Antikörper-Wirkstoff wird in Essen getestetFür viele Betroffene die letzte Hoffnung! Wie wirkt die neue Anti-Migräne-Spritze?

Kopfschmerzen, Sehstörungen, Schwindel, Erbrechen – Migräne ist für Betroffene eine große Belastung, manchmal geradezu unerträglich. Tatsächlich handelt es sich dabei um ein echtes Volksleiden: Laut der Deutschen Gesellschaft für Neurologie von Migräne sind in Deutschland ungefähr 20 Prozent der Frauen und 8 Prozent der Männer betroffen. An der Universität Essen wird nun ein neuer Antikörper-Wirkstoff getestet, der all jenen Hoffnung macht, bei denen bisher nichts Linderung bringen konnte.
Kugeln im Kopf, die gegeneinander preschen
Phia Quantius ist Model und leidet unter Migräne. Bei ihr sind die Attacken besonders heftig. So heftig, dass sie sich danach oft nicht mehr daran erinnern kann. „Als hätte ich zwei Kugeln im Kopf, die gegeneinander preschen“, beschreibt sie den Beginn einer Attacke bei Stern TV. Jahrelang hat Phia ihre heftigen Beschwerden geheim gehalten, doch auf ihrem TikTok-Channel zeigt sie seit Längerem zusammen mit ihrem Freund Malte Zierden eindrucksvoll, was eine Attacke für sie bedeutet, nämlich einen kompletten Knock-out, von dem sie sich oft tagelang erholen muss. Aber sie will den Kampf gegen die Krankheit, die angeboren ist, nicht aufgeben und sich nicht ihr Leben davon diktieren lassen.
Lese-Tipp: Kann diese Wundermütze die Migräne besiegen? Was der Neurologe sagt

Die Hoffnung ist eine neue Anti-Migräne-Spritze
Auch Nora Burre ist eine Patientin, bei der bislang keine Methode und kein Medikament angeschlagen hat. Die ausgebildete Marketingmanagerin ist auch als Migräne-Coach aktiv, derzeit nimmt sie täglich unter anderem Antidepressiva und Schmerzmittel zur Linderung. Ihre Hoffnung ist ein neues Anti-Migräne-Medikament, das als Injektion verabreicht wird. Es basiert auf Antikörpern und ist seit Kurzem auch in Deutschland erhältlich. Bisher sind drei Wirkstoffe, die auf dieser Basis funktionieren, zugelassen. Die Patienten können sich dabei die Injektion mittels Pen selbst verabreichen. Der neue Wirkstoff darf aber nur von einem Arzt verabreicht werden.
Ihr Meinung ist gefragt!
Das Ergebnis dieser Umfrage ist nicht repräsentativ.
Prophylaxe mit Antikörper-Injektion
Bei Professor Dr. Dagny Holle-Lee, Oberärztin am Westdeutschen Kopfschmerzzentrum des Universitätsklinikums Essen, ist Nora Burre eine der ersten Patientinnen, bei denen der Wirkstoff angewandt wird. Bei der Antikörper-Behandlung werden 100 Milligramm Eptinezumab mit Wasser verdünnt und intravenös verabreicht – als Prophylaxe gegen eine Attacke. Eptinezumab soll dabei die Bindung des Schmerz auslösenden Neuropeptides im Gehirn verhindern, das als Reaktion auf Entzündungen ausgeschüttet wird. „Die Daten, die wir haben, zeigen, dass die Spritze sehr wenige Nebenwirkungen macht“, sagt die Migräne-Expertin. „Es kann ein wenig zu allergischen Reaktionen kommen, das ist sicher das, was man im Blick behalten muss.“
Lese-Tipp: Kopfschmerz ist nicht gleich Kopfschmerz – Wann Sie dringend zum Arzt sollten
Wirkung oft schon nach einer Verabreichung
Bei vielen Patienten wirken die Antikörper auch schon nach der ersten Injektion, erklärt Holle-Lee weiter bei Stern TV. „Wir wissen, dass sie bei chronischer und auch bei episodischer Migräne hervorragend hilft, und wir wissen auch, dass sie bei Patienten hilft, die vielleicht auf vorherige Migräneprophylaxe gar nicht so gut angesprochen haben.“ Die Spritze gibt es alle drei Monate. Stellt sich nach zwölf Wochen keine Linderung ein, wird die Therapie bereits nach der ersten Behandlung abgebrochen. (ija)


