Abou-Chaker-Prozess "feiert" zweijähriges Jubiläum

RTL-Reporterin: Bushido will das Ganze nur noch hinter sich bringen

Unglaubliches Jubiläum: Bushidos Abou-Chaker-Prozess dauert schon zwei Jahre
Immer noch kein Ende in Sicht: Auch nach 2 Jahren muss Bushido im Abou-Chaker-Prozess aussagen
deutsche presse agentur
von Samina Faizi und Cathleen Bergholz

Derselbe Ort, derselbe Mann, aber zwei unterschiedliche Zeitpunkte und ein veränderter Bushido: Während der Rapper im August 2020 im Berliner Gericht noch interessiert in die Kamera schaute, würdigt er sie im August 2022 keines Blickes mehr. Auf den Tag genau jährt sich der Prozess gegen Arafat Abou-Chaker und seine Brüder nun zum zweiten Mal. Auch der vorsitzende Richter fragt zu Beginn des 78. Prozesstages ungläubig: „Na, ob das ein Grund zum Feiern ist?“

Bis jetzt schon 35 Zeugenvernehmungen

  Achtung Personen muessen eigenständig unkenntlich gemacht werden  Berlin den 17.08.2020 Bild-Motiv: Nebenklaeger Bushido 10.30 Strafkammer 38, Saal 500 Delikt: versuchte schwere raeuberische Erpressung, Freiheitsberaubung, gefaehrliche Koerperverletzung, Noetigung, Beleidigung, Untreue u.a. 1 Arafat Abou-Chaker 44 2 Yasser Abou-Chaker 39 3 Nasser Abou-Chaker 49 4 Rommel Abou-Chaker 42 -Sicherheitsverfuegung- -Akkreditierung- Das Verfahren richtet sich gegen Arafat A.-C. und drei seiner Brueder wegen verschiedener Vorwuerfe zum Nachteil des Rappers Bushido. Arafat A.-C. und Anis F. alias Bushido seien einst Partner im Musikgeschaeft gewesen. Die Taten sollen sich im Anschluss der 2017 von Bushido ausgehenden Auf
17.08.2020: Bushido am ersten Tag des Abou-Chaker-Prozesses
www.imago-images.de, imago images/Olaf Wagner, Olaf Wagner via www.imago-images.de

Vor genau 2 Jahren, am 17.08.2020, fiel der Startschuss im Prozess Bushido vs. Abou-Chaker. 78 Prozesstage und 35 Zeugenvernehmungen gab es seitdem. Klar ist: Vor allem Sitzfleisch benötigen alle Anwesenden in diesem Prozess. Und natürlich Nerven. Diese liegen laut RTL-Journalistin Samina Faizi blank. Die Gerichtsreporterin war bei jedem Termin im Gerichtssaal dabei. Sie kennt alle Zeugenaussagen, die Stimmung vor Ort und beobachtete sowohl die Clan-Familie Abou-Chaker als auch den Rapper Bushido. „Man merkt, dass dieser Mammut-Prozess zermürbt“, fasst Faizi zusammen. „Die Abou-Chakers stecken es allerdings viel besser weg - sie sind geübter als Bushido.“

So wirkt Bushido nach zwei Jahren Prozess auf RTL-Reporterin

Und auch dieses Mal muss Bushido wieder in den Zeugenstand. Er kann sich nicht drücken, auch wenn es so wirkt, als ob er genau das gern tun würde. „Ich habe das Gefühl, dass ihm das Ganze sehr, sehr lästig ist und er keine Lust auf dieses Psychospielchen und dieses Kleinteilige hat“, beschreibt Faizi den Rapper und fügt hinzu: „Er hat es gern, dass die Dinge so laufen, wie er es möchte - und das ist hier nicht so einfach.“

Bushido wirkt auf RTL-Reporterin genervt: Er will das Ganze nur noch hinter sich bringen
Gerichtsreporterin Samina Faizi verfolgt seit 2 Jahren den Abou-Chaker-Prozess
RTL

Lust hin oder her: Bushido muss aussagen und da ansetzen, wo er das letzte Mal aufgehört hat: bei der Auswertung der geheimen Audiodateien vom „Stern“. Sie sollen beweisen, dass der Rapper lügt und es gar keine Gewalt, keinen Streit mit Arafat Abou-Chaker und seinen Brüdern am 18.01.2018 gab.

Und tatsächlich: von den Anschuldigungen ist auf den Tonaufnahmen, die illegal mitgeschnitten und dem „Stern“ zugespielt wurden, nichts zu hören. „Den Stuhl hört man natürlich nicht, weil die Datei nicht vom 18. Januar ist“, erklärt sich der Rapper vor Gericht. Für ihn steht nach wie vor fest, dass die Datei aus mehreren Treffen zusammengeschnitten wurde und nicht den minutiösen Ablauf des 18. Januar wiedergibt. „All dieser Larifari-Kram, der auf der Datei besprochen wird, macht in meinen Augen keinen Sinn.“ Auch ein Kuss, der auf der Tonaufnahme zu hören ist, erscheint ihm unlogisch. „Ich bin nicht mit einer Versöhnung da raus gegangen, sondern mit einer Ansage von Arafat.“ An alle Details, nach denen er gefragt wird, erinnert sich Anis Ferchichi, wie Bushido mit bürgerlichen Namen heißt, nicht. „Meine Erinnerung an den Vorfall ist traumatisch geprägt.“

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Stimmung vor Gericht gereizt

Arafat Abou-Chaker verfolgt auch dieses Mal wieder Bushidos Aussage. Dabei verzieht er oft das Gesicht, flüstert dazwischen und zieht ihn ins Lächerliche. Darüber beschwert sich der Rapper beim Vorsitzenden: „Wäre vielleicht cool, Herr Vorsitzender, wenn die Angeklagten mich nicht ansprechen würden.“ Der Richter entgegnet einsichtig: „Ja, sehe ich auch so. Sie sollen ja hier nicht beeinflusst werden.“

Für Faizi ist deutlich zu spüren, wie tief die Verletzungen und Provokationen sitzen. „Ich habe das Gefühl, am liebsten würde Bushido die Abou-Chaker-Brüder nie wieder sehen und auch nie wieder etwas von ihnen hören wollen“, beschreibt die Reporterin die Stimmung. „Bushido will es eigentlich nur noch hinter sich bringen und sich anderen Dingen, wie seinem Umzug nach Dubai, widmen.“ Doch daraus wird erst einmal nichts, denn Bushido wurde noch nicht komplett aus dem Zeugenstand entlassen und muss demnächst wieder vor Gericht erscheinen.