Nur heiße Luft oder ernste Botschaft? Ein KommentarKultgetränk "Berliner Luft" hat jetzt ein Gendersternchen

'Gender-Schnaps' Berliner*innen Luft. (Symbolbild, Themenbild)
Gender-Schnaps' Berliner*innen Luft.
R4179 Sebastian Gabsch/Geisler-Fotopre, Foto: Geisler-Fotopress/Gabsch, picture alliance
von Dimitri Blinski

Das Kultgetränk „Berliner Luft“ wird nun zu „Berliner:innen Luft“ – und halb Deutschland regt sich auf über das Gender-Gaga. An der Stelle kann man sich echauffieren – allerdings nicht übers Gendern, sondern über diese unglückliche Marketing-Methode, die auch der AfD in die Hände spielt.

Sechs Millionen Flaschen im Jahr: Kaum eine Party ohne Luft

Berliner Luft ist ein echtes Kultgetränk. Schon längst wird das mundwasserartige, hochprozentige Gesöff weit über die Grenzen der Hauptstadt hinweg millionenfach verkauft. Die Hälfte der Berliner-Luft-Trinker sind unter 30 – keine Party ohne Luft zum Start. Oder zum Ende hin. Oder zwischendurch, um den Pegel zu halten. Kaum einem schmeckt die Luft wirklich und trotzdem, sie gehört dazu.

Sechs Millionen Flaschen und ein Jahresumsatz von 25 Millionen Euro gab’s im letzten Jahr und das waren sogar noch zehn Millionen weniger als vor der Pandemie.

PR-Profi hat sich den neuen Namen ausgedacht

Hinter dem Erfolg der Marke steht unter anderen Erlfried Baatz. Der 67 Jährige hatte die Idee, die Marke zu gendern - Berliner:innen Luft war geboren. Nun muss man wissen, dass Herr Baatz ein PR-Profi ist, er arbeitete jahrzehntelang im Oetker-Konzern.

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Gendersprache nur zum Spaß

An der Umbenennung gab es viel Kritik – doch vor allem beim jungen Publikum kam der angepasste Name gut an. Problem nur: Der Chef meint es nicht so ganz ernst mit dem Gendern. Denn wie Erlfried Baatz dem Spiegel verriet, wird in der Firma selbst nicht gegendert, es sei einfach zu kompliziert. Und: „Gendersprache benutzen wir eigentlich nur, wenn wir mal einen Spaß machen wollen.“ Ein Spaß? Also doch nichts mit „Toleranz und Vielfalt“ - das übrigens steht unter dem neuen Namen.

Berliner:innen Luft spielt der AfD in die Hände

Berlin, Tino Chrupalla und Alice Weidel geben Pressekonferenz im Bundestag Tino Chrupalla Fraktionsvorsitzender der AFD-Bundestagsfraktion und Alice Weidel Co-Vorsitzende der AFD-Bundestagsfraktion während der Pressekonferenz vor der AfD Fraktionssitzung im Deutschen Bundestag am 28.03.2023 in Berlin. Berlin Bundestag Berlin Deutschland *** Berlin, Tino Chrupalla and Alice Weidel give press conference in the Bundestag Tino Chrupalla parliamentary group leader of the AFD parliamentary group and Alice Weidel co-chair of the AFD parliamentary group during the press conference before the AfD parliamentary group meeting in the German Bundestag on 28 03 2023 in Berlin Berlin Bundestag Berlin Germany
Berlin, Tino Chrupalla und Alice Weidel geben Pressekonferenz im Bundestag Tino Chrupalla (Fraktionsvorsitzender der AFD
www.imago-images.de, IMAGO/Christian Spicker, IMAGO/Christian Spicker

Für mich sieht das sehr nach einem billigen PR-Gag aus. Es geht bei der Luft also nicht wirklich darum, alle Menschen anzusprechen, sondern um gezielte Provokation. „Eine Marke, die nicht polarisiert, hat keine Botschaft“, meint der Chef zum Spiegel.

Alles eine echte Schnaps-Idee, die den Verkauf des Mundwasser-Gesöffs ankurbeln soll – und gleichzeitig Wasser auf die Mühlen der Gender-Gegner ist. Mich wird es nicht wundern, wenn Friedrich Merz (CDU) oder Alice Weidel (AfD) die Berliner:innen Luft als ernsthaftes Beispiel dafür nehmen, wie bekloppt die Gender-Community geworden ist.

Übrigens: Die Berliner Luft wird nicht dauerhaft umbenannt, lediglich eine halbe Million Flaschen wurden als Sonderedition mit einem Grinse-Smiley als Gendersternchen produziert.

Na dann, Prost!

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