Wie unsere Nachbarn auf die explodierenden Zahlen reagieren
Corona in Europa: Interaktive Karte zeigt die aktuelle Lage in den Ländern

Die vierte Corona-Welle trifft Europa heftiger als erwartet. Obwohl Experten bereits vor vielen Monaten vor einem massiven Anstieg an Atemwegserkrankungen gewarnt haben, scheinen viele europäische Länder auf die neue Corona-Welle miserabel vorbereitet zu sein. Denn die Infektionszahlen explodieren förmlich.
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Europäische Nachbarländer planen Lockdowns
Österreich und auch die Niederlande zum Beispiel planen jetzt neue Lockdowns. Doch die Corona-Pandemie verläuft im dichtbesiedelten Europa völlig unterschiedlich. Während die einen auf harte Maßnahmen wie etwa einen Teillockdown für Ungeimpfte setzen, schaffen Länder wie Spanien und Portugal ihre Maßnahmen wieder ab. Wie ist die Corona-Lage in Europa? Unsere interaktive Karte zeigt den aktuellen Stand.
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"Ampel" schließt Deutschland-Lockdown aus
Deutschland trifft die vierte Corona-Welle mit Wucht. Die Zahl der nachgewiesenen Neuinfektionen explodiert förmlich, immer mehr Menschen müssen intensivmedizinisch behandelt werden. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt hierzulande bei 263,7. Doch Lockdown-Maßnahmen, wie sie derzeit im Nachbarland Niederlande diskutiert werden, sind nach Angaben der Ampel-Parteien in Deutschland momentan kein Thema. „Der Lockdown steht nicht zur Debatte in den Diskussionen“, sagte die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Sabine Dittmar, in Berlin. Dies wäre angesichts der Impfquote (zurzeit bei 67,4 Prozent) auch „schwerlich durchsetzbar“, fügte sie hinzu. Doch wie sieht es bei unseren europäischen Nachbarn aus?
Kurz vor Start in die Ski-Saison: Österreich ab Sonntag Risikogebiet

Die Corona-Inzidenzen in Österreich steigen unaufhaltsam. Deshalb erklärt die Bundesregierung kurz vor dem Start in die Ski-Saison fast ganz Österreich zum Hochrisko-Gebiet. Die neue Einstufung gelte schon ab Sonntag (14.). Das heißt, nicht Geimpfte und nicht Genesene müssen nach ihrer Rückkehr in Deutschland in Quarantäne.
Außerdem soll im Kampf gegen die Pandemie ein Lockdown für Ungeimpfte eingeführt werden. Die entsprechenden Entscheidungen würden am Sonntag gefällt, kündigt Kanzler Alexander Schallenberg angesichts stark steigender Infektionszahlen an.
Auch Tschechien und Ungarn werden Hochrisikogebiete
Neben Österreich stuft die Bundesregierung ab Sonntag auch Tschechien und Ungarn als Corona-Hochrisikogebiete ein. Das gibt das Robert Koch-Institut bekannt. Wer aus einem Hochrisikogebiet einreist und nicht vollständig geimpft oder genesen ist, muss für zehn Tage in Quarantäne und kann sich frühestens fünf Tage nach der Einreise mit einem negativen Test davon befreien.
Die Regierung in Budapest erlaubt den Arbeitgebern mittlerweile sogar, von den Angestellten eine Impfung zu verlangen. Maßnahmen, von welchen wir in Deutschland (noch) meilenweit entfernt sind.
Niederlande stehen kurz vor Teil-Lockdown

Die Niederlande steuern angesichts schnell steigender Infektions- und Patientenzahlen auf einen neuen Teil-Lockdown zu. Das berichten niederländische Medien unter Berufung auf Regierungskreise. So solle ab Samstag ein eingeschränkter Shutdown von drei Wochen beginnen, Gaststätten und die meisten Geschäfte müssten dann um 19 Uhr schließen. Die geschäftsführende Regierung will im Laufe des Freitags über die neuen Maßnahmen entscheiden. Auch über die Einführung der 2G-Regel für Gaststätten und Kultur und Sport soll entschieden werden.
Bürger dürften demnach dann nur noch höchstens vier Besucher zu Hause empfangen. Sportwettkämpfe sollen ohne Publikum stattfinden. Kinos und Theater sollten aber mit einem Impfnachweis oder einem negativen Corona-Test weiter genutzt werden dürfen.
Frankreich verschärft Einreise-Regeln für Ungeimpfte

Bei der Einreise aus Deutschland nach Frankreich gelten ab sofort schärfere Regeln für Personen, die noch nicht vollständig gegen das Coronavirus geimpft sind. Sie müssen bei der Einreise einen PCR-Test vorweisen, der nicht älter als 24 Stunden sein darf.
Zwar sind die Infektionszahlen in Frankreich zur Zeit längst nicht so hoch wie in Deutschland. Die Behörden zählten diese Woche 9.000 neue Infektionen, der landesweite Inzidenzwert liegt bei 98,9. Dennoch reagiert Präsident Emmanuel Macron auf den starken Anstieg der Fallzahlen in Europa. Sein Erlass betrifft alle Personen ab zwölf Jahre und gilt neben Deutschland auch für Menschen aus Österreich, Belgien, Griechenland, Ungarn, Irland und den Niederlanden. Für vollständig Geimpfte ist die Einreise nach Frankreich weiterhin problemlos möglich. Auch die Ausnahmeregelungen für den kleinen Grenzverkehr sollen unverändert bestehen bleiben.
Nach "Freedom Day": Dänemark führt wieder Corona-Maßnahmen ein

Zwei Monate nach dem viel bejubelten „Freedom Day“, mit welchem jegliche Beschränkungen aufgehoben wurden, herrscht auch in Dänemark wieder Katerstimmung. In den vergangenen Wochen ist die Zahl der Neuinfektionen stark angestiegen, die Sieben-Tage-Inzidenz liegt mit 288,8 knapp über der deutschen Zahl. Für die dänische Regierung Grund genug auf die Bremse zu drücken. Ab Freitag muss man etwa bei Veranstaltungen wie Konzerten und Messen sowie im Restaurant, in der Kneipe oder der Diskothek wieder seinen Corona-Pass vorzeigen. So muss man vorweisen, dass man geimpft, genesen oder negativ getestet worden ist.
Vom Sorgenkind zum Musterschüler: Portugal und Spanien
Während in Deutschland wegen stark steigender Inzidenzen wieder über die Impfpflicht diskutiert wird, können Spanien und Portugal dem Winter etwas entspannter begegnen. Spanien hat mit 38,6 die niedrigste Sieben-Tage-Inzidenzrate in Europa und eine Bevölkerung, die zu 80 Prozent vollständig geimpft ist.
In Portugal liegt die Inzidenz bei 80,8 und damit höher als bei seinem Nachbarn – obwohl das Land mit 88 Prozent zu den Ländern mit einer der höchsten Impfquoten weltweit zählt. Statt „nur“ ein Impfangebot wie hierzulande zu erhalten, werden werden die Menschen dort angerufen und ihnen wird ein Termin mitgeteilt. Verpassen sie diesen, gibt es einen erneuten Anruf.
Angesichts der Tatsache, dass Portugals Gesundheitssystem vor einem Jahr noch arg gebeutelt war, kann die aktuelle Inzidenz als Erfolg gewertet werden. Im Vergleich zum ehemaligen Corona-Musterschüler Deutschland hat sich das Blatt also gewendet. Die Sieben-Tage-Inzidenz hierzulande liegt bei 263,7 – Tendenz steigend. (dpa/kra)