Blinde ertasten Brustkrebs
Früherkennung dank Fingerspitzengefühl: Simones (54) Tastsinn kann Leben retten
Sie spürt Veränderungen in der Brust, die Ärzten verborgen bleiben.
Wenn Frauen beim Tasten der Brust einen Knoten bemerken, ist die Sorge meist groß - die Angst vor Brustkrebs plötzlich zum Greifen nahe. Umso wichtiger ist die Früherkennung. Warum eine Medizinisch-Taktile Untersuchung durch Blinde dabei rechtzeitig Abhilfe schaffen kann – im Video.
Tastsinn bis zu 30 Prozent feiner ausgeprägt
Rund 90 Prozent aller Frauen haben einmal in ihrem Leben einen Knoten in der Brust. Hier ist Simone Hahn aus Kassel als Medizinisch-Taktile Untersucherin, kurz MTU, die richtige Ansprechpartnerin. Sie ist blind und untersucht die Brust von Frauen auf Brustkrebs. Ihr Tastsinn ist daher hochsensibel und bis zu 30 Prozent feiner ausgeprägt als bei Sehenden.
Mit Zeige-, Mittelfinger und geschultem Tastsinn
Wenn die Frauen zu ihr kommen, ertastet sich die 54-Jährige zuerst im Sitzen einen Überblick über die Brust. Mit Hilfe von Dokumentations- und Orientierungsstreifen wird der Oberkörper der Frauen eingeteilt und dann Zentimeter für Zentimeter im Sitzen und Liegen abgetastet.
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Mit Hilfe von Zeige- und Mittelfinger übt sie dabei mit kreisenden Bewegungen Druck auf das Gewebe aus, kann dabei selbst kleinste Knoten von 0,5cm ertasten. Stellt Simone dabei Auffälligkeiten fest, holt sie den Arzt dazu. „Wir haben einfach nicht dieses geschulte Gefühl in den Fingerkuppen“, so Dr. Konstantin Wagner, Gynäkologe.

Jede 8. Frau ist statistisch gesehen von Brustkrebs betroffen
Die Krankenkasse zahlt die Krebsvorsorge beim Arzt nur einmal jährlich. Medizinisch-Taktile -Untersucherinnen sind da eine unglaubliche Bereicherung, sagt Frauenarzt Dr. Konstantin Wagner. Die Ausbildung zur Medizinisch-Taktilen-Untersucherin übernimmt Discovering Hands, ein gemeinnütziges Sozialunternehmen. Die theoretische und praktische Ausbildung umfasst sieben Monate. Auch Simone wurde dort ausgebildet. Die letzten drei Monate der Ausbildung verbringen die MTUs dann schon in einer Arztpraxis.
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Bewusstsein für Brustkrebs schaffen
„Die schönen Momente sind immer dann, wenn ich den Frauen sagen kann, dass ich nichts getastet habe“, erzählt Simone im RTL-Interview. Sie ist in ihrem neuen Beruf sehr glücklich. Denn sie kann dazu beitragen, dass Brustkrebs in einem sehr frühen Stadium erkannt und im besten Fall geheilt werden kann.