Knallhart-Urteil in den USA

Bluttest-Betrügerin Elizabeth Holmes muss über elf Jahre ins Gefängnis

18.11.2022, USA, San Jose: Die Gründerin und Geschäftsführerin von Theranos, Elizabeth Holmes, betritt ein Bundesgericht in San Jose. Die einstige US-Vorzeigeunternehmerin Holmes ist wegen Betrugs zu einer Haftstrafe von mehr als elf Jahren verurteilt worden. Der zuständige Richter Davila gab das Strafmaß von 135 Monaten am Freitag in San Jose bekannt. Foto: Nic Coury/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Ex-Starunternehmerin Elizabeth Holmes wurde zu über elf Jahren Haft verurteilt.
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Elizabeth Holmes hatte vorgegeben, mit ihrer Bluttest-Firma „Theranos“ die Pharma- und Gesundheitsbranche zu revolutionieren - doch das Versprechen entpuppte sich als Lüge. Im Januar hatte eine Geschworenenjury die 38-Jährige schuldig gesprochen, Investoren gezielt getäuscht zu haben. Nun ist die einstige US-Vorzeigeunternehmerin wegen Betrugs zu einer Haftstrafe von mehr als elf Jahren verurteilt worden.

Elizabeth Holmes leugnet Betrug - Nachteil vor Gericht

Theranos founder and CEO Elizabeth Holmes, second from right, walks into federal court in San Jose, Calif., Friday, Nov. 18, 2022.  A federal judge will decide whether Holmes should serve a lengthy prison sentence for duping investors and endangering patients while peddling a bogus blood-testing technology.  (AP Photo/Nic Coury)
Weil sie schwanger ist, muss Elizabeth Holmes die Haftstrafte frühestens Ende April 2023 antreten. Laut US-Medien soll sie bereits in Berufung gegangen sein. Vor Gericht erschien sie mit ihrem Partner Billy Evans und Familie.
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Der zuständige Richter Edward Davila gab das Strafmaß von 135 Monaten am Freitag in San José (US-Bundesstaat Kalifornien) bekannt. Das Strafmaß ist ein harter Schlag für Holmes. Ihre Anwälte hatten sich für maximal 18 Monate Haft ausgesprochen und ansonsten auf Hausarrest und Sozialstunden als Strafe plädiert. Die Anklage hatte mindestens 15 Jahre Gefängnis gefordert. Holmes hätte laut Gesetzbuch sogar zu 20 Jahren Haft verurteilt werden können. Laut US-Medien kündigte sie bereits an, Berufung gegen das Urteil einzulegen. Weil sie schwanger ist, muss sie ihre Haftstrafe nicht vor dem 27. April 2023 antreten.

Der Prozess gegen Holmes, die es einst als große Innovationshoffnung der Tech-Hochburg Silicon Valley auf die Titelseiten der US-Wirtschaftsblätter geschafft hatte, sorgte in den USA für viel Aufsehen. Aufstieg und Absturz der Ex-Starunternehmerin wurden in Podcasts erörtert und in der TV-Serie „The Dropout“ verfilmt. Holmes wies die Betrugsvorwürfe stets zurück und versicherte, dass sie aufrichtig an die Technologie von Theranos geglaubt habe. Dass sie kein Schuldgeständnis abgegeben habe, sei bei der Bestimmung des Strafmaßes ein Nachteil für sie gewesen, erklärte Richter Davila.

Theranos nutze heimlich herkömmliche Tests

Holmes hatte 2003 im Alter von nur 19 Jahren die US-Elite-Universität Stanford verlassen, um Theranos zu gründen. Das Start-up versprach, Bluttests mit einer revolutionären Technologie zu vereinfachen, bei der für Proben nur wenige Tropfen genügten. Investoren waren begeistert, zeitweise wurde Theranos mit rund neun Milliarden Dollar bewertet. Holmes war - zumindest auf dem Papier - rund 4,5 Milliarden Dollar schwer. Die Firmengründerin wurde auf Magazin-Covern und Konferenzen als erfolgreiche Self-Made-Milliardärin gefeiert.

Doch auf den steilen Aufstieg folgte der spektakuläre Absturz: 2015 löste ein Investigativbericht des „Wall Street Journal“ erhebliche Zweifel an der Technologie von Theranos aus. Auch wenn Holmes zunächst alle Vorwürfe hartnäckig abstritt, geriet ihr Kartenhaus immer weiter ins Wanken. Eine Serie weiterer Enthüllungsartikel entlarvten die vermeintliche Erfolgsgeschichte endgültig als Schwindel. Tatsächlich funktionierten die angeblichen Innovationen von Theranos nicht, stattdessen nutzte die Firma offenbar heimlich herkömmliche Testverfahren. 2018 folgte die Anklage wegen Betrugs. (dpa/cwa)