"Die Menschen dachten, sie würden zu einem schönen Ausflug aufbrechen"
Bürgermeisterin nach Seilbahn-Unglück in Italien: Opfer liegen über ganzen Hang verteilt

Marcella Severino, die Bürgermeisterin von Stresa, ist entsetzt, als sie bei der Unglücksstelle eintrifft. „Diese Menschen dachten, sie würden zu einem schönen Ausflug aufbrechen“, sagt Severino vor einer Gruppe Journalisten. Doch anstatt die Aussicht auf die Alpen und den Lago Maggiore zu genießen, wurden sie in den Tod gerissen. Eine Gondel der Seilbahn, die die Ausflügler auf den Gipfel des Monte Mottarone bringen sollte, stürzte ab.
Mindestens 14 Tote nach Seilbahn-Unglück in Italien
Die vorläufige Bilanz der Rettungskräfte ist verheerend: Mindestens 14 Menschen kamen bei dem Unglück ums Leben. Ein Kind liegt schwer verletzt im Krankenhaus. Ein weiterer Erwachsener sei ebenfalls schwer verwundet per Hubschrauber in eine Klinik gebracht worden, sagt Severino. Doch noch immer ist unklar, wie viele Menschen sich tatsächlich an Bord der Gondel befanden.
Die Bergung der Opfer am Steilhang gestaltet sich schwierig: Die Retter finden Tote in der zerschmetterten Gondel, andere wurden bei dem Absturz aus der Kabine herausgeschleudert und liegen um die Unglücksstelle herum, wie die Bürgermeisterin erzählt. Ein Leichenwagen nach dem anderen fährt vor.

Seilbahn in Stresa hatte nach Corona-Pause gerade erst wieder geöffnet
„Es ist ein schrecklicher Moment für mich, für unsere ganze Gemeinde und für ganz Italien, denke ich“, so die Bürgermeisterin. Man habe alle Menschen ermutigt, Zeit im Freien zu verbringen, um sich von den harten Monaten der Corona-Krise zu erholen. „Wir haben gerade erst den Neustart gewagt“, erklärt Severino fassungslos. Sie spricht von einem „fürchterlichen Unglück“. Der Lift hatte nach der erzwungenen Corona-Pause gerade erst wieder geöffnet. Laut Severino wurden in den vergangenen Jahren alle wichtigen Wartungsarbeiten durchgeführt.
Die Gondel der Seilbahn, die von Stresa am Ufer des Lago Maggiore hoch auf den Berg führt, stürzte aus bisher ungeklärter Ursache 20 Meter in die Tiefe. Am Abhang soll sich die Kabine dann noch mehrfach überschlagen haben, bis sie in ein Waldstück krachte. Bäume hätten das Gondel-Wrack schließlich gestoppt haben, so die Bürgermeisterin. Die ersten Notrufe gingen kurz nach Mittag ein.

Die Gondel zum Gipfel des Monte Mottarone war voller Ausflügler und Familien
Wanderer, die nahe der Unglücksstelle unterwegs waren, berichten, dass eins der Seile der Bahn gerissen sein könnte. Es habe ein lautes Zischen gegeben, dann sei die Gondel plötzlich abgestürzt. An Bord: Familien mit Kindern, Menschen, die sich einen schönen Sonntag in der Natur machen wollten. Das jüngste Opfer soll italienischen Medien zufolge gerade einmal zwei Jahre alt sein. Unter den Toten ist offenbar auch eine Familie aus Israel, die in Italien lebte, ein weiteres Opfer soll aus dem Iran stammen. (jgr)