Betrugs-Skandal bei Tafel in Jena

Ex-Chef soll 100.000 Euro beiseite geschafft haben

ARCHIV - 29.09.2022, Brandenburg, Cottbus: Ein ehrenamtlicher Helfer arbeitet in der Tafel Cottbus. Die Tafeln in Deutschland haben noch nie so vielen bedürftigen Menschen geholfen wie derzeit. (zu dpa "Tafeln verzeichnen Anstieg um 50 Prozent: Zwei Millionen Bedürftige") Foto: Patrick Pleul/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Offenbar hat der ehemalige Vorsitzende der Tafel in Jena hohe Summen an Geldern veruntreut. (Symbolbild)
ppl sb sab, dpa, Patrick Pleul

Sich in einer gemeinnützigen Organisation selbst die Taschen voll machen? Kaum vorstellbar, doch bei der Tafel in Jena wohl traurige Realität. Ganze 100.000 Euro soll der ehemalige Vorsitzende veruntreut haben. Die Konsequenz: Strafanzeige. Der neue Vorstand will nun gegen den langjährigen Vorsitzenden vorgehen – der liefert eine ganz eigene Erklärung.

Über drei Jahre lang Gelder veruntreut?

Strafanzeige wegen Untreue! Nach MDR-Informationen soll der Beschuldigte widerrechtlich Geld von den Vereinskonten abgehoben und teils auf dubiose Konten im In- und Ausland überwiesen haben – wohl über drei Jahre lang! Das teilten am Dienstag der Tafel-Verein und der Awo Regionalverband Mitte-West-Thüringen mit, die seit März kooperieren.

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Eigentlich sollte es für die Jenaer Tafel unter dem Dach der Awo ein betrieblicher Neustart sein – doch nach der Übernahme fielen der Leiterin Katja Pfeifer und dem amtierenden Vereinschef Manfred Müller immer mehr finanzielle Ungereimtheiten auf. Der Verdacht: Der ehemalige Chef habe jahrelang hohe Summen unterschlagen. Müller spricht von mindestens 100.000 Euro, die Prüfungen laufen noch.

Im Video: Ohne Ehrenamt - keine Tafel! Jeder zweite Hesse engagiert sich

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Ex-Vorsitzender hat kuriose Erklärung für Ungereimtheiten

Mitte April wurde bei der Oberstaatsanwaltschaft in Gera Strafanzeige gestellt – Vereinschef Müller zufolge könnte es sich auch um Wirtschaftskriminalität handeln, berichtet der MDR.

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Doch der ehemalige Vorsitzende will davon nichts wissen. Er habe offenbar kein Geld auf die Seite gelegt – er sei hingegen Internet-Betrügern in die Falle getappt. Zusammen mit seinem Anwalt habe er bereits Ende März Strafanzeige wegen Internetbetrugs bei der Polizei gestellt.

Betrug ist harter Schlag für Jenaer Tafel

Rufschädigung und Vertrauensverlust – für eine gemeinnützige Organisation wie die Jenaer Tafel ist die Veruntreuung von Geldern besonders gravierend. Zum Glück, so Manfred Müller, sei der Schaden nicht existenzbedrohend für den Verein. Zusammen mit Leiterin Katja Pfeifer will er jetzt die Flucht nach vorn wagen und sich um Schadensbegrenzung bemühen. (xas)