Bis zu 2.000 Euro pro Arbeitnehmer
Chef zahlt Angestellten die Gasrechnung - "Irgendwas muss man ja tun"

Frank Tornau (46) ist Chef einer IT-Firma aus Chemnitz – und jetzt wohl einer der beliebtesten Bosse in Deutschland. Denn er gibt seinen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen einen Zuschuss zum Gehalt. Bis zu 2.000 Euro sind drin – damit sie ihre gestiegenen Energiekosten bezahlen können.
2.000 Euro für Arbeitnehmer am finanziellen Limit
Tornau weiß, wie schwer es für manche seiner Angestellten bald werden könnte. Der Strompreis könnte sich verdoppeln, der Gaspreis ist bereits in astronomische Höhen geklettert. Bei einer vierköpfigen Familie könnten so – das haben er und die anderen Geschäftsführer des Dienstleisters SNS (Saxonia Network Systems) ausgerechnet – Zusatzkosten in Höhe von 400 Euro zukommen. Pro Monat. Für viele kein Pappenstiel. Dazu die hohe Inflation. „Wir haben überlegt, was diese Kosten mit unseren Mitarbeitern machen“, sagt Tornau im Interview mit RTL.
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Er komme schon durch die Krise, aber „jemand, der im Lager arbeitet, der kommt da nicht mehr durch“, weiß der Chef. Daher müsse man nun solidarisch sein. Und das ist für Tornau nicht nur ein geflügeltes Wort: Denn ab sofort können Angestellte ein Miniformular ausfüllen, in dem sie Auskünfte über ihren Haushalt und die Einkünfte geben. Je nachdem, wie viel Geld dann im Monat zusammenkommen, gebe die Firma einen Zuschuss zum Gehalt dazu. Einmalig bis zu 2.000 Euro, die Untergrenze liegt bei 400.
Viele positive Rückmeldungen für Gas-Zulage vom Chef
Nicht jeder Mitarbeiter bekomme Geld. Die Aktion ist für die Menschen gedacht, die wenig haben, erklärt Tornau. Das kommt auch in der Belegschaft an. Auch von Menschen aus den höheren Gehaltsstufen habe es viele positive Rückmeldungen gegeben. Für die Gesellschafter bedeutet das, dass es wohl keine Ausschüttung geben dürfte. „Damit waren alle einverstanden“, sagt der großzügige Chef.
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Tornau rechnet damit, dass 25 bis 30 Prozent seiner Mitarbeiter eine Hilfszahlung in Anspruch nehmen könnten. Knapp sechsstellig könnte der Betrag werden, den die Firma dafür hinblättert. „Aber das Geld ist vorhanden“, sagt Tornau. Er hofft, dass das kein Dauerzustand werden muss: „Da muss irgendwann die Politik regeln“, hofft er. Sie müsse Geld in die Hand nehmen, die Energiepreise im Zweifel deckeln. Doch jetzt will er erst einmal handeln. „Irgendetwas muss man ja tun.“ (eon)