Omikron-Variante setzt sich durch
Droht uns jetzt eine fünfte Corona-Welle?

Deutschland steckt mitten in der vierten Welle. Zusätzliche Sorgen bereitet die Omikron-Variante, die sowohl in Europa als auch in Deutschland einen immer höheren Anteil der Corona-Neuinfektionen ausmacht. Noch herrscht die Delta-Variante vor, doch nach Einschätzung der EU-Gesundheitsbehörde ECDC dürfte die Omikron-Variante des Coronavirus schon innerhalb der ersten beiden Monate des neuen Jahres zur dominierenden Variante in Europa werden. Es werde mit einer weiteren zügigen Zunahme der Omikron-Fallzahlen im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) gerechnet, schrieb die Behörde in einer Risikobewertung.
Doch ausgerechnet jetzt kommt Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) mit einer neuen Schreckensmeldung um die Ecke: Eine Corona-Impfstoffinventur hat einen Mangel an Impfdosen für das erste Quartal 2022 ergeben. Für die nächsten Monate droht also ein starker Anstieg der Omikron-Variante und gleichzeitiger Impfstoffmangel – und somit ein Worst-Case-Szenario.
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Omikron: Ungefährlicher, aber ansteckender?
Doch wie gefährlich ist die neue Variante? In Südafrika wurden nun Patientendaten und über 200.000 Testergebnisse ausgewertet. Die Zahlen machen zumindest Hoffnung darauf, dass der zu erwartende Omikron-Sturm zwar viel Energie hat, aber nicht so verheerend wie von manchen Experten befürchtet sein wird. Sie bestätigen zwar bisherige Befürchtungen, dass eine zweifache Impfung nur einen begrenzten Schutz vor der Omikron-Variante bereithält. Auch frühere Infektionen mit dem Virus führen nicht zu einer ausreichenden Immunität. ABER: Der Anstieg von schweren Erkrankungen ist demnach bei Infektionen mit Omikron bisher flacher ausgefallen als während der ersten Welle der Erkrankung Mitte letzten Jahres.
Droht uns die nächste Corona-Welle?
Doch Experten drücken auf die Euphorie-Bremse und sprechen von der Ruhe vor dem Sturm. Lag die 7-Tage-Inzidenz vor einer Woche zwar noch bei 451, vermeldet das Robert Koch-Institut (RKI) heute einen Wert von 340,1. Doch Omikron werde in Europa in den kommenden Wochen dominieren, sind sich die Experten sicher. „Wir sollten uns nicht von den sinkenden Zahlen täuschen lassen. Das ist eine hochansteckende Variante“, sagt Virologe Dr. Martin Stürmer. „Über kurz oder lang kann Omikron die Kontrolle übernehmen und dann sehen die Zahlen wieder ganz anders aus.“ Ein Blick nach Großbritannien zeigt, was auch uns bald blühen könnte. Dort verdoppeln sich die Fallzahlen mit der Omikron-Variante jeden zweiten Tag.
Macht die Masse an Infektionen die Intensivstationen voll?
Auch Mediziner Dr. Christoph Specht sagt dazu im RTL-Interview, dass bisherige Zahlen zeigen würden, dass die Omikron-Variante deutlich ansteckender sei als die Delta-Variante. „Jedoch kommen im Vergleich zu den Menschen, die sich mit der Delta-Variante infiziert haben, nur ein Zehntel der Menschen, die sich mit der Omikron-Variante infiziert haben, ins Krankenhaus“, so Dr. Specht. „Das ist ein gutes Zeichen!“
Natürlich würden mehr Infizierte auch zu mehr Krankenhauspatienten führen, aber dann mit geringeren Symptomen. Das sei die große Hoffnung, so Dr. Specht. Außerdem betonte er, dass auch bei der Bekämpfung der Omikron-Variante das Impfen und das Boostern mit den aktuellen Impfstoffen entscheidend sei und man nicht erst auf einen zukünftigen Omikron-Impfstoff warten solle. (dpa/jth)