Auch deutsches Todesopfer
Busunglück in Italien: „Schreie verwandelten sich in Grabesstille“

Diese dramatischen Szenen wird der Augenzeuge Leonardo wohl nie vergessen!
Am Dienstagabend ist ein Bus in Venedig zehn Meter tief von einer Brücke gestürzt – 21 Menschen sterben. Jetzt schildert ein Augenzeuge, wie er die dramatischen Minuten erlebt hat.
Busunglück in Italien: Augenzeuge sieht, wie Menschen um Hilfe schreien – „Ließ mir das Blut in den Adern gefrieren“
„Ich hörte ein lautes Bremsen und dachte, es wäre ein Zug. Dann das Geräusch des Aufpralls, ein dumpfer Schlag. Ich bekam Angst - sah den Rauch und hörte, wie Menschen um Hilfe schreien“, erzählt der Augenzeuge Leonardo im Gespräch mit dem italienischen Nachrichtenportal „LaPresse“. Der Italiener eilte zum Unfallort, um zu helfen. „Als ich auf dem Weg zum Bus war, verwandelten sich die Schreie in eine grauenhafte Grabesstille, die mir das Blut in den Adern gefrieren ließ“, sagt er weiter. Er habe schnellstmöglich helfen wollen, doch wurde von einem Freund und einer Polizistin daran gehindert. Denn: Der Bus brannte, es bestand Explosionsgefahr. „Ich blieb dann dort, bis nach etwa zwanzig Minuten Hilfe eintraf“, sagt er abschließend.
Lesen Sie auch: Busunglück in Italien – 21 Todesopfer bestätigt
Für Leonardo waren dies vermutlich die längsten zwanzig Minuten seines Lebens – zwanzig Minuten, in denen er selbst gerne geholfen hätte. Zwanzig Minuten, in denen 21 Menschen, darunter mindestens zwei Kinder, ihr Leben verloren haben oder schwer verletzt und teils mit Verbrennungen, auf Hilfe warteten.
Mehr zum Fall im Video: Busunglück in Italien – Bus krachte zehn Meter tief auf Bahngleise
Horror-Busunglück in Italien - "Wenn man die Szene sieht, wird einem übel"

Bei dem Bus, der auch viele ausländische Touristen beförderte, soll es sich um einen Elektrobus gehandelt haben. Nach dem Aufprall fing er Feuer. „Wenn man die Szene sieht, wird einem übel“, sagt Paolo Rosi, Chef der Einsatzzentrale. Und ergänzt: „Ich habe viel in meinem Berufsleben gesehen, aber das ist wirklich herzzerreißend." Auch der Bürgermeister von Venedig, Luigi Brugnaro, sprach von „apokalyptischen Szenen“.
Busunglück in Italien: 21 Todesopfer - das wissen wir über die Verunglückten
In dem Bus saßen zum Unfallzeitpunkt etwa 40 Menschen – der Fahrer sollte sie zu einem Campingplatz bringen. Bei den 21 Todesopfern handelt es sich offenbar um junge Menschen, berichtet RTL-Reporter Udo Gümpel mit Berufung auf den venezianischen Bürgermeister Luigi Brugnaro. Unter den Toten sind auch mindestens zwei Kinder, hieß es. Auch der Busfahrer kam bei dem Unglück ums Leben. Andere Menschen, die sich im Bus befanden, wurden schwer verletzt. Ein vierjähriges Kind wurde nach italienischen Medienberichten mit kritischem Zustand auf eine Intensivstation verlegt, sie erlitt Polytraumata und Verbrennungen. Nach RTL-Informationen wurden drei Verletzte am Mittwoch wieder aus dem Krankenhaus entlassen – somit werden noch 15 Verletzte klinisch behandelt. Davon sind vier Menschen lebensgefährlich verletzt.
Lesen Sie auch: Horror-Crash im Ferrari – Schweizer Ehepaar verbrennt im Wrack
Laut der zuständigen Präfektur ist auch ein deutscher Staatsbürger unter den Todesopfern – ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelt, ist noch unklar. Das Auswärtige Amt in Berlin teilte dazu lediglich mit: „Unsere Botschaft in Rom ist eingeschaltet und steht in Kontakt mit den italienischen Behörden, um zu klären, inwieweit deutsche Staatsangehörige betroffen sind.“ Wie es in Medienberichten heißt, sind offenbar auch eine Gruppe Ukrainer sowie französische und kroatische Staatsbürger unter den Opfern.
Bus in Mestre (Italien) stürzt auf Bahngleise: So geschah das Unglück am Dienstagabend
Das war passiert: Am Dienstagabend ist ein Bus von einer Hochstraße im norditalienischen Mestre bei Venedig abgekommen. Er soll sich gerade auf der Überführung der Auffahrt, die von Mestre nach Marghera und zur Autobahn A4 führt, befunden haben – als er zehn Meter tief auf die Bahngleise stürzt, die neben der Straße verlaufen. Das berichten die Nachrichtenagentur AFP und die italienische Tageszeitung Il Messaggero.
Die Unfallursache soll nun untersucht werden. „Nach den ersten Untersuchungen gibt es keine Anzeichen für eine Bremsspur“, sagt der Kommandant der Stadtpolizei von Venedig, Marco Agostini. Möglich sei, dass der Busfahrer eventuell eine Erkrankung hatte. Dies ist aber bislang nicht bestätigt. Zudem wird auch der Zustand des Straßenbelags und der Leitplanke der Mestre-Überführung analysiert, berichtet das italienische Nachrichtenportal La Stampa. Einigen Quellen zufolge sei die Leitplanke auf dem betreffenden Straßenabschnitt alt und wurde in einigen Abschnitten schon ausgetauscht, heißt es in dem Bericht. (ibü)