Studie der Universität München

Schulschließungen und Ausgangssperren: Forscher bezweifeln Wirkung von Bundes-Notbremse

13.05.2021, Sachsen, Leipzig: Absperrband ist vor dem Eingang zu einem Biergarten in Leipzig zu sehen. Auch am Himmelfahrtstag gilt für die Gastronomie in Leipzig noch die Regelung der sogenannten Bundesnotbremse. Ab Freitag (14.05.2021) lockert Leipzig die Corona-Regeln. Eine Inzidenz unter 100 erlaubt dann unter anderem das Öffnen der Außengastronomie. Foto: Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Wegen der Bundesnotbremse musste neben Schulen und Geschäften auch die Gastronomie geschlossen bleiben.
hsc cul, dpa, Hendrik Schmidt

von Kathrin Hetzel
Nicht länger als bis zum 30. Juni soll sie laufen: die lang umstrittene Corona-Notbremse. Das heißt aller spätestens ab diesem Zeitpunkt gibt es keine inzidenzbasierten Maßnahmen wie Ausgangssperre, Kontaktbeschränkungen oder die Schließung von Schulen und Läden. Laut Bundeskanzlerin Angela Merkel hätte sich die Corona-Lage deutlich verbessert. Doch waren diese Maßnahmen überhaupt verantwortlich für das Sinken der Infektionszahlen und die allgemeine Verbesserung der Lage? Statistiker der Ludwig-Maximilians-Universität München bezweifeln das nun.
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Statistik zu Corona-Maßnahmen seit Anfang November

Im „16. Codag-Bericht zur epidemischen Lage“ haben die Forscher nicht nur die jetzige Bundesnotbremse, die seit dem 23. April in Kraft ist, untersucht, sondern auch vorherige Maßnahmen wie den „Lockdown light“ ab dem 2. November, sowie dessen Verschärfung ab dem 16. Dezember. Untersucht wurde die Entwicklung des so genannten R-Werts im Laufe der Pandemie. Das Ergebnis: es konnte kein unmittelbarer Zusammenhang zwischen den Maßnahmen der Bundesregierung und dem rückläufigen Infektionsgeschehen festgestellt werden.

Das Sinken der Infektionszahlen hatte meist schon vor dem Greifen der eigentlichen Maßnahmen begonnen. Auch wenn sich diese möglicherweise zusätzlich positiv auf die Infektionslage ausgewirkt haben, sind sie nicht der eigentliche Grund für die Verbesserung der Lage.

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Diskussionen über Maßnahmen

Zuvor hatte es bereits viel Kritik aus verschiedenen Lagern an den Maßnahmen des Bundes gegeben. Die Hauptkritikpunkte: die alleinige Orientierung am Inzidenzwert, sowie die Ausgangsbeschränkungen. Aerosolforscher hatten kritisiert, dass die größte Ansteckung vor allem drinnen lauere, Ausgangssperren also nicht der richtige Kurs zur Eindämmung der Pandemie seien. Trotz „verfassungsrechtlicher Bedenken“ ist die Bundes-Notbremse Ende April für alle Bundesländer in Kraft getreten. Durch die Ergebnisse der Studie der Forscher könnten solche und andere Grundrechtsdiskussionen nun wieder angestoßen werden.

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Forscher fordern Öffnungen von Schulen

In der Studie der Münchner Forscher wurde auch die Rolle von Schulen beim Infektionsgeschehen untersucht. Ab Inzidenzwert 165 musste der Präsenzunterricht an Schulen ausgesetzt werden, ab Inzidenzwert 100 ging es in den Wechselunterricht. Doch auch bei der Rückkehr in den Präsenzunterricht, spielen Schülerinnen und Schüler laut den Forschern im Infektionsgeschehen nur eine untergeordnete Rolle. Durch regelmäßige Testungen an Schulen wurde vielmehr ein positiver Beitrag geleistet: Die Dunkelziffer an Infektionen konnte so verringert werden.