„Man bewertet die Dinge neu"

Im Herbst sollte seine Hochzeit stattfinden - doch jetzt kämpft Alex (33) um sein Leben

Alex und seine Verlobte bei seiner ersten Chemotherapie in der Charité. (DKMS/privat)
Alex und seine Verlobte bei seiner ersten Chemotherapie in der Charité. (DKMS/privat)
privat

Für den Sommer hatten Alex schon Pläne, im Herbst wollten seine Partnerin Laura und er heiraten. Das muss jetzt erstmal warten, denn seit elf Wochen ist der 33-Jährige in der Berliner Charité in Behandlung. Bei ihm wurde Leukämie diagnostiziert. Im Gespräch mit RTL spricht der junge Mann darüber, wie er mit seine Krankheit umgeht und warum er mit einem positiven Blick in die Zukunft schaut.

Alex: „Man hat es lange nicht gesehen"

Die Symptome seien bei ihm völlig unspezifisch gestartet. Im Juni geht es Alex immer schlechter, er hat Bauchschmerzen und Magen-Darm-Beschwerden. Vorsorglich geht er zum Arzt und lässt sich durchchecken. „Im Sommer stand viel an“, erklärt er, deshalb will er direkt auf die Symptome reagieren können. Über Wochen sucht er verschiedene Ärzte auf, doch die scheinen nichts zu finden. „Man hat es lange nicht gesehen“, meint der 33-Jährige. Er lässt nicht locker. Übel nimmt er den Medizinern das im Nachhinein nicht: „Ein Hausarzt hat vielleicht einmal im Leben so eine Diagnose vor sich.“

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Anfang Juli ändert sich die Situation schlagartig. Nach einer Firmenfeier und seinem Taekwondo-Training, macht Alex Körper nicht mehr mit. Zu den Bauchschmerzen hat er Fieber bekommen, seine Lymphknoten sind geschwollen. Statt zu einem Arzt, geht es für ihn jetzt direkt in die Notaufnahme in Berlin-Zehlendorf.

Im Video: Unterwegs mit dem DKMS-Kurierdienst

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Bedrückende Erkenntnis: „Wie lange habe ich noch?"

Zwei Tage lang wird Alex untersucht. Zunächst seien die harmlosen Krankheiten ausgeschlossen worden, erklärt er, dann blieben noch die Ernsten. Noch bevor seine Ärzte ihm die Diagnose bei der Visite mitteilen, liest Alex in seiner Patientenakte: In seinem Blut ist die Zahl weißer Blutkörperchen massiv erhöht – Leukämie. Noch am selben Abend spricht er mit Laura darüber. Bis dahin hatten sie viel gemutmaßt, was dem 33-Jährige fehlen könnte. Haben Symptome gegoogelt, doch das es Leukämie sei könnte, daran hatten sie nicht ernsthaft geglaubt.

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Die Diagnose beschreibt der 33-Jährige als „eine bedrückende Erkenntnis“. An seine Ärzte hat er am nächsten Morgen vor allem eine Frage: „Wie lange habe ich noch?“ Doch die Mediziner können ihn beruhigen. „Es ist zwar eine üble Krankheit, aber es gibt Behandlungsmethoden“, erklärt Alex. Seine Therapie beginnt sofort, dafür wird er in die Charité verlegt und bekommt Kortison. Das Medikament soll die Zahl der weißen Blutkörperchen in seinem Blut senken.

Alex Familie gibt ihm Kraft: „Ich weiß nicht, ob ich das gekonnt hätte"

Seine Verlobte Laura und Alex’ Familie stehen die ganze Zeit hinter ihm. Sie geben ihm Kraft. „Eine Krankheit hat eben auch andere Auswirkungen“, meint der 33-Jährige. „Sie lässt Leute zusammenrücken und man erfährt, wer die wahren Freunde sind.“ Das hätten vor allem die Menschen bewiesen, von denen er gar nicht mit so viel Beistand gerechnet hätte.

Trotzdem würden die Reaktionen auf seine Diagnose sehr unterschiedlich ausfallen. „Nicht alle finden die richtigen Worte“, gibt Alex zu bedenken. Mit Mitleid können er wenig anfangen. Lieber sei ihm ein Kompromiss zwischen „es ist schlimm“ und einer positiven Einstellung auf eine schaffbare Heilung.

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Nach elf Wochen im Krankenhaus: Alex hat einen Spender

Elf Wochen ist diese Diagnose inzwischen her, ebenso lange hat Alex die Klinik nicht verlassen. Dank seiner Medikamente sind zwischenzeitlich keine schlechten weißen Blutkörperchen mehr bei ihm erkennbar. Das Problem ist nur deren Ursprung. Obwohl die Medikamente im Blut wirken, geht die Produktion der weißen Blutkörperchen im Knochenmark weiter.

Laut seiner Ärzte ist Alex damit der perfekte Patient für eine Transplantation. Ein Spender muss her. Meist kommen die Geschwister dafür als erstes infrage, die Wahrscheinlichkeit ist bei ihnen am größten als Spender zu passen. Alex’ Geschwister sind Feuer und Flamme, ihrem Bruder zu helfen. Leider passen sie nicht. Die restliche Familie habe sich auch bei der DKMS typisieren lassen, sagt Alex.

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Diese Woche startet mit guten Neuigkeiten für den 33-Jährigen. Über die DKMS ist ein Spender gefunden worden. Einer Transplantation steht damit nichts mehr im Weg. Einen Termin im Oktober hat Alex auch schon. Für den jungen Mann wendet sich dank des Spenders alles zum Guten. „Man bewertet Dinge neu,“ meint Alex. Zwar müsse seine Hochzeit mit Laura ins nächste Jahr verschoben werden, nach dem Ende seiner Behandlung darf er aber bald wieder nach Hause. Und dann plant er, so schnell wie möglich in einen normalen Alltag zurückzukehren.