Ernährungskonzept im CheckSinnvoll oder Augenwischerei? Was tatsächlich hinter der Blutgruppendiät steckt

Aufgrund ihrer jeweiligen Blutgruppe vertragen Menschen bestimmte Nahrungsmittel besser als andere.
Das ist die Idee hinter der Blutgruppendiät. Wer die Lebensmittel meidet, die ihm nicht gut tun, soll demnach nicht nur gesünder leben, sondern auch leichter abnehmen. Wir erklären, was hinter der Theorie steckt und ob die Blutgruppendiät tatsächlich funktioniert.
So sollen sich laut D'Adamo die Blutgruppen entwickelt haben
Ins Leben gerufen wurde die Blutgruppendiät in den 90er-Jahren von dem Naturheilkunde-Arzt Dr. Peter D'Adamo. 1996 erschien sein Buch „Vier Blutgruppen - Vier Strategien für ein gesundes Leben“ (Originaltitel: „Eat Right 4 Your Type“). Es wurde in insgesamt 50 Sprachen übersetzt und weltweit über sieben Millionen Mal verkauft.
D’Adamo geht davon aus, dass jede Blutgruppe evolutionär bedingt für den Verzehr und die Verdauung bestimmter Lebensmittel ausgerichtet ist. Dem Naturheilkundler nach haben sich die verschiedenen Blutgruppen nacheinander beziehungsweise an unterschiedlichen Orten der Welt entwickelt. Infolge der verschiedenen Lebensbedingungen haben sich seiner Überzeugung nach die vier bekannten Bluttypen herausgebildet.
Dabei geht D’Adamo davon aus, dass Jäger und Sammler die Blutgruppe 0 besaßen.
Als die Menschen als Landwirte sesshaft wurden, entwickelte sich seiner These nach die Blutgruppe A.
Die Nomadenvölker Eurasiens ernährten sich hauptsächlich von Milch und dem Fleisch ihrer Nutztiere. Sie hatten Blutgruppe B.
Die Blutgruppe AB schließlich sei erst in jüngerer Zeit entstanden, als sich die Nomaden und Landwirte vermischten.
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Jetzt ist eure Meinung gefragt!
Wie die Speisepläne für die Blutgruppen 0 und A aussehen sollten
D’Adamo ist davon überzeugt, dass wir uns an der Ernährungsweise unserer Vorfahren orientieren sollten. Wer die zur eigenen Blutgruppe passenden Lebensmittel verzehrt, entlastet demnach nicht nur seinen Verdauungstrakt, sondern nimmt auch ab.
Für die jeweiligen Blutgruppen empfiehlt er folgende Lebensmittel:
Blutgruppe 0
(rotes) Fleisch wie Rindfleisch
Gemüse, beispielsweise Kohl oder grünes Blattgemüse
Nüsse
zuckerarmes Obst wie Beeren, Äpfel und Birnen
Auf Hülsenfrüchte wie Linsen, Bohnen oder Kichererbsen, Getreideprodukte wie Brot oder Nudeln sowie Milchprodukte sollten Menschen mit der Blutgruppe 0 D’Adamos Theorie nach hingegen verzichten.
Blutgruppe A
Gemüse
Obst
Nüsse und Samen
Sojaprodukte wie Tofu
Hülsenfrüchte
Getreide (Ausnahme: Weizen)
Fleisch und Fisch werden gemäß der Überzeugung des Naturheilkundlers nicht gut vertragen. Wer die Blutgruppe A trägt, sollte sich demnach am besten vegan oder vegetarisch ernähren.
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Wie die Speisepläne für die Blutgruppen B und AB aussehen sollten
Blutgruppe B:
Gemüse
Obst
Fleisch (beispielsweise Rind- oder Schweinefleisch oder Wild)
Milch und Milchprodukte
Eier
Auf Geflügelfleisch, Hülsenfrüchte und Getreide sollten Träger dieser Blutgruppe hingegen verzichten.
