Wer erstmal infiziert ist, weiß nicht, wo er sich angesteckt hatCorona-Studie mit verblüffendem Ergebnis: Wo die Ansteckungsgefahr wirklich am größten ist
Wo stecken wir uns eigentlich am häufigsten mit Corona an? Eine Frage, die nicht nur die Menschen, sondern auch die Wissenschaftler auf der ganzen Welt seit Beginn der Pandemie beschäftigt. Das Problem: Wer einmal infiziert ist, kann häufig den Ansteckungsort nicht genau bestimmen. Britische Forscher wollen nun eine Methode gefunden haben, mit der sie genauer eingrenzen können, wo sich Betroffene infizieren. Wie die Forscher das herausgefunden haben, erklären wir im Video.
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Friseur, Kindergarten und persönliche Treffen
Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie vorab im Preprint auf der Plattform „Preprints with the Lancet“.
Als größte Ansteckungsherde für Cluster, die von einer einzelnen Person ausgehen, ermittelten die Forscher:
Orte mit körpernahen Dienstleistungen (Friseursalon, Kosmetik- und Nagelstudio)
Persönliche Treffen mit Bekannten oder Verwandten
Kindergarten und Vorschule
Übernachtungen bei Bekannten oder Verwandten
Sonderpädagogische Einrichtungen
„Körpernahe Dienstleistungen finden in der Regel in Innenräumen statt, in denen die Menschen längere Zeit bei engem Kontakt verbringen können“, erläutern die Wissenschaftler ihre Ergebnisse.
Infektionsgefahr in Geschäften gering
Unter den 25 Orten mit der größten Infektionsgefahr tauchen neben den sonderpädagogischen Einrichtungen auch weitere Bildungseinrichtungen auf. Die Studie unterscheidet diese in fünf Kategorien:
Grundschule (Platz 7),
weiterführende Schule (Platz 9),
sonderpädagogische Einrichtungen (Platz 5),
Universität (Platz 21)
andere Bildungseinrichtungen (Platz 22).
Am niedrigsten war die Infektionsgefahr der Studie zufolge in Geschäften (Platz 25). Restaurantbesuche bzw. Auswärts Essen gehen liegt auf Platz 14 – die Gefahr kann dort also als mittel eingestuft werden.
Verblüffende Ergebnisse
„Die Ergebnisse sind verblüffend“, schreibt Biochemiker Ewan Birney, einer der Studienautoren auf Twitter. Einige Settings hätten eine um das 50-fach höhere Rate als angenommen. Birney betont auch, dass es sich bei der Auflistung nicht proportional um die meisten Ansteckungen handele. Sondern um die meisten „single-source“-Ansteckungen, also diejenigen, die von einer einzigen Person ausgehen.
Auch SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hält die Studie für „Sehr (!) clever“. Er verbreitete die Ergebnisse bei Twitter mit dem Hinweis, dass die Studie „methodsich sehr hochwertig“ sei.
Wissenschaftler verweisen auf Nutzen ihrer Erkenntnisse
Um Cluster zu finden, hatten die britischen Forscher das Erbgut der Viren, deren Genotypen, genauer untersucht.
Indem sie den Genotypen des Virus bei den Infizierten analysiert hatten, konnten sie feststellen, wann es in der Bevölkerung zu einer Übertragung gekommen war. Dazu verglichen sie das Erbgut des Erregers mit dem viralen Genotypen der Indexperson, also der Person, die in einem Cluster als erstes infiziert war und für die Verbreitung verantwortlich ist.
Stimmten die beiden viralen Genotypen überein, wiesen also beide eine SGTF auf, bedeutete das, dass die Indexperson ursprünglich für die Infektion verantwortlich war.
Studienautor Ewan Birney veröffentliche dazu auf Twitter: „Ich freue mich darauf, mehr Analysen dieser Art durchzuführen. Wir empfehlen die Daten zu verwenden, um Richtlinien festzulegen und Maßnahmen bei der Bewertung und Verwaltung von Covid-19-Community-Fallclustern zu priorisieren.“
Insgesamt hatten die Forscher die Daten von 2.341.398 Corona-Fällen untersucht, welche zwischen November 2020 und Januar 2021 in Großbritannien auftraten.
































