Was RTL-Redakteur Axel Horst am Flughafen Lissabon erlebte Als Genesener ohne Corona-Test? So klappte es mit der Rückreise aus Portugal

RTL-Redakteur Axel Horst
RTL-Redakteur Axel Horst dachte, er könnte als Genesener problemlos ohne Corona-Test von Portugal nach Deutschland fliegen.
Privat

Ich bin ein Genesener. Zwei Wochen lang hat mich Corona heftig niedergestreckt, als Belohnung bin ich von der Testpflicht befreit, wenn ich von einer Auslandsreise zurückkomme. Theoretisch jedenfalls. Ich bin Deutscher, ich möchte nichts falsch machen und deshalb verbringe ich den letzten Tag meiner Lissabon-Reise mit der Recherche der wirklich alleraktuellsten Rechtslage. Ich könnte Jens Spahn eine zweistündige Fortbildung geben, wie sich das genau verhält mit Risiko-, Hochrisiko- und Varianten-Gebieten. Ich habe außerdem die Homepage meiner Airline auswendig gelernt: Ich wollte bei meiner Rückreise aus Lissabon auf keinen Fall etwas falsch machen, eigentlich konnte nix schief gehen. Is’ aber klar, dass es anders kam, sonst würde ich wohl kaum diesen Text schreiben.
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1. Akt: Anstehen vor dem Abflug aus Portugal

Ich stehe mit 50 anderen Menschen am Check-in-Schalter. Flüge nach Deutschland erkennt man sehr leicht daran, dass bereits eine halbe Stunde vor Öffnung eine Schlange vor dem Schalter steht. 11:55 ist offizieller Check-in-Start, um 11:56 wird neben mir bereits demonstrativ auf Uhren geschaut und Köpfe werden geschüttelt. Ich bin bereits vor der Schlange da, ich bin der sechste in der Reihe, so deutsch fühlte ich mich nie, ich wollte auf keinen Fall etwas falsch machen.

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2. Akt: Angestellter in Portugal will Bestätigung der Regierung sehen

Ich bin dran. Ein pflichtbewusster Angestellter kontrolliert meine Unterlagen. Er sieht ein bisschen aus wie ein portugiesischer Philipp Amthor. Dass er bereits nach zwei Minuten gründlichen Kontrollierens mit seinem Vorgesetzten telefoniert, lässt mich ahnen: Da läuft was ganz verkehrt.

Er eröffnet mir: Ich bräuchte eine offizielle Bestätigung meiner Regierung, dass ich reisen dürfe. So etwas habe ich nie bekommen und versuche zu erklären: Nein, der über vier Wochen alte, positive PCR-Test weise mich als Genesener aus. Also zumindest in Deutschland, hier schickt mich jetzt der portugiesische Philipp Amthor nach längerer Debatte zum Antigen-Test am anderen Ende des Flughafens.

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3. Akt: Ich renne zum Testzentrum im Flughafen von Lissabon

Ich renne zum Test in die Tiefgarage des Flughafens. Dort ist eine neue Warteschlange - ungefähr 200 Meter lang. Ich ziehe mit vollem Gepäck an den Wartenden vorbei, überrolle mehrere Füße und überhöre das vielsprachige Fluchen. Ein Engel von einer Krankenschwester sieht mich kurz an, hat offenbar Mitleid mit dem stark schwitzenden Deutschen vor sich, nimmt mich direkt dran und macht den Test mit mir. Das Ergebnis könne bis zu 45 Minuten dauern, bis dahin ist der Check-in längst geschlossen – Schnelltest ist offenbar ein dehnbarer Begriff.

RTL-Redakteur Axel Horst
RTL-Redakteur Axel Horst geriet beim Abflug aus Portugal mächtig ins Schwitzen.
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4. Akt: Anruf beim deutschen Gesundheitsamt

Ich rufe schweißgebadet beim Gesundheitsamt meiner Heimatstadt an, es geht sofort jemand ran. Und jetzt auch mal: Ein Applaus für die vielgescholtenen deutschen Beamten. Von einer internationalen Reiseerlaubnis hat die Dame zwar auch noch nie gehört, aber sie mailt mir immerhin eine offizielle Bestätigung meiner überstandenen Erkrankung, obwohl sie das Dokument eigentlich nicht hätte mailen dürfen. Selten hat mich ziviler Widerstand so tief berührt.

5. Akt: Panik am Check-in-Schalter

Kurz vor Schließung des Check-in Schalters: weder mein Testergebnis, noch das Dokument meiner Heimatstadt sind bislang in meinem Maileingang aufgeploppt. Ich bestehe inzwischen hauptsächlich aus Panikschweiß.

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6. Akt: Zweiter Versuch am Check-in-Schalter

Jetzt sitzt ein älterer Portugiese am Check-in-Schalter, Typ George Clooney mit schlecht gelauntem Gesamteindruck. Alles oder nichts. Ich stelle mich einfach komplett doof und gebe ihm dieselben Unterlagen noch mal. Wieder längeres Kontrollieren, erneutes Telefonieren und leise vor sich hin murmeln und dann tatsächlich: „Can I have your passport please?“ und er gibt mir meine Bordkarte. Ich habe Tränen in den Augen, ich hätte den Mann wahrscheinlich geknutscht, es war aber ein Scheibe zwischen uns. Wahrscheinlich besser so.

7. Akt: Mit der Bordkarte schnell noch durch die Sicherheitskontrolle am Flughafen

Ich hetze zum Security-Check, renne den kilometerlangen Flughafen entlang und komme an beim Boardinggate. Und wer steht da und kontrolliert meine Bordkarte? Der Portugiesen-Amthor. „Welcome again, Sir, and have a nice trip“, jovialt er mich an. Nie war ich unfähiger zu einer schlagfertigen Antwort, wie ein geprügelter Hund schleiche ich an ihm vorbei.

Letzter Akt: Nach der Landung in Köln kommt auch das negative Testergebnis

Ich sitze im Flugzeug. Ich habe bis zu diesem Zeitpunkt nicht nachgeschaut, was bei meinem Corona Test in Lissabon rausgekommen ist. Ich traue mich nicht. Ich erwarte jeden Moment einen Trupp der portugiesischen Armee, der mich von Bord holt. Erst nach der Landung in Köln sehe ich: Der natürlich negative Test und das Dokument vom Gesundheitsamt kamen erst an, als die Maschine längst in der Luft war.

Und was können wir aus dieser Geschichte lernen? Macht immer, immer so einen Sch***-Test, ganz gleich was Jens Spahn euch sagt. Und: Manchmal tragen Engel einen portugiesischen Krankenschwesternkittel, sitzen mit grummeligem Gesichtsausdruck am Check-in-Schalter oder ganz einfach am Telefon in irgendeinem deutschen Gesundheitsamt. Danke euch allen.