Geht das bei uns auch?
Dänemark beendet Corona-Maßnahmen
Dänemark macht Schluss mit so gut wie allen Corona-Beschränkungen – als erstes Land der EU. Maskenpflicht, 2G- und 3G-Regeln, geschlossene Clubs und Absage von Großveranstaltungen: All das gehört seit dem 1. Februar der Vergangenheit an. Dabei liegt die 7-Tage-Inzidenz in unserem nördlichen Nachbarland bei über 5.000. Ein paar besondere Faktoren in Dänemark machen diesen Schritt trotzdem möglich.
Zurück zum normalen Leben

Diesen Satz sehnen wir auch in Deutschland herbei: „Wir sagen ‘Auf Wiedersehen’ zu den Beschränkungen und ‘Willkommen’ zu dem Leben, das wir vor Corona kannten.“ Gesagt hat ihn die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen, als sie den Dänen verkündete, was die Regierung beschlossen hat: Nämlich alle wesentlichen Corona-Maßnahmen zum 1. Februar aufzuheben. Übrig bleiben nur einige wenige Beschränkungen für Ungeimpfte, die in das Land einreisen wollen, sowie für Besucher von Krankenhäusern und Pflegeheimen.
Dieser Plan der dänischen Regierung steckt dahinter
Covid-19 gilt in Dänemark aktuell nicht mehr als „gesellschaftskritische Krankheit“. Erstaunlich, wenn man die hohen Infektionszahlen in dem Land sieht: Die Inzidenz liegt bei über 5.200 (Stand 1. Februar). Zum Vergleich: In Deutschland liegt sie am selben Tag bei 1.200. Doch die Ministerpräsidentin erläutert: Entscheidend sei nicht die Zahl der Infizierten, sondern die Zahl der schweren Verläufe. Und die sei, dank Omikron-Variante, rückläufig.
Klar ist: Wenn jetzt die Maskenpflicht und andere Beschränkungen wegfallen, wird die Zahl der Neuinfektionen nochmal weiter in die Höhe schnellen. Doch das hat die Regierung eingeplant. Da Omikron zu milderen Verläufen führt als vorige Virusvarianten, könne man es sich jetzt erstmals erlauben, eine Durchseuchung der Bevölkerung geschehen zu lassen. Mit anderen Worten: Irgendwann muss man dem Virus freie Bahn lassen, dann am besten jetzt.
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Könnten wir das in Deutschland auch so machen?
+++ Was die deutsche Regierung zu möglichen Lockerungen sagt +++
Es gibt in Dänemark einige Faktoren, die die jetzige Öffnungsstrategie möglich gemacht haben – Faktoren, die in Deutschland derzeit so nicht vorhanden sind:
Die Impfquote ist hoch: 81 Prozent der Bevölkerung sind doppelt geimpft, 61 Prozent sogar geboostert (Stand 1. Februar). In Deutschland sind erst 74 Prozent doppelt geimpft und 53 Prozent geboostert
Die Durchseuchung – also der Anteil der Menschen, die eine Corona-Infektion bereits hinter sich haben – ist in Dänemark höher als in Deutschland: Dort sind 28 Prozent der Menschen genesen, bei uns gerade einmal 11 Prozent
Dänemark hat den Höhepunkt der Omikron-Welle offenbar schon überschritten, die Zahl der Neuinfektionen sinkt seit einigen Tagen. In Deutschland hat sich die „Omikron-Wand“ erst etwa drei Wochen später aufgebaut, wir haben den Höhepunkt der Welle noch nicht erreicht
Virologen sehen in Deutschland deshalb derzeit noch keine Möglichkeit, es unseren Nachbarn gleichzutun. Tatsächlich halten auch nicht alle Experten die Öffnung in Dänemark für eine gute Idee. Das Risiko, dass der zu erwartende Anstieg der Infizierten doch noch die Krankenhäuser überlaste, sei groß. Ob die Regierung mit ihrem Optimismus recht behält, oder ob sie die Rückkehr zum alten Leben doch wieder einkassieren muss, wird sich dann in einigen Wochen zeigen. (cha)