arbeit noch flott einen Schnelltest machen, um sicher zu sein. So gehen viele von uns aktuell vor, um die Mitmenschen vor dem Coronavirus zu schützen. Damit wähnt man sich allerdings in falscher Sicherheit. Denn: „Die Schnelltests können Sie in der Pfeife rauchen“, urteilt Arzt und Allgemeinmediziner Dr. Christoph Specht.
Lese-Tipp: Alle aktuellen Informationen zum Coronavirus finden Sie in unserem Live-Ticker auf RTL.de
Dr. Specht: Corona-Schnelltests bei Omikron "kurz über Kaffesatzlesen"
Dr. Specht hält gar nichts mehr von den Corona-Schnelltests. Zumindest, wenn es darum geht, damit eine Omikron-Infektion – und damit die aktuell meist verbreitete Variante des Virus – zu erkennen. „Diese Tests sind kurz über Kaffeesatzlesen“, sagt Dr. Specht im Gespräch mit RTL.
Seine Einschätzung stützen aktuelle Untersuchungen aus München. Forscher um Chef-Virologe Oliver Keppler von der Ludwig-Maximilians-Universität München haben sich angesehen, wie gut die Antigen-Schnelltests die Omikron-Variante erkennen. Im Bayrischen Rundfunk äußerte der Virologe sich jetzt besorgt über deren Unzuverlässigkeit. Keppler berichtete dort, jüngste Daten aus seinem Institut hätten ergeben, dass acht von neun sehr häufig verwendeten Schnelltests eine Omikron-Infektion schlechter nachweisen als eine Delta-Infektion. Die Studie wird derzeit begutachtet und soll erst in der kommenden Woche online gestellt werden. „Die, die halbwegs was taugten, taugten nur in der höchsten Virusstufe“, sagt Dr. Specht dazu.
"Bei Omikron versagen die Tests reihenweise"
„Die Vorstellung, man geht zum Test mit Symptomen und man bekommt sein negatives Ergebnis und denkt, es ist dann doch nur eine Erkältung, das können Sie in der Pfeife rauchen. Das ist Unsinn. Wir wussten, dass die Tests nicht so gut sind bei Omikron, aber dass sie so schlecht sind, das wissen wir jetzt“, erklärt Dr. Specht. Andere Varianten seien besser erkannt worden. Zwar auch nicht toll, sondern grenzwertig, „aber spätestens bei Omikron versagen die Tests reihenweise.“ Vor einigen Wochen galt noch die Annahme, die Tests könnten zumindest sagen, ob man infektiös sei oder nicht, doch „diese Aussage kann man nicht mehr aufrecht erhalten. Die Tests können einem auch nicht sagen, ob man infektiös ist. Eigentlich könnten die gar nichts.“
Specht schaut neidisch auf Österreich mit günstigen PCR-Tests
Ändern könne man das nun aber nicht mehr. Die Österreicher seien den Deutschen da einiges voraus, so Specht. „Hier kostet jeder Schnelltest 11,50 Euro. Die Österreicher machen so einen vereinfachten PCR-Test, der kostet 6 Euro. Das ist ein Unding. Da haben die Österreicher uns wirklich vorgeführt und zeigen uns, wie man es richtig macht.“
Die Sicherheit, dass man mit Tests zum Beispiel im Restaurant sitzt und denkt, da sei niemand infektiös, sei nicht mehr haltbar. „Vergessen Sie es. Jetzt im Nachhinein kommt raus: Bullshit. Wirklich entsetzlich.“
So ernüchternd die Aussagen sind, das heißt natürlich nicht, dass die Tests nie eine Infektion erkennen – anders wäre die hohe Inzidenz auch kaum zu erklären. „Es gibt eben richtig positive, falsch positive, richtig negative und falsch negative. Die letzten sind das Problem und davon gibt es nach den neueren Untersuchungen sehr viele. Würden sie besser funktionieren, würden sie viel öfter anschlagen und Infektionen erkennen, die sie jetzt eben nicht erkennen.“ (mol)
VIDEO-PLAYLIST: Alles, was Sie über Corona wissen müssen
Spannende Dokus zu Corona gibt es auf RTL+
Das große Geschäft mit der Pandemie: Ausgerechnet in einer Zeit, in der jeder um seine Gesundheit bangt, finden Betrüger immer wieder neue Wege, illegal Geld zu machen. Ob gefälschte Impfpässe, negative Tests oder Betrügereien in den Testzentren – die Abzocke lauert überall. Sogar hochrangige Politiker stehen in Verdacht, sich während der Corona-Zeit die eigenen Taschen vollgemacht zu haben. Unsere Reporter haben europaweit recherchiert – die ganze Doku auf RTL+.