Blutgruppe AB:
Gemüse
Obst
Milchprodukte
Fleisch
Fisch
Eier
Getreide
Menschen mit der Blutgruppe AB vertragen also nahezu alle Lebensmittel, mit Ausnahme von Schweinefleisch.
Keinerlei wissenschaftliche Belege für die Wirksamkeit der Blutgruppendiät
Fakt ist: Für die Wirksamkeit der Blutgruppendiät gibt es keinerlei wissenschaftliche Belege. Im Gegenteil: Eine im Jahr 2014 veröffentlichte Studie von Forschern der Universität von Toronto kommt zu dem Schluss, dass es keine Hinweise darauf gibt, dass die Blutgruppe in Zusammenhang mit der Verträglichkeit von bestimmten Lebensmitteln steht.
Zudem fehlen Belege dafür, dass sich die Blutgruppendiät auf bestimmte Erkrankungen positiv auswirkt.
Hinzu kommt: Wer sich an die teils strikten Vorgaben der Diät hält, ernährt sich schnell einseitig. Das erschwert die Versorgung mit allen notwendigen Nährstoffen wie Vitaminen, Mineralstoffen und sekundären Pflanzenstoffen und erhöht das Risiko für eine Mangelernährung. Aus ernährungswissenschaftlicher Sicht ist die Blutgruppendiät daher aufgrund der möglichen negativen Wirkungen auf die Gesundheit eindeutig nicht zu empfehlen.
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Wer abnehmen möchte, muss mehr Kalorien verbrennen als er aufnimmt
Und auch zum Abnehmen eignet sich die Blutgruppendiät nicht. Denn anders als die Bezeichnung Diät suggeriert, hilft die Ernährungsform nicht beim Abnehmen. Fakt ist: Wer abnehmen möchte, muss mehr Kalorien verbrennen als er aufnimmt.
Ein Kaloriendefizit von 300 bis 500 Kilokalorien pro Tag, moderate Bewegung und eine ausgewogene Ernährung mit gesunden Lebensmitteln bringen die Kilos zum Purzeln. Viel Gemüse, zuckerarmes Obst, Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte versorgen euch mit lebensnotwendigen Vitaminen und Mineralstoffen, liefern gleichzeitig jedoch nur wenige Kalorien. Fettarme Eiweißlieferanten wie Joghurt, Quark oder Hülsenfrüchte machen langanhaltend satt.
Wenn ihr dann noch auf gesunde Fette wie Raps-, Oliven- oder Leinöl setzt und möglichst selten zu verarbeiteten Lebensmitteln wie Süßigkeiten oder fetten Snacks greift, nehmt ihr auch ab. Und zwar ganz unabhängig davon, welche Blutgruppe ihr habt.
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Wo kommt die Idee der Blutgruppendiät eigentlich her?
D’Adamos Theorie nach verarbeiten Menschen bestimmte Eiweiße in der Nahrung je nach Blutgruppe (0, A, B, AB) anders. Dafür sollen bestimmte komplexe Eiweiß-Kohlenhydratverbindungen verantwortlich sein, die als Lektine bezeichnet werden. Passen die Lektine in den verzehrten Lebensmitteln und die eigene Blutgruppe nicht zusammen, soll ihm zufolge unser Blut verklumpen. Daher sollten wir uns gemäß unserer Blutgruppe ernähren und auf manche Lebensmittel verzichten.
Ziel der Blutgruppendiät soll sein: weniger Stress für den Körper
Ziel der blutgruppengerechten Ernährung ist es also, Stressfaktoren für das Immunsystem zu reduzieren. Der Naturheilkundler ist überzeugt, dass es unser Abwehrsystem belastet und auch schwächt, wenn wir für unseren Blutgruppentyp ungeeignete Nahrungsmittel verzehren. Dies könne Übergewicht, Antriebslosigkeit, Entzündungen und sogar Gelenkschmerzen begünstigen.
Wer diese Belastung für das Immun- und Verdauungssystem jedoch konsequent vermeidet, kann verschiedenen Krankheiten vorbeugen oder die Genesung bei bereits bestehenden Erkrankungen beschleunigen. Diese These vertritt jedenfalls D’Adamo.