Antikörper-Wirkstoff wird in Essen getestetFür viele Betroffene die letzte Hoffnung! Wie wirkt die neue Anti-Migräne-Spritze?

ARCHIV - Illustration zu Kopfschmerzen und Migräne (Archivfoto vom 16.03.2004). Immer mehr Arbeitnehmer in Deutschland leiden an psychischen Erkrankungen und können deshalb nicht arbeiten: 2010 war fast jeder zehnte Fehltag darauf zurückzuführen. Besonders häufig seien Frauen mittleren Alters betroffen, die doppelt so oft wie ihre männlichen Kollegen krankgeschrieben werden. Experten fordern, die beruflichen Belastungen zu senken.  Foto: Sächsische Zeitung/Marion Gröning (zu dpa vom 19.04.2011)  +++(c) dpa - Bildfunk+++
20 Prozent der Frauen leiden in Deutschland unter regelmäßigen Migräne-Attacken.

Kopfschmerzen, Sehstörungen, Schwindel, Erbrechen – Migräne ist für Betroffene eine große Belastung, manchmal geradezu unerträglich. Tatsächlich handelt es sich dabei um ein echtes Volksleiden: Laut der Deutschen Gesellschaft für Neurologie von Migräne sind in Deutschland ungefähr 20 Prozent der Frauen und 8 Prozent der Männer betroffen. An der Universität Essen wird nun ein neuer Antikörper-Wirkstoff getestet, der all jenen Hoffnung macht, bei denen bisher nichts Linderung bringen konnte.

Kugeln im Kopf, die gegeneinander preschen

Phia Quantius ist Model und leidet unter Migräne. Bei ihr sind die Attacken besonders heftig. So heftig, dass sie sich danach oft nicht mehr daran erinnern kann. „Als hätte ich zwei Kugeln im Kopf, die gegeneinander preschen“, beschreibt sie den Beginn einer Attacke bei Stern TV. Jahrelang hat Phia ihre heftigen Beschwerden geheim gehalten, doch auf ihrem TikTok-Channel zeigt sie seit Längerem zusammen mit ihrem Freund Malte Zierden eindrucksvoll, was eine Attacke für sie bedeutet, nämlich einen kompletten Knock-out, von dem sie sich oft tagelang erholen muss. Aber sie will den Kampf gegen die Krankheit, die angeboren ist, nicht aufgeben und sich nicht ihr Leben davon diktieren lassen.

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Phia Quantius leidet unter Migräne-Attacken.
Auf TikTok zeigen Phia Quantius und ihr Freund Malte Zierden die schonungslose Wahrheit: SO heftig erwischt es das Model wirklich, wenn eine Migräne-Attacke bevorsteht.
TikTok / phia_quantius

Die Hoffnung ist eine neue Anti-Migräne-Spritze

Auch Nora Burre ist eine Patientin, bei der bislang keine Methode und kein Medikament angeschlagen hat. Die ausgebildete Marketingmanagerin ist auch als Migräne-Coach aktiv, derzeit nimmt sie täglich unter anderem Antidepressiva und Schmerzmittel zur Linderung. Ihre Hoffnung ist ein neues Anti-Migräne-Medikament, das als Injektion verabreicht wird. Es basiert auf Antikörpern und ist seit Kurzem auch in Deutschland erhältlich. Bisher sind drei Wirkstoffe, die auf dieser Basis funktionieren, zugelassen. Die Patienten können sich dabei die Injektion mittels Pen selbst verabreichen. Der neue Wirkstoff darf aber nur von einem Arzt verabreicht werden.

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Prophylaxe mit Antikörper-Injektion

Bei Professor Dr. Dagny Holle-Lee, Oberärztin am Westdeutschen Kopfschmerzzentrum des Universitätsklinikums Essen, ist Nora Burre eine der ersten Patientinnen, bei denen der Wirkstoff angewandt wird. Bei der Antikörper-Behandlung werden 100 Milligramm Eptinezumab mit Wasser verdünnt und intravenös verabreicht – als Prophylaxe gegen eine Attacke. Eptinezumab soll dabei die Bindung des Schmerz auslösenden Neuropeptides im Gehirn verhindern, das als Reaktion auf Entzündungen ausgeschüttet wird. „Die Daten, die wir haben, zeigen, dass die Spritze sehr wenige Nebenwirkungen macht“, sagt die Migräne-Expertin. „Es kann ein wenig zu allergischen Reaktionen kommen, das ist sicher das, was man im Blick behalten muss.“

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Wirkung oft schon nach einer Verabreichung

Bei vielen Patienten wirken die Antikörper auch schon nach der ersten Injektion, erklärt Holle-Lee weiter bei Stern TV. „Wir wissen, dass sie bei chronischer und auch bei episodischer Migräne hervorragend hilft, und wir wissen auch, dass sie bei Patienten hilft, die vielleicht auf vorherige Migräneprophylaxe gar nicht so gut angesprochen haben.“ Die Spritze gibt es alle drei Monate. Stellt sich nach zwölf Wochen keine Linderung ein, wird die Therapie bereits nach der ersten Behandlung abgebrochen. (ija)