Umfrage-Tief setzt Union unter Druck

Laschet holt sich "Zukunftsteam" an die Seite: Kann ihn das noch retten?

Die Union und vor allem ihr Kanzlerkandidat Armin Laschet geraten zunehmend unter Druck. Die jüngste Umfrage – erhoben nach dem Triell der drei Kanzlerkandidaten - ist nichts anderes als eine schallende Ohrfeige für CDU/CSU. Nicht verwunderlich also, dass die Union sich nun breiter präsentieren will. Deshalb haben ein sogenanntes Zukunftsteam vorgestellt. Mit bekannten Namen und der ein oder anderen Überraschung. Wir stellen Ihnen die Kandidaten vor.
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Auf diese Experten setzt Laschet

Gut drei Wochen vor der Wahl holt sich Armin Laschet also Unterstützung von acht Experten. „Das sind Persönlichkeiten, die originelle neue Ideen für die Zukunft entwickelt haben“, sagte Laschet bei der Vorstellung im Konrad-Adenauer-Haus. Das „Zukunftsteam“ besteht aus:

  • Friedrich Merz (Ex-Fraktionschef): Er wird in Laschets Team als Wirtschaftsexperte eingesetzt werden. Merz kündigte bei seiner Vorstellung an, dass die Union für die Schuldenbremse und einen ausgeglichenen Haushalt stehe sowie die Einhaltung der Regeln der europäischen Wirtschafts- und Währungsunion.

  • Peter R. Neumann (Terrorismusfachmann): „Warum tust du dir das an?“, sei der Wissenschaftler von vielen Freunden gefragt worden und nannte zwei Gründe. „Der erste Grund ist Armin Laschet“, lobte er den Union-Kanzlerkandidaten und sagte außerdem: „Für mich ist es wichtig, dass Sicherheitsthemen nicht mehr durch eine Brille begreifbar sind.“ Wie sich sicherheitspolitische Entscheidungen vielfältig auswirken, könne man gerade in Afghanistan beobachten. Außerdem unterstütze er ausdrücklich den Vorschlag Laschets, einen nationalen Sicherheitsrat einzuführen. (mehr von ihm im Video)

  • Silvia Breher (stellvertretende Parteivorsitzende): Sie wird sich in Laschets Team dem Thema Familie widmen. „Familie ist Zukunft“, sagte sie bei ihrer Vorstellung und betonte: „Wir haben kein Verständnis, dass Grüne und SPD das Ehegattensplitting abschaffen wollen.“ Familien bräuchten drei Dinge: Zeit, Geld und attraktive Lebensräume. Dafür wolle sie mit ihrer Politik die Bedingungen schaffen.

  • Karin Prien (Bildungsministerin: Schleswig-Holstein): Prien soll für Laschet beim Thema Bildung anpacken. „Es geht darum, durch Aufstieg soziale Gerechtigkeit zu schaffen“, fordert sie. Dafür müsse in den Bereichen frühkindliche Bildung und Digitalisierung gearbeitet werden. Für sie habe das Thema Digitalisierung in Schulen das Potenzial, die Schulbildung zu revolutionieren.

  • Andreas Jung (Fraktions-Vize Union): Statt für Verbote warb Jung für den technologischen Fortschritt. „Wir müssen klimaneutral werden und gleichzeitig Industrieland bleiben“, fordert er.

  • Joe Chialo (Bundestagskandidat und Musikmanager). Die Künstler haben in der Corona-Pandemie besonders gelitten, das soll laut Chialo nicht noch einmal passieren. „Ich will verhindern, dass Künstlerinnen und Künstler diesen massiven Existenzängsten unterliegen“, stellt er klar. Der ehemalige Grüne lobt an seiner Union, dass sie statt Verbote auf „Gestaltungsmöglichkeiten und Beinfreiheit“ setze.

  • Barbara Klepsch (Kultusministerin Sachsen): Als ausgewiesene Kommunalexpertin will sie sich für die ländlichen Regionen einsetzen. „Es braucht soziale Sicherheit und gleichwertige Lebensverhältnisse“, betont die ostdeutsche Politikerin.

  • Dorothee Bär (Digital Staatsministerin CSU): „Wir müssen einen digitalen Turbo zünden“, sagt Bär und hat auch direkt einen Vorschlag parat, wie sie die schleppende Digitalisierung in Deutschland vorantreiben will: „Wir wollen ein Bundesministerium für Innovation und Transformation.“

Nachdem Laschet seine Mannschaft vorgestellt hatte, ließ er es sich einen Seitenhieb gegen die SPD nicht nehmen. "Ich freue mich zu sehen, welche weiteren Persönlichkeiten denn die SPD aufzubieten hat", sagte Laschet. Die SPD verstecke ihr Personal. Die CDU hat also den Endspurt im Wahlkampf eingeläutet.

Aber kann dieses Expertenteam Armin Laschet und die Union tatsächlich aus dem Umfragekeller holen? „Zentrale Figur ist Friedrich Merz. Er könnte tatsächlich die verunsicherten CDU-Stammwähler mobilisieren.“ schätzt RTL-Politik-Chef Nikolaus Blome diesen Schachzug der Union ein. Und das sei dringend nötig, „um ein weiteres Abrutschen der CDU zu verhindern.“

Ist das „Zukunftsteam“ die Rettung aus dem Umfragetief?

Die Mitglieder des „Zukunftsteams“ sollen Laschet bis zur Wahl am 26. September aus dem Umfragetief holen. In jüngsten Umfragen zog die SPD mit Spitzenkandidat Olaf Scholz an CDU und CSU vorbei.

In der Union wurde betont, dass es sich bei dem Team nicht um ein Schattenkabinett handele. Laschet hatte mehrfach angekündigt, dass in der heißen Phase des Wahlkampfes neben ihm selbst weitere profilierte Köpfe der Union verknüpft mit Themen sichtbar werden sollten.

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Merz: „Und dann wird Vollgas gegeben“

Die Mitglieder des „Zukunftsteams“ sind von Laschet als prominente Köpfe eines jeweils mehrere Mitglieder umfassenden Teams gedacht, das die einzelnen Politikfelder in der Schlussphase des Wahlkampfes sichtbar machen soll. So soll es am Montag in Berlin eine gesonderte Veranstaltung zur Digitalisierung geben, bei der Bär mit verschiedenen Expertinnen und Experten der Union auftritt.

Bei einer Wahlkampfveranstaltung in Greifswald sagte Merz am Donnerstagabend, nach der Vorstellung eines Wahlkampfteams zusammen mit Laschet werde man zeigen, was man könne. „Und dann wird Vollgas gegeben.“ Merz war Laschet im Kampf um den CDU-Vorsitz unterlegen.

Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter warf Laschet vor, in „hilflosen Aktionismus“ zu verfallen. Mit Blick auf Merz sagte Hofreiter der „Rheinischen Post“, dieser stehe „für Rückschritt und eine Wirtschaftspolitik des vergangenen Jahrhunderts“.

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