Nach erzwungener Landung von Ryanair-Flieger Belarus stoppt Boarding von Lufthansa-Maschine in Minsk

03.05.2021, Hessen, Frankfurt/Main: Eine Passagiermaschine der Lufthansa wird auf dem Flughafen in Frankfurt auf ihre Position gebracht. Am 04. Mai findet die Hauptversammlung der angeschlagenen Airline als rein virtuelle Veranstaltung statt. Foto: Boris Roessler/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
In Minsk wurde das Boarding einer Lufthansa-Maschine nach Frankfurt gestoppt.
brx, dpa, Boris Roessler

Schon wieder wird in Belarus offenbar ein Flugzeug aufgehalten: Unter Verweis auf Sicherheitsbedenken haben die Behörden am Flughafen in Minsk das Boarding einer Lufthansa-Maschine am Montag unterbrochen. Sie nannten zur Begründung einen Hinweis auf einen möglichen terroristischen Akt. Alle Passagiere des Fluges LH 1487 wurden einem weiteren Sicherheitscheck unterzogen.

Behörden in Minsk durchsuchen Passagiere und Flugzeug

Sicherheitskräfte durchsuchten auch das Flugzeug erneut. Hierzu wurde auch die gesamte Fracht und alle Koffer ausgeladen. Betroffen waren 51 Passagiere inklusive fünf Crewmitglieder. Die Lufthansa bestätigte den Vorfall am Montag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Die Maschine konnte der Lufthansa zufolge mit Verspätung dann aber starten.

Das Boarding für den Flug nach Frankfurt am Main sei wegen einer Drohung unterbrochen worden, teilte der Flughafen in Minsk im Nachrichtenkanal Telegram mit. In solchen Fällen müssten „umfassende Maßnahmen“ ergriffen werden, um die Sicherheit zu gewährleisten, hieß es. Der Flug sollte ursprünglich 13.20 Uhr (MESZ) abheben. Die Drohung sei per E-Mail eingegangen, teilte der Airport mit. Angeblich sei eine „terroristische Tat“ angedroht worden.

Blogger aus Ryanair-Maschine gezerrt

Opposition blogger and activist Roman Protasevich, who is accused of participating in an unsanctioned protest at the Kuropaty preserve, waits before the beginning of a court hearing in Minsk, Belarus April 10, 2017. Picture taken April 10, 2017. REUTERS/Stringer
Roman Protasewitsch wurde von den Behörden in Minsk bei der erzwungenen Zwischenlandung festgenommen.
ANI, REUTERS, STRINGER

Die Behörden in Belarus hatten bereits am Sonntag eine Boeing-Maschine von Ryanair auf dem Weg von Griechenland nach Litauen zur Landung gezwungen und dabei den im Exil lebenden Oppositionellen Roman Protasewitsch abgefangen. Zur Begründung für die Zwischenlandung war eine Bombendrohung genannt worden, die sich später als Fehlalarm erwiesen habe. Die belarussischen Behörden betätigten die Festnahme des Bloggers. Er sei in Untersuchungshaft genommen worden, teilte das Innenministerium am Montagabend im Nachrichtenkanal Telegram mit. Die EU verlangt eine internationale Untersuchung des Vorfalls und erwägt Sanktionen gegen Belarus.

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Lufthansa will Luftraum über Belarus meiden

Die Lufthansa kündigte an, den Luftraum des osteuropäischen Landes zunächst meiden. „Aufgrund der aktuell dynamischen Lage setzen wir die Operation im weißrussischen Luftraum vorerst aus“, teilte die Airline am Montagabend mit. Der nächste Flug zwischen Frankfurt und Minsk wäre für diesen Mittwoch geplant. Hierüber solle noch entschieden werden, sagte eine Sprecherin.

Deutschland bestellt belarussischen Botschafter ein

Wegen der erzwungenen Flugzeuglandung in Minsk hat Deutschland den belarussischen Botschafter für Montagabend ins Auswärtige Amt einbestellt. „Die bisherigen Erklärungen der belarussischen Regierung für die erzwungene Landung eines Ryanair-Flugzeuges in Minsk sind abwegig und nicht glaubwürdig. Wir brauchen Klarheit, was sich gestern wirklich an Bord und am Boden zugetragen hat“, sagte Außenminister Heiko Maas (SPD) laut Mitteilung. Und man brauche Klarheit über das Wohlergehen von Roman Protassewitsch und seiner Lebenspartnerin, „die sofort freikommen müssen“.

Staatssekretär Miguel Berger werde das Gespräch mit Botschafter Denis Sidorenko führen. „Zugleich werden die Staats- und Regierungschefs der EU beim heutigen informellen Europäischen Rat über Konsequenzen beraten. Dieser Übergriff kann nicht folgenlos bleiben“, erklärte Maas.

Litauen verhängt Überflugverbot für Belarus

Die litauische Regierung hat inzwischen ein Überflugverbot über den belarussischen Luftraum verhängt. Flugzeuge, die nach Litauen fliegen oder in dem baltischen EU- und Nato-Land starten, dürfen nicht mehr über das benachbarte Belarus fliegen. Das Verbot tritt am 25. Mai um Mitternacht (Koordinierte Weltzeit) in Kraft. Betroffen davon sind nach Angaben der Staatskanzlei in Vilnius bis zu 26 Flüge pro Tag von und nach Litauen. (dpa/reuters/jgr)