RTL-Kommentator erinnert sich

Wie Pelé einst die Zielflagge beim Schumi-Sieg vergaß

Pelé liebte Fußball, liebte Sport und war auch bei der Formel 1 immer ein gern gesehener Gast. Nur mit einer Sache hatte er es nicht so ganz. Dem Fahnenschwenken. Der „König des Fußballs“ sorgte vor 20 Jahren für einen der kuriosesten Formel-1-Momente. Wie sich RTL-Kommentator Heiko Wasser daran erinnert, zeigen wir oben im Video.

Schumacher rast vorbei, Pelé schwenkt nicht ab

Der ehemalige brasilianische Weltklasse-Fußballer Edson Arantes do Nascimento, besser bekannt als "Pele", schwingt am 31.3.2002 beim Formel 1- Rennen in Interlagos nahe Sao Paulo begeistert die Zielflagge. Den Großen Preis von Brasilien gewann der deutsche Formel 1-Pilot Michael Schumacher auf Ferrari mit knappem Vorsprung vor seinem Bruder Ralf (Williams-BMW). Dritter wurde der Schotte Coulthard (McLaren-Mercedes).
Pelé gibt alles beim Schwenken, allerdings zu spät.
picture alliance

Da stand er also, schaute dem Sieger Michael Schumacher zu und vergaß seinen großen Auftritt. Das Nicht-Schwenken der schwarz-weiß-karierten Flagge von Pelé im Jahr 2002 ist eine der denkwürdigen Formel-1-Szenen. Brasilien. Interlagos 2002. Michael Schumacher rast an diesem 31. März im dritten Rennen seinem zweiten Saisonsieg entgegen. Doch nach dem Grand Prix in Sao Paulo sprechen die meisten vor allem darüber: Fußball-Legende Pelé hatte vergessen, die Zielflagge für den Sieger zu schwenken.

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Der Reihe nach. Der Brasilien-GP war ein hitziges Rennen. Pole-Setter Juan Pablo Montoya beschädigte schon kurz nach dem Start seinen Renner, Nick Heidfeld fuhr im Warm-Up dem Medical Car eine Tür ab und vorne kämpften die Brüder Michael (Ferrari) und Ralf Schumacher (BMW-Williams) um den Sieg in Interlagos.

Wasser schwärmte von Pelé

Als sich die Schumacher-Brüder in die letzte Runde begaben, lief auch Pelé schnellen Schrittes zum Flaggenposten am Ziel. Dann passierte es. Der Ferrari-Pilot überquerte die Ziellinie und Pelé vergaß ganz einfach zu schwenken. Nunja. Erst beim zwei Runden zurückliegenden Takuma Sato holte er das Ganze nach - mit sichtlicher Freude. Der Japaner sah also als Erster die Zielflagge. Schnell war aber klar: Es bleibt trotz der Panne bei der eigentlichen Reihenfolge. Schumacher vor Schumacher vor Coulthard (McLaren-Mercedes).

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Live vor Ort war damals Heiko Wasser. Der RTL-Kommentator schwärmte rundenlang über den dreimaligen Weltmeister Pelé. Eben einer der Größten, wenn nicht der Größte seiner Zunft.

Doch als der Brasilianer seinen großen Auftritt im Zielbereich verpasste, gab’s den Seitenhieb von Experte, Co-Kommentator und Nicht-Fußball-Fan Christian Danner. „Du, dein Fußballer-Freund hat vergessen. die Flagge zu schwenken“, gibt Wasser seinen Kollegen wieder.

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Pelé erklärt den Fauxpas

Pelé, damals Sportminister seines Landes, nahm es mit Humor: "Die waren einfach zu schnell. Ich konnte kaum blinzeln, und schon waren sie vorbei“, sagte er hinterher. "Ich wollte so gern die Fahne für einen brasilianischen Fahrer schwenken. Traurig, dass das nicht geklappt hat." Alle drei brasilianischen Piloten (Barrichello, Massa und Bernodli) erreichten das Ziel nicht. Vermutlich war das für Motorsport-Fan Pelé die deutlich schlechtere Nachricht als sein verpasster Einsatz.

Auf der anschließenden Pressekonferenz erklärte Schumacher, wie er die kuriose Endphase erlebt hatte. „Bei dem Tempo und in der Zeit können wir nicht sehen, was los ist, und Mr. Pelé ist sehr klein, also nein, wir wissen nichts. Ich habe nur die Flagge nicht gesehen, das ist mir aufgefallen.". Am Ende der Saison wurde Schumacher zum fünften Mal Weltmeister. Zwei weitere Titel mit der Scuderia sollten folgen. Es blieb aber auch der letzte Sieg in Brasilien für Schumacher.

Wiedersehen mit Michael Schumacher

PELE EHRT FERRARI RENNFAHRER MICHAEL SCHUMACHER MIT EINEM POKAL VOR SEINEM LETZTEN RENNEN BEIM GROSSEN PREIS VON BRASILIEN IN SAO PAULO AM 22.10.2006
/ 221006 / SAO PAULO / BRASILIEN / SÜDAMERIKA  / SPO / 2006 / FORMEL EINS / F1 / FORMEL1 / 1 / GROSSER PREIS VON BRASILIEN / GRAND PRIX / GP / SONNTAG / RENNEN / RENNFAHRER / AKTION / POKAL / TROPHÄE
Michael Schumacher beim Brasilien Grand Prix in Sao Paulo 2006.
CS, action press, ActionPress

Es blieb nicht der einzige Flaggen-Fauxpas in der Motorsport-Königsklasse. 2018 schwenkte das Model Winnie Harlow in Kanada die Fahne eine Runde zu früh. Ein Beinahe-Eklat. Weil die Kanadierin die schwarz-weiß-karierte Flagge eine Runde zu früh schwenkte, wurde das Rennergebnis dem Reglement entsprechend schon nach 68 der 70 Runden gewertet. 2014 zwölf Jahre später in Shanghai war ein lokaler Marshall wie Harlow ebenfalls zu früh dran.

Vielleicht hat Pelé darüber gelächelt, vielleicht war es ihm egal. Er kam weiter zu den Heimrennen in Südamerika.

Pelé überreichte weiter Pokale, herzte zum Beispiel 2006 Michael Schumacher, als er ihm eine Trophäe für dessen Leistungen für den Motorsport in die Hand drückte.

Erinnern wird man sich vor all an die Leistungen auf dem Fußballplatz und das Lächeln von Pele, der an diesem Donnerstag verstorben ist. Am 29.12. Auch das verbindet ihn mit Schumacher. Am gleichen Datum 2013 stürzte der Rekordweltmeister beim Skifahren und verletzte sich schwer. (msc)