Doppelschlag mit Viren-Therapie
Bauarbeiter war dem Krebs-Tod geweiht - erst Herpesviren konnten ihn heilen

Ein 39-jähriger Bauarbeiter aus West-London wurde nach einer Therapie mit gentechnisch veränderten Viren vollständig von Speicheldrüsen-Krebs geheilt. Laut einer Studie, deren Ergebnisse vom Institute of Cancer Research veröffentlicht wurden, gelang es den Ärzten, durch Injektionen mit modifizierten Herpes-Viren seine Krankheit vollständig zu heilen.
Laufende Phase-I-Studie
Krzysztof Wojkowski ist 39 und lebt in West-London, wo er als Bauarbeiter tätig ist. Er ist einer der Patienten, die an einer laufenden Phase-I-Studie teilgenommen haben, die vom Institute of Cancer Research und dem Royal Marsden NHS Foundation Trust durchgeführt wird. In einer Phase-I-Studie wird das zu testende Arzneimittel erstmalig am Menschen – an einer kleinen Anzahl von gesunden Probanden oder an einer sorgfältig definierten Patientenpopulation - unter kontrollierten Bedingungen angewandt.
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Nächste Station: Palliativ-Pflege
2017 wurde bei Krzysztof Speicheldrüsenkrebs in Mundnähe diagnostiziert. Trotz einiger Operationen und weiterer Behandlungen wuchs der Krebs weiter. „Mir wurde gesagt, dass es keine Optionen mehr für mich gäbe und ich Palliativ-Pflege erhalten würde“, wird er auf der Website des Instituts zitiert. „Es war niederschmetternd, daher war es unglaublich, die Chance zu erhalten, an der Studie teilzunehmen.“
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„Es ist ein wahres Wunder“
Doch die Behandlung einer speziell modifizierten Version des Herpesvirus, das normalerweise Lippenherpes verursacht, hat seinen Krebs wohl geheilt – remissionsfrei, das heißt vollständig. „Ich hatte fünf Wochen lang alle zwei Wochen Injektionen, die meinen Krebs vollständig ausgerottet haben“, berichtet der 39-Jährige weiter. „Ich bin jetzt seit zwei Jahren krebsfrei, es ist ein wahres Wunder, es gibt kein anderes Wort, um es zu beschreiben. Ich konnte wieder als Baumeister arbeiten und Zeit mit meiner Familie verbringen, es gibt nichts, was ich nicht kann.“
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Injektion direkt in den Tumor
Die Injektionen wurden direkt in den Tumor verabreicht. Dort greifen sie dann den Krebs auf zwei Arten an: Indem sie zum einen in die Krebszellen eindringen und sie zum Platzen bringen und zum anderen wird dabei das Immunsystem aktiviert. Im Rahmen der Studie wurden die veränderten Viren an 40 Probanden getestet. Einige erhielten die Virusinjektion namens RP2 allein. Andere erhielten auch ein weiteres Krebsmedikament namens Nivolumab.
Keine Durchbruchstechnologie - aber weiterer Baustein
Es ist nicht die erste Forschung mit modifizierten Viren, die im Kampf gegen den Krebs helfen sollen. Auch mit Masern- und modifizierten Polio-Viren ist bereits erfolgreich experimentiert worden. „Diese Verfahren können in einer Phase-I-Studie aus ethischen Gründen nur an austherapierten Patienten versucht werden“, erklärt uns dazu Medizinexperte Dr. Christoph Specht. Denn: Erst einmal müssen alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft sein. In seinen Augen handelt es sich dabei nicht um eine Durchbruchstechnologie. Er geht vielmehr davon aus, dass diese Methode in Zukunft neben anderen erfolgreiche Therapieformen stehen wird.
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Biontech verfolgt mit mRNA gleiches Prinzip
Ein ähnliches Prinzip verfolgt auch Biontech mit ihrer mRNA-Technologie, ursprünglich habe sich das Unternehmen ja dem Kampf gegen den Krebs verschrieben, so Specht – und dieses Ziel und Prinzip wird bis heute verfolgt. „Die Tumorzellen werden identifiziert und zerstört, in diesem Fall mit Viren, die Antikörper gegen die Krebszellen produzieren“, erklärt Specht uns, „aber bei dem mRNA-Verfahren ist es ähnlich – es ist eine Impfung gegen spezifizierte Krebszellen.“