Bei Delta und Omikron
Booster-Impfschutz lässt nach drei Monaten deutlich nach – das rät Mediziner Dr. Specht
Der nach einer Auffrischimpfung mit dem Biontech/Pfizer-Vakzin zunächst hohe Schutz gegen Klinikeinweisungen und Besuche in der Notaufnahme bei Omikron verringert sich nach neuen Studiendaten bereits nach einigen Monaten. Das geht aus einer im Fachblatt „The Lancet Respiratory Medicine“ veröffentlichten Untersuchung aus Südkalifornien hervor. Müssen wir uns jetzt wieder boostern lassen? Arzt und Medizinjournalist Dr. Christoph Specht gibt eine aktuelle Einschätzung zur Studie ab.
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Impfung ist wichtiger Schutz vor schwerem Verlauf
„Covid-19-Auffrischimpfungen mit Pfizer/Biontech verbessern den Schutz gegen Omikron signifikant, obwohl dieser Schutz nach drei Monaten gegen Besuche in der Notaufnahme und sogar gegen Krankenhausaufenthalte nachzulassen scheint“, resümierte die Hauptautorin der Studie, die Epidemiologin Sara Y. Tartof vom Gesundheitskonsortium Kaiser Permanente, laut Mitteilung. Eine gewisse Wirksamkeit bliebe jedoch auch dann noch erhalten.
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Wirksamkeit von Biontech-Impfstoff sinkt nach drei Monaten deutlich
Für die Studie analysierten die Forscher 11.123 Krankenhauseinweisungen und Besuche in der Notaufnahme, die nicht zu einer Krankenhauseinweisung wegen einer akuten Atemwegsinfektion führten. Im Untersuchungszeitraum vom Dezember 2021 bis Februar 2022 waren sowohl die Delta- als auch die Omikron-Variante im Umlauf.
Das Ergebnis der von Pfizer finanzierten Studie:
- Nach drei Dosen betrug die Wirksamkeit des Impfstoffs von Biontech/Pfizer gegen Krankenhauseinweisungen wegen Omikron 85 Prozent bei weniger als drei Monaten. Sie fiel aber auf 55 Prozent nach drei Monaten oder länger.
- In Bezug auf die Einweisung in die Notaufnahme lag die Wirksamkeit von drei Dosen bei weniger als drei Monaten gegen Omikron bei 77 Prozent, fiel aber nach drei Monaten oder länger auf 53 Prozent.
Bei der Delta-Variante waren die Trends in Bezug auf die Abnahme der Wirksamkeit gegen Sars-CoV-2 im Allgemeinen ähnlich, jedoch wurde die Wirksamkeit zu jedem Zeitpunkt höher eingeschätzt als bei der Omikron-Variante. Die Wirkung des Vakzins von Biontech/Pfizer gegen Omikron war im Schnitt nach drei Dosen wesentlich höher als nach zwei Dosen.
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Biontech-Impfstudie: Müssen wir uns jetzt wieder boostern lassen? Arzt ordnet ein
Dass der Biontech-Impfschutz nach drei Monaten stark nachlässt, dürfte manche Geimpfte beunruhigen. Doch wie sind die Hauptergebnisse der Biontech-Studie zu bewerten? „Die Forscher haben jetzt vor allem geschaut, wie sich der Impfschutz auf die Anzahl der Krankenhauseinweisungen auswirkt. Nach drei Monaten war die Wahrscheinlichkeit nicht nur größer, dass man sich infiziert, sondern auch die Wahrscheinlichkeit ins Krankenhaus zu kommen. Das ist aber völlig erwartungsgemäß“, erklärt der Arzt und Medizinjournalist Dr. Christoph Specht auf RTL-Anfrage.
Große Sorgen machen bräuchte man sich daher nicht. Sollten wir uns jetzt aber besser zeitnah wieder boostern lassen? „Sie können sich jetzt boostern lassen, doch Sie können auch aus guten Gründen mit der Booster-Impfung bis zum Herbst abwarten. Das wäre mein Rat“, so Specht und erklärt den Grund. „Die Booster-Impfung ist natürlich umso effektiver, je näher sie an dem Zeitpunkt dran ist, zu dem auch die Infektionsgefahr besonders hoch ist.“
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Arzt schätzt ein: Corona-Impfschutz auffrischen? Ab September oder Oktober 2022 sinnvoll
Im September und Oktober wäre laut des Mediziners der ideale Zeitpunkt, um den Corona-Impfschutz noch einmal auffrischen zu lassen. Sich momentan boostern zu lassen und im Herbst womöglich erneut, hält der Medizinjournalist aktuell für die breite Masse nicht für unbedingt nötig. „Wir müssen bedenken, dass wir schon mit zwei Impfungen vor schweren Krankheitsverläufen geschützt sind – auch, wenn wir Corona-Infektionen damit nicht immer verhindern können“, appelliert der Arzt. Corona-Risikopatienten sollten jedoch zur Frage der Booster-Impfung Rücksprache mit ihren Hausärzten halten.
Stiko empfiehlt vierte Impfung für Menschen über 70 Jahren
In Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission einen zweiten Booster derzeit für Menschen ab 70 und Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte sich kürzlich in Brüssel für eine vierte Impfung für alle ab 60 Jahren eingesetzt.
Die EU-Arzneimittelbehörde EMA hatte Anfang April erklärt, eine vierte Dosis für alle Bürger sei derzeit nicht notwendig. Sie könne aber für Menschen ab 80 Jahren sinnvoll sein angesichts des höheren Risikos einer schweren Covid-Erkrankung. (dpa,lra/mjä)