Hier rampelt's im Karton!

Behörden-Wahnsinn wegen Beton-Rampe! Arztpraxis muss trotz Ärztemangel schließen

Behörden-Irrsin! Arztpraxis muss schließen Es geht um eine Rampe
03:26 min
Es geht um eine Rampe
Behörden-Irrsin! Arztpraxis muss schließen

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von Ibrahim Kayed und Nele Balgo

Fünf Jahre haben der Hauseigentümer und die Stadt um eine Beton-Rampe gestritten. Jetzt ist Schluss. Aber nicht nur für die Rampe, die den barrierefreien Zugang zum Haus ermöglicht hat, sondern auch für die Arztpraxis im Gebäude. Für die Zulassung der Praxis in Döbern (Brandenburg) ist nämlich ein barrierefreier Zugang nötig – ohne Rampe bleiben aber nur Stufen. Hauseigentümer Arno Rasmus kann darüber nur den Kopf schütteln, so wie auch viele Patienten im Ort, die dringend auf den Arzt angewiesen sind. „Ich habe Pflegestufe 2. Und von heute auf morgen ist die Arztpraxis nicht mehr da. Wo soll man da hingehen?“, beschwert sich die 72-jährige Ursula Kleemand. Die ganze kuriose Geschichte sehen Sie im Video.

Diese barrierefreie Rampe vor der Arztpraxis wurde jetzt abgerissen.
Diese barrierefreie Rampe vor der Arztpraxis wurde jetzt abgerissen.
Arno Asmus

Nächstes MVZ 18 Kilometer entfernt

Auch das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ), Mieter der Praxis, hatte auf einen Kompromiss gehofft. „Wir können keine Praxis betreiben, und dabei die Hälfte der Patienten ausgrenzen.“, so Hans-Ulrich Schmidt, Gesellschafter des Lausitz MVZ Forst. Bis in das nächste MVZ sind es jetzt rund 18 Kilometer Fahrtweg für die Patienten, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln mehr als 45 Minuten. Für viele gehbehinderte Menschen eine Herausforderung. „Es ist ja jetzt für die Bürger von Döbern und Umgebung ja kein Hausarzt mehr da. Und die müssen jetzt bis nach Forst fahren und das sind ja Wege, die man erst einmal bewältigen muss“, sagt Renate Pniok, die momentan an Krücken geht und selbst Patientin der Praxis war.

Neigungswinkel sei gefährlich für Gehbehinderte

Der Ärger fing schon sechs Monate nach Eröffnung der Arztpraxis an. 2017 hatte Arno Asmus die Möglichkeit, in seinem Haus Räume zu einer Arztpraxis umzubauen. Es habe Pläne gegeben, das Bauamt sei auch zur Besichtigung gekommen. Alles wurde genehmigt, nur die barrierefreie Rampe nicht. Damals habe alles schnell gehen müssen, berichtet Asmus im RTL-Interview. Die Rampe wurde also ohne Genehmigung gebaut - auf städtischem Boden. Für Geh- und Radweg seien neben der Rampe dazu nur 1,80 Meter geblieben.

Asmus hoffte damals, mit der Stadt einen Kompromiss zu finden. Doch stattdessen ging der Ärger weiter, so lange, bis gerichtlich entschieden wurde, dass die Rampe weg muss. „Die abgerissene Rampe hatte einen Neigungswinkel, der für gehbehinderte Menschen eine Gefahr darstellte“, schreibt die Amtsdirektorin von Döbern-Land auf RTL-Nachfrage. Dafür hätte die Rampe vor der Praxis laut Amt 12-13 Meter lang sein müssen.

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Konten von Hauseigentümer gepfändet

Die Rampe wurde also illegal gebaut. „Deshalb musste es abgerissen werden, aus dem einfachen Grund, weil dieses Urteil vollstreckt worden ist vom Amt. Vollstreckt heißt, man hat meine Konten gepfändet“, so Asmus. Um wieder Zugriff auf seine Konten zu bekommen, musste Arno Asmus die Rampe nun abreißen. Der Hauseigentümer fühlt sich verraten „weil ich nicht der Meinung war, dass man für eine Arztpraxis, die man hier in den Ort holt, zum Schluss noch bestraft wird.“

Damit die Praxis wieder öffnen kann, muss jetzt eine neue Lösung gefunden werden. Wie die aussieht, weiß Arno Asmus aber noch nicht. Genauso wenig, wer für die Kosten einer neuen barrierefreien Lösung aufkommen soll